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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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entgegengeschleudert
     und die Beine in die Hand genommen. Zusammen mit den Zeitschriften waren den jungen Schupos auch die pornographischen Hochglanzfotos
     um die roten Ohren geflattert. Ihre Bewunderung für die Kunstfertigkeiten der Fotomodelle hätte sie beinah vergessen lassen,
     dem flüchtigen Händler nachzusetzen. Und als sie endlich die Verfolgung aufnahmen, war der Mann im Chaos der Baustellen rund
     um den Alex verschwunden. Das brachte den beiden Schupos kurz darauf im Präsidium den zweiten Satz rote Ohren ein, als sie
     ihren Fund auf Lankes Schreibtischablieferten und Bericht erstatteten. Der Chef der Inspektion E konnte sehr laut werden. Kriminalrat Werner Lanke vertrat die
     Auffassung, dass Freundlichkeit seiner Autorität schaden könnte. Rath musste daran denken, wie sein neuer Chef ihn vor vier
     Wochen begrüßt hatte.
    »Ich weiß, dass Sie gute Beziehungen haben, Rath«, hatte Lanke ihn angeschnauzt. »Doch wenn Sie denken, Sie müssen sich deshalb
     nicht schmutzig machen, dann haben Sie sich geschnitten! Hier wird niemand geschont! Ein Mann, um den ich nicht gebeten habe,
     schon gar nicht!«
    Seinen ersten Monat in der Inspektion E hatte er nun fast hinter sich. Die Zeit war ihm vorgekommen wie eine Strafe. Und vielleicht
     war es das ja auch. Obwohl sie ihn nicht degradiert hatten, nur versetzt. Er hatte Köln verlassen müssen, und auch die Mordkommission.
     Aber er war immer noch Kriminalkommissar! Und er hatte nicht vor, ewig bei der Sitte rumzuhängen. Er verstand nicht, wie der
     Onkel das aushielt, aber dem Kollegen schien die Arbeit für die E sogar Spaß zu machen.
    Oberkommissar Bruno Wolter, wegen seiner gemütlichen Art von den meisten Kollegen Onkel genannt, leitete ihre Ermittlungsgruppe und auch die heutige Razzia. Draußen im Hof des Polizeireviers stand der Mannschaftswagen,
     Wolter besprach dort mit den beiden Damen von der weiblichen Kriminalpolizei und dem Bereitschaftsführer die Einzelheiten
     der geplanten Aktion. Jeden Moment konnte es losgehen. Sie warteten nur auf Jänickes Anruf. Rath stellte sich vor, wie der
     Frischling in der muffigen Wohnung saß, die sie für die Observierung des Ateliers beschlagnahmt hatten – in einer Hand das
     Fernglas, während die andere nervös über dem Telefonhörer zitterte. Auch Kriminalassistent Stephan Jänicke war erst Anfang
     April zur Sitte gekommen, ganz frisch von der Eiche gefallen , wie Wolter ihn manchmal aufzog, denn Jänicke war direkt von der Polizeischule Eiche zum Dienst am Alex beordert worden.
     Doch der blonde, wortkarge Ostpreuße ließ sich von den Frotzeleien der älteren Kollegen nicht beirren, er nahm seinen Beruf
     ernst.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Rath drückte die Zigarette aus und griff nach dem schwarz glänzenden Hörer.
    Der Mannschaftswagen hielt direkt vor einer großen Mietskaserne in der Hermannstraße. Misstrauisch schauten die Passanten
     zu, wie die jungen Uniformierten von der Pritsche sprangen. Polizei war in diesem Teil der Stadt nicht gern gesehen. Im Halbdunkel
     des Torbogens, der zu den Hinterhöfen führte, wartete Jänicke, die Hände in die Manteltaschen gegraben, den Kragen hochgeschlagen
     und die Hutkrempe in die Stirn gezogen. Rath musste ein Lachen unterdrücken. Jänicke gab sich die größte Mühe, wie ein abgebrühter
     Großstadtbulle auszusehen, doch die ewig roten Wangen verrieten den Jungen vom Lande.
    »Da müssen jetzt ungefähr ein Dutzend Leute drin sein«, sagte der Frischling und versuchte mit Rath und Wolter Schritt zu
     halten. »Ich habe einen Hindenburg gesehen, einen Bismarck, einen Moltke, Wilhelm eins und Wilhelm zwo und sogar einen Alten
     Fritz.«
    »Na, ich hoffe auch ein paar Mädels«, sagte der Onkel und steuerte den zweiten Hof an. Die beiden Damen lächelten säuerlich.
     Die Zivilbeamten und zehn Uniformierte folgten dem Oberkommissar zum zweiten Hinterhaus. Auf dem Hof spielten fünf Jungen
     mit einer Blechdose Fußball. Als sie das Polizeiaufgebot sahen, blieben sie stehen und ließen die Dose eine letzte scheppernde
     Pirouette drehen. Wolter legte den Zeigefinger an die Lippen. Der Älteste, er mochte vielleicht elf Jahre zählen, nickte stumm.
     Oben wurde ein Fenster zugeschlagen. Photoatelier Johann König, 4. Etage verkündete ein Messingschild am Treppenaufgang.
    Der Onkel hatte einen seiner zahlreichen Informanten in der Berliner Unterwelt bemühen müssen, um König auf die Spur zu kommen,
     denn der Fotograf war

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