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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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darüber gesprochen?«
    »Das weiß ich wirklich nicht mehr. Zweifellos mit dem Abt, ich mußte ihn schließlich um Erlaubnis bitten, ein so gefährliches Zeug bei mir aufzubewahren. Sicher auch mit einigen anderen, vermutlich im Skriptorium, als ich nach Herbarien suchte, die mir Aufschluß über die Zusammensetzung geben könnten.«
    »Sagtest du mir nicht neulich, daß du die wichtigsten kräuterkundlichen Werke im Hospital hast?«
    »Gewiß, eine ganze Reihe sogar.« Severin deutete stolz in eine Ecke, wo mehrere Dutzend Folianten auf den Regalen standen. »Aber ich suchte damals gewisse Bücher, die ich nicht bei mir, haben durfte und die auch Malachias nicht ohne Sondererlaubnis des Abtes herzeigen wollte.« Er senkte die Stimme, als wollte er nicht, daß ich seine Worte verstand. »Weißt du, in einem verborgenen Winkel der Bibliothek werden nämlich auch Werke der Negromantik aufbewahrt, Schriften über Schwarze Magie und Teufelsrezepte. Einige dieser Werke durfte ich schließlich zu Zwecken der Wissenschaft konsultieren, und ich hoffte, womöglich eine Beschreibung des Giftes und seiner Wirkungen darin zu finden. Aber vergebens.«
    »Demnach hattest du mit Malachias darüber gesprochen?«
    »Natürlich, ja, und vielleicht auch mit Berengar, der damals bereits sein Gehilfe war. Aber bitte zieh daraus keine voreiligen Schlüsse, es waren gewiß auch andere Mönche in der Nähe, die es mitgehört haben könnten. Du weißt, das Skriptorium ist manchmal ganz schön voll …«
    »Ich verdächtige niemanden. Ich versuche mir nur ein möglichst genaues Bild zu machen. In jedem Fall ist die Sache, wie du sagst, schon ein paar Jahre her, und da frage ich mich … Nun ja, findest du es nicht auch höchst merkwürdig, daß jemand so lange im voraus ein Gift entwendet haben sollte, um es erst jetzt zu benutzen? Das würde ja heißen, daß hier schon seit langer Zeit ein böser Wille im Dunkeln lauert und Mordpläne hegt …«
    Severin bekreuzigte sich, in seinem Blick lag Entsetzen. »Gott sei uns allen gnädig!«
    Mehr gab es in der Tat nicht zu sagen. Wir deckten die Leiche Berengars wieder zu. Sie mußte nun hergerichtet werden für die Begräbnisfeier.

Vierter Tag

LAUDES
    Worin die Untersuchung der Wasserleiche den sonderbaren Befund einer schwarzen Zunge ergibt, was William dazu veranlaßt, mit Severin ein Gespräch über tödliche Gifte zuführen sowie über einen Diebstahl vor langer Zeit.
    Muß ich erzählen, wie wir den Abt informierten, wie die Mönche vor der kanonischen Stunde aus dem Schlaf fuhren und verstört durcheinanderliefen, auf den Lippen entsetzte Schreie, die Blicke verzerrt vor Schrecken und Schmerz? Wie die Nachricht von unserem grausigen Fund sich in Windeseile über das ganze Plateau verbreitete bis zu den Dienern und Stallknechten, die sich hastig bekreuzigten unter allerlei Stoßgebeten? Ich weiß nicht, ob die Mette an jenem Morgen ordnungsgemäß zelebriert wurde, wie es die Regel gebot. Ich folgte William und Severin, die Berengars sterbliche Hülle bedecken und im Hospital auf einen langen Tisch legen ließen.
    Sobald der Abt und die anderen Mönche gegangen waren, zogen der Bruder Botanikus und mein Meister das Tuch von der Leiche und musterten sie ausgiebig mit der Nüchternheit erfahrener Mediziner.
    »Tod durch Ertrinken«, stellte Severin fest, »daran besteht kein Zweifel: das Gesicht aufgedunsen, der Leib gebläht …«
    »Ja, aber nicht infolge gewaltsamer Fremdeinwirkung«, sagte William, »sonst hätte Berengar sich gewehrt und wir hätten die Spuren von Wasserspritzern rings um die Wanne gefunden. Es war aber alles ganz sauber und ordentlich, als hätte Berengar sich aus freien Stücken ein Bad bereitet und friedlich hineingelegt.«
    »Das würde mich nicht überraschen«, meinte Severin. »Er litt an sporadischen Krämpfen, ich selber hatte ihm wiederholt gesagt, daß warme Bäder ein gutes Mittel sind, um Körper und Geist zu beruhigen, und er hatte in letzter Zeit mehr als einmal mit meiner Erlaubnis das Badehaus aufgesucht. So mag er es auch heute nacht getan haben …«
    »Gestern nacht«, korrigierte William, »denn wie du siehst, hat diese Leiche schon mindestens einen Tag lang im Wasser gelegen.«
    »Mag sein, daß es auch schon gestern nacht war«, gab Severin zu, worauf ihn William in groben Zügen, unter Auslassung mancher Begleitumstände, über die Ereignisse der vorigen Nacht ins Bild setzte – recht oberflächlich, um die Wahrheit zu sagen: Er unterschlug

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