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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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folglich müßten wir hier auch jene afrikanischen Dichter finden, die Pacificus von Tivoli dabei erwähnte.«
    In der Tat fand ich, nachdem wir erneut durch die Außenräume des Turmes gegangen waren, in einem Schrank des hinteren Raumes L eine Sammlung verschiedener Werke von Florus, Fronto, Apuleius, Martianus Capella und Fulgentius.
    »Dann wäre es also hier, wo Berengar meinte, daß sich gewisse Rätsel erklären würden«, sagte ich.
    »Ja, irgendwo hier. Er benutzte den Ausdruck ›Finis Africae‹, und das war es, was Malachias so erzürnte.
    Mit ›Finis‹ könnte der letzte Raum gemeint sein, also dieser hier, oder aber . . .« William schlug sich plötzlich mit der Hand vor die Stirn: »Bei den sieben Kirchen von Clonmacnois! Hast du nichts bemerkt?«
    »Was?«
    »Rasch nochmal zurück zu dem Raum S, wo wir unseren Rundgang begonnen haben!«
    Wir eilten zurück und betraten erneut den fensterlosen Raum vor dem Südturm, dessen Inschrift Super thronos viginiti quatuor lautete. Er hatte vier Durchgänge. Einer führte zu dem kleinen Raum Y, der ein Fenster zum Innenhof hatte, ein zweiter zu dem Raum P, der längs der Außenmauer die Buchstabenfolge YSPANIA fortsetzte, ein dritter zu dem Raum E von LEONES, den wir soeben durchquert hatten, dann kam 201
    Der Name der Rose – Vierter Tag
    eine geschlossene Wand und schließlich ein vierter Durchgang, durch den man in den benachbarten fensterlosen Raum namens U gelangte. Der Raum S war der mit dem Spiegel, und zum Glück befand dieser sich unmittelbar zu meiner Rechten an der geschlossenen Wand, sonst hätte ich mich gewiß erneut vor meinem eigenen Bilde erschreckt.
    Als ich meinen Plan genauer betrachtete, fiel mir die Besonderheit dieses Raumes auf. Die fensterlosen Räume vor den drei anderen Ecktürmen hatten fast alle Durchgänge zu dem jeweiligen Siebeneck im Innern des Turms, dieser jedoch hatte keinen. Folglich hätte der Eingang zum siebeneckigen Innenraum im benachbarten Raum mit dem U sein müssen. Doch dort gab es außer dem Durchgang zu unserem Raum S
    nur noch links eine Öffnung zu einem kleinen Raum T mit Fenster zum inneren Achteck, alle übrigen Wände waren geschlossen und mit Bücherschränken zugestellt. Ein nochmaliger Rundblick überzeugte uns endgültig von einer Sonderbarkeit, die nun auch klar aus unserem Plan hervorging: Aus Gründen der Logik und Symmetrie hätte es auch in diesem Turm einen siebeneckigen Innenraum geben müssen, doch wir fanden ihn nicht!
    »Es ist keiner da«, sagte ich.
    »Unsinn, es muß einer da sein. Wenn er nicht da wäre, hätten die Außenräume größer sein müssen, aber sie waren genauso groß wie in den anderen drei Türmen. Er ist da, aber es gibt keinen Eingang.«
    »Vielleicht hat man ihn zugemauert?«
    »Wahrscheinlich. Und damit wären wir nun beim Finis Africae angelangt, jenem geheimnisvollen Ort, den all die neugierigen Mönche umschlichen haben, die nun tot sind. Er ist zugemauert, was freilich nicht heißt, daß es keinen Eingang gibt. Es gibt sogar sicher einen, und Venantius hatte ihn wohl gefunden, beziehungsweise sich das Geheimnis von dem armen Adelmus sagen lassen, der es seinerseits von Berengar wußte. Lesen wir noch einmal seinen verschlüsselten Merksatz.«
    William zog den Pergamentbogen mit der Geheimschrift aus seiner Kutte und las: »Die Hand über dem Idol wirke ein auf den Ersten und Siebenten der Vier.« Er schaute sich um. »Aber natürlich! Das idolum ist das Bild des Spiegels! Venantius dachte auf griechisch, und in jener Sprache, mehr noch als in der unseren, ist eidolon sowohl das Bild als auch das Gespenst, und der Spiegel wirft unser verzerrtes Abbild zurück, das wir selber neulich für ein Gespenst hielten! Aber was sind dann die Vier supra speculum ? Vielleicht etwas auf oder über der reflektierenden Oberfläche? Dann müßten wir sie aus einem bestimmten Winkel betrachten, um zu entdecken, was sich im Spiegel reflektiert und der Beschreibung des Venantius entsprechen könnte.«
    Wir sahen aus allen möglichen Blickwinkeln auf den Spiegel, aber vergebens. Außer unseren eigenen Abbildern ließ er nur vage Konturen der Wände und Bücherschränke im schwachen Licht unserer Lampen erkennen.
    »Ferner«, überlegte William, »könnte supra speculum auch jenseits des Spiegels heißen . . . Aber dann müßten wir erst einmal hinter den Spiegel gelangen, denn er ist sicherlich eine Tür . . .«
    Der Spiegel war höher als ein normaler Mensch und mit Hilfe eines soliden

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