Der Nebel weicht
an, weil sie nicht allzu bedeutend war; aber sie brachten trotzdem wie überall ihre Ladung aus Windpocken, Masern und Tuberkulose mit, so daß nicht viele des braunen Volks übrigblieben. Später entwickelte sich, von kaukasischem Blut unterstützt, eine gewisse Widerstandsfähigkeit, und es wurde Zeit für Kopraplantagen, Religion, Seife und internationale Konferenzen, auf denen darüber entschieden wurde, ob dieses Atoll gemeinsam mit vielen anderen London, Paris, Berlin oder Washington gehören sollte – große Dörfer am anderen Ende der Welt.
Schließlich wurde ein Modus vivendi gefunden, zu dem Kopra, Christentum, Tabak und Handelsschoner gehörten. Die Bewohner der Insel, die unterdessen bereits aus einem Gemisch verschiedener Rassen bestanden, waren einigermaßen zufrieden, obwohl sie jetzt mehr Sorgen als früher hatten; und als einer ihrer jungen Männer, der durch eine Verkettung seltsamer Zufälle in Amerika studiert hatte, zurückkehrte und den alten Zeiten nachtrauerte, wurde er von den Leuten ausgelacht.
Dann entschied irgend jemand in einem Büro auf der anderen Seite der Welt, daß die Insel gebraucht werde. Vielleicht für einen Marinestützpunkt oder als Versuchsstation – die bleichen Männer führten so viele Kriege und verbrachten den Rest ihrer Zeit damit, neue vorzubereiten. Es spielt keine Rolle mehr, für welche Zwecke das Atoll damals benötigt wurde, denn es sind keine Menschen mehr dort. Die Eingeborenen wurden irgendwohin umgesiedelt und verbrachten ihre letzten Jahre krank vor Heimweh. Darum kümmerte sich allerdings niemand, denn das Atoll wurde zur Verteidigung der Freiheit des Abendlandes benötigt, und nach einiger Zeit waren die letzten Angehörigen der alten Generation gestorben, und die jungen Leute dachten nicht mehr daran. Inzwischen störten die Weißen das friedliche Leben der Möwen, indem sie Gebäude errichteten und die Lagune mit Schiffen füllten.
Dann wurde die Insel aus irgendeinem unwichtigen Grund wieder verlassen. Vielleicht war ein Vertrag daran schuld, vielleicht aber auch eine Niederlage im Krieg oder ein wirtschaftlicher Zusammenbruch. Der Wind und der Regen und die Ranken waren nie besiegt worden. Jetzt machten sie sich daran, alle Spuren der Menschen zu beseitigen.
Einige Jahrhunderte lang hatten die Menschen die Geschichtslosigkeit der Tage und Nächte, des Regens, der Sonne, der Sterne und der Hurrikane gestört, aber jetzt waren sie wieder verschwunden. Die Brandung stürmte gegen die Riffe an, und Unterwasserströmungen nagten an den Fundamenten der Insel, aber es gab viele Korallentierchen, und sie bauten weiter. Die Insel würde noch eine Million Jahre oder länger bestehen, so daß es keinen Grund zur Eile gab. Tagsüber sprangen die Fische aus dem Wasser der Lagune, Möwen lauerten auf ihre Beute, und die Bäume und der Bambus wuchsen rasch. Nachts schien der Mond silbern auf die Wellen, die sich am Strand brachen, und ein einsamer Hai zog eine Leuchtspur hinter sich her, während er um die Insel schwamm. Überall herrschte Frieden.
Der Jet sank lautlos aus der Dunkelheit und den Sternen herab. Unsichtbare Radarfinger tasteten den Boden auf, und eine Stimme murmelte über einen Lichtstrahl: „Tiefer … hier herüber … okay, langsam weiter.“ Das Flugzeug setzte in einer Lichtung auf, dann stiegen zwei Männer aus.
Andere kamen ihnen entgegen – undeutliche Schatten in der mondhellen Nacht. Einer von ihnen sprach mit Akzent: „Doktor Grunewald, Doktor Manzelli, darf ich bekannt machen – Major Rosowski … Sri Ramavashtar … Mister Hwang Pu-yi …“ Er ratterte die Liste herunter; einschließlich der beiden Amerikaner waren etwa ein Dutzend Männer auf der Insel versammelt.
Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre diese Versammlung eigenartig, wenn nicht gar unvorstellbar gewesen: ein russischer Offizier, ein hinduistischer Mystiker, ein französischer Philosoph und Theologe, ein irischer Politiker, ein chinesischer Kommissar, ein australischer Ingenieur, ein schwedischer Finanzier – es war, als ob die ganze Erde sich zu einer geheimen Rebellion versammelt hätte. Aber niemand von ihnen war das, was er vor der Veränderung gewesen war, und ihr gemeinsamer Nenner war die Sehnsucht nach etwas Verlorenem.
„Ich habe das Steuergerät mitgebracht“, sagte Grunewald. „Was ist mit der schweren Maschinerie?“
„Alles hier. Wir können jederzeit anfangen“, erklärte der Ire.
Grunewald warf einen Blick auf seine Uhr. „Noch
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