Der Neue Frühling
Habseligkeiten vernichtet – ohne einen Hinweis auf andere Schwarze Schwestern zu finden – und machte Platz für Edeyn Arrel, die sich das Haar ungleichmäßig kurz geschnitten hatte und in einem weißen Kleid durch den Flur glitt. Man flüsterte, dass sie vorhabe, sich aus der Welt zurückzuziehen. Moiraine glaubte, dass sie das bereits getan hatte. Die großen Augen der Frau sahen abgehärmt und alt aus. In gewisser Weise sahen sie fast so aus wie die Augen ihrer Tochter in Moiraines Erinnerung, voller Verzweiflung und dem Wissen des nahenden Todes.
Als sie ihre Gemächer betrat, sprang Siuan von einem Sessel hoch. Es schien Wochen her zu sein, seit Moiraine sie zuletzt gesehen hatte. »Du siehst aus, als hättest du ins Köderbecken gegriffen und einen Säbelzahnfisch gefunden«, knurrte sie. »Was eigentlich nicht überraschend ist. Ich habe Trauer immer gehasst, wenn sie Leuten galt, die ich kannte. Jedenfalls können wir aufbrechen, wann immer du bereit bist. Rahien wurde in einem Bauernhaus fast zwei Meilen vom Drachenberg entfernt geboren. Bis heute Morgen ist Merean nicht in seiner Nähe gewesen. Ich glaube nicht, dass sie ihm nur auf einen Verdacht hin etwas antun wird, auch wenn sie eine Schwarze ist.«
Nicht der Auserwählte. Irgendwie hatte Moiraine fast damit gerechnet. »Merean wird keinem mehr etwas antun, Siuan. Du kannst deinen Verstand gebrauchen, um ein Rätsel für mich zu lösen.« Sie ließ sich in einem Sessel nieder und fing mit dem Ende an, danach berichtete sie hastig, obwohl Siuan stöhnte und mehr Einzelheiten wissen wollte. Es war fast so, als erlebte sie es noch einmal. Als sie darauf zu sprechen kam, was zu dieser Konfrontation geführt hatte, war das fast eine Erleichterung. »Vor allem wollte sie Diryk tot wissen, Siuan; ihn hat sie zuerst getötet. Und sie hat versucht, Lan zu töten.«
»Das ist doch Wahnsinn«, knurrte Siuan. »Was hat ein achtjähriger Junge mit einem kaltherzigen Löwenfisch wie Lan zu tun?«
»Glück. Diryk hat einen Sturz überlebt, der sein Tod hätte sein müssen, und alle sagen, dass Lan der Mensch auf der Welt ist, der am meisten Glück hat, sonst hätte ihn die Große Fäule schon vor Jahren getötet. Das ergibt ein Muster, aber für mich sieht dieses Muster verrückt aus. Vielleicht hat sogar dein Schmied etwas damit zu tun. Und Josef Najima in Canluum, wer kann das schon sagen. Auch er war ein Glückskind. Finde du für mich die Lösung. Ich glaube, es ist wichtig, aber ich begreife nicht, wieso.«
Siuan ging auf und ab durch das Zimmer, trat ihren Rock hoch, rieb sich das Kinn, murmelte »Männer mit Glück« und »der Schmied stand plötzlich auf« und anderes, das Moiraine nicht verstehen konnte. Auf einmal blieb sie abrupt stehen und sagte: »Sie ist nicht einmal in die Nähe von Rahien gegangen, Moiraine. Die Schwarzen Ajah wissen, dass der Drache wiedergeboren wurde, aber sie wissen verdammt noch mal nicht, wann! Vielleicht ist es Tamra gelungen, das vor ihnen zu verheimlichen. Oder vielleicht waren sie zu brutal, und sie ist gestorben, bevor sie es aus ihr herausbringen konnten. Das muss es sein!« Ihr Eifer verwandelte sich in Entsetzen. »Beim Licht! Sie töten jeden Mann oder Knaben, der die Macht lenken könnte! Oh, da soll man mich doch zu Asche verbrennen, Tausende könnten sterben, Moiraine. Zehntausende!«
Das ergab auf schreckliche Weise einen Sinn. Männer, die die Macht lenken konnten, wussten selten, was sie taten, zumindest am Anfang. Anfangs schienen sie einfach nur Glück zu haben. Das Geschick war ihnen günstig, und mitunter erregten sie landesweit Aufsehen, so wie der Hufschmied. Siuan hatte Recht. Die Schwarze Ajah hatte ein Massaker begonnen!
»Aber sie wissen nicht, dass sie nach einem Baby suchen müssen«, sagte Moiraine. So hart, wie sie sein musste. »Ein Säugling zeigt keine Anzeichen. Wir haben mehr Zeit, als wir gedacht hätten. Allerdings nicht genug, um unvorsichtig zu sein. Jede Schwester könnte eine Schwarze sein. Ich halte Cadsuane dafür. Sie wissen, wer auf der Suche ist. Wenn eine von Tamras Sucherinnen den Jungen findet und sie sie mit ihm erwischen, oder wenn sie beschließen, eine von ihnen zu verhören, statt sie zu töten, sobald es ihnen zweckdienlich erscheint ...« Siuan starrte sie an. »Unsere Aufgabe ist noch nicht beendet«, sagte Moiraine.
»Ich weiß«, erwiderte Siuan langsam. »Ich hätte nur nie gedacht ... Nun, wenn es Arbeit gibt, holt man Netze ein oder weidet Fische aus.« Aber
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