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Der Name der Welt

Der Name der Welt

Titel: Der Name der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Johnson
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Weg. «Sie haben immer noch eine Anlage unten am Bach. Die meisten von uns machen einen Bogen darum.»
    Offenbar gewannen einige der heutigen Nutzer des Geländes seiner unheimlichen Geschichte viel ab. J. J. wurde zunehmend lebhafter, während er mir davon erzählte, obwohl von denen, die uns hier über den Weg liefen, sichtlich niemand auch nur irgendetwas viel abgewann und so mancher mich an die vormaligen Bewohner denken ließ. Im seltsam ungewohnten Frühling, endlich ohne Kopfbedeckung, die Jacke offen und misstrauisch die warme Luft einatmend, sahen wir bestimmt alle wie Verrückte aus. Dass einige von uns torkelten und schlurften, während sie, in Hausschuhen und Schlafanzug unter dem Mantel, mit rehabilitierten Köpfen simple Bewegungsabläufe neu trainierten, machte die Sache nicht besser.
    Genau so ein Mensch, wie ich ihn eben beschrieben habe, versperrte uns nun den Weg – ein lächelnder Mann mit hoch über den Kopf erhobener Hand – und sagte zu mir: «Ich möchte Ihnen gern meine Adresse geben.»
    J. J. sprang mir bei und sagte: «Schön. Aber brauchen wir Ihre Adresse?»
    Der Mann stand da mit etwas Schlagseite, als kämpfte er gegen starken Wind an, die Linke erhoben und die Finger um einen imaginären Taktstock oder eine unsichtbare kleine Fackel gekrallt. «Ich möchte Ihnen gern meine Adresse geben.»
    «Na schön», sagte ich. «Dann machen Sie mal.»
    «Ich möchte Ihnen gern meine Adresse geben», sagte der Mann. «Ich möchte Ihnen gern meine Adresse geben.»
    Eine Weile stand er mit erwartungsvoll und forschend hochgezogenen Brauen vor uns, als wären nun wir am Zug. Als wir um ihn herumgingen, setzte er seinen Weg mit hocherhobener linker Hand fort.
    Nachdem J. J. mir das Gelände und alles andere gezeigt hatte, die für Leute meines Schlages vorgesehenen Büroräume, die Kopierer, die Cafeteria und die Toiletten, und nachdem ich Mrs. Towne vorgestellt worden war, der grauhaarigen Sekretärin im Blümchenkleid, die für alle Mitarbeiter des Forums arbeitete (nur sah ich keine; hier war der Hund begraben), nach dieser kurzen Tour also lud er mich in sein Büro ein, rückte uns zwei Stühle zurecht, setzte sich, legte die Füße auf den Schreibtisch und sagte: «Ich furchte, wir haben nichts für Sie.»
    «Tja», sagte ich und fühlte mich düpiert, verärgert und erleichtert zugleich. Ich wollte da gar nicht arbeiten, es sei denn, um einen Horrorfilm zu drehen. «Es hat jedenfalls Spaß gemacht, mir das alles mal anzusehen.»
    Er ließ mich damit abblitzen und verfiel in eine lange Erläuterung von Finanzierungsfragen und so weiter, die mich schon beinahe wieder zu interessieren begann, oder eigentlich interessierten mich eher sein Unbehagen und seine überraschende und charmante Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen.
    «Schauen Sie, Michael», sagte er schließlich und stand auf. «Ich erzähle Ihnen Blödsinn. Hier geht’s um Politik. Die Leute von der Stiftung sind allesamt wohlhabende Linke. Und Sie mussten ausgerechnet für Senator Thom arbeiten!»
    Ich lachte und sagte: «Von müssen kann nicht die Rede sein.»
    Und er sagte: «Michael, ich könnte wirklich einen Freund gebrauchen. Kommen Sie, ich führe Sie zum Essen aus.»
    Ich zögerte zu lange. Er musste bemerkt haben, dass ich nach einer Ausflucht suchte.
    «Seit heute bin ich geschieden», sagte er.
    Ich hatte davon gehört. Seine Frau, eine Campus-Schönheit, war von einem Gastautor, dem berühmten Romancier T. K. Nickerson, umworben und verführt worden. Die letzten Scheidungsdetails hatte sie von der Wohnung in Rom aus geklärt, in der sie jetzt mit dem Autor zusammenlebte.
    «Gut. Gehen wir was essen», sagte ich.
    Ich ließ ihn in Ruhe aufräumen und spazierte draußen allein unter einer übernatürlichen Wolkenlandschaft hin und her. Die untergehende Sonne tränkte die Unterseite riesiger Formationen mit Farbe. Die ganze Welt war pink. Während ich vor dem Gebäude wartete, kam ein Mann auf mich zu, derselbe, der uns schon vor einer Weile aufgehalten hatte, und noch immer, auch jetzt im pastellfarbenen Zwielicht, umklammerte er ein großes, unsichtbares Ding. Mit der freien Hand hielt er mir ein Stück Papier hin. «Hier. Das ist meine Adresse. Da steht sie.»
    «Sind das Sie? Robert Hicks?»
    «Prüfen. Robert Hicks», sagte er. «Wie heißen Sie?»
    «Mike.»
    «Mike wie?»
    «Reed.»
    «Reed was?»
    «Michael Reed. So heiße ich.»
    «Prüfen. Michael Reed», sagte er.
    «Wer sind diese anderen Leute?» Auf dem

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