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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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    Philip K. Dick
     
     
    Zehn Jahre nach dem Blitz
     
     
     
     
    BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Science Fiction Action Band 21 177
     
    © Copyright 1964 by Philip K. Dick
    All rights reserved
    Deutsche Lizenzausgabe 1984
    Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach
    Originaltitel: THE PENULTIMATE TRUTH
    Ins Deutsche übertragen von Waltraud Götting
    Titelillustration: David Hardy
    Umschlaggestaltung: Quadro-Grafik, Bensberg
    Druck und Verarbeitung:
    Elsnerdruck GmbH, Berlin
    Printed in Western Germany
    ISBN 3-404-21177-4
     
    Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
     
    1
     
    Nebel kann von außen hereintreiben und dich umfangen – er kann eindringen. Am hohen, breiten Fenster seiner Bibliothek – einem ozymandiesken Bauwerk aus Zementbrocken, die einst, in einem anderen Zeitalter, die Auffahrt zur Küstenautobahn gebildet hatten – war Joseph Adams in Gedanken versunken und beobachtete den Nebel, den des Pazifiks. Und weil der Abend bereits hereingebrochen war und die Welt sich verdunkelte, ängstigte ihn dieser Nebel ebensosehr wie jener andere Nebel, der im Innern, der nicht eindrang, sondern sich regte und streckte und die leeren Winkel des Körpers füllte. Gewöhnlich bezeichnet man diesen letzteren Nebel als Einsamkeit.
    »Mach mir etwas zu trinken«, nörgelte Colleen hinter seinem Rücken.
    »Ist dir der Arm abgefallen?« entgegnete er. »Kannst du die Zitrone nicht ausdrücken?« Er wandte sich vom Fenster ab, durch das sich der Blick auf tote Bäume, den Pazifik und seine Dunstschicht am Himmel bot, und zog einen Augenblick lang in Erwägung, ihr wirklich einen Drink zu machen. Und dann wurde ihm klar, was er zu tun hatte, wo sein Platz war.
    Er setzte sich hinter den Rhetorisator an dem Marmortisch, der aus einem ausgebombten Haus im Russischen Viertel des ehemaligen San Francisco gerettet worden war, und betätigte die Einschalttaste.
    Murrend entfernte sich Colleen und machte sich auf die Suche nach einem Bleiernen, der ihr den Drink bereiten sollte. An seinem Tisch und Rhetorisator sitzend, hörte Joseph Adams, wie sie sich entfernte und verspürte Erleichterung. Aus irgendeinem Grund – doch war er nicht erpicht darauf, sein Gewissen allzu gründlich zu erforschen – war er in Colleen Hacketts Anwesenheit einsamer als ohne sie, und ohnehin waren seine Cocktails am späten Sonntagabend ungenießbar; sie gerieten ihm immer zu süß, als hätte einer seiner Bleiernen versehentlich eine Flasche Tokajer ausgegraben, und er hätte ihn anstelle von trockenem Wermuth in die Martinis gemischt. Merkwürdigerweise machten die Bleiernen, wenn man sie sich selbst überließ, niemals diesen Fehler ... war das ein Zeichen? Joe Adams dachte darüber nach. Werden sie schlauer als wir?
    An der Tastatur des Rhetorisators tippte er umständlich das gewünschte Substantiv. Eichhörnchen. Dann fügte er, nach zwei Minuten tiefen, schwerfälligen Nachdenkens, das bestimmende Adjektiv schlau hinzu.
    »Fertig«, sagte er, lehnte sich zurück und drückte die Wiedergabetaste.
    Als Colleen, das hohe Ginglas in der Hand, die Bibliothek wieder betrat, begann der Rhetorisator, ihm in der Audiodimension zu übermitteln: »Es ist ein kluges altes Eichhörnchen«, sagte er blechern (er verfügte nur über einen Zweizollautsprecher), »und doch ist die Klugheit dieses kleinen Burschen nicht seine eigene; die Natur hat ihn damit ausgestattet.«
    »Ah, gut«, sagte Joe Adams heftig und schaltete seinen glatten Apparat aus Stahl und Plastik mit all den vielen Mikrobestandteilen aus; er verstummte. Jetzt erst bemerkte er Colleen. »Entschuldige. Aber ich bin müde. Warum kann nicht irgendein Mensch in verantwortlicher Stellung, Brose oder General Holt oder Marschall Harenzany, den Sonntagabend irgendwo zwischen Freitag nacht und ...«
    »Mein Lieber«, sagte Colleen und seufzte. »Ich habe gehört, daß du nur zwei semantische Einheiten eingetippt hast. Gib ihm mehr zu tun.«
    »Ich werde ihm jede Menge zu tun geben.« Er drückte die Einschalttaste und tippte einen ganzen Satz, während Colleen ihm, an ihrem Glas nippend, über die Schulter sah. »Gut so?«
    »Ich werde einfach nicht schlau aus dir«, sagte Colleen. »Ob du nun deine Arbeit leidenschaftlich liebst oder sie verabscheust.« Sie las den Satz laut: »Die gutunterrichtete tote Ratte tummelte sich unter dem stummen, rosafarbenen Klotz.«
    »Hör zu«, sagte er grimmig. »Ich möchte sehen, was dieser

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