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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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interne Dinge ziehe ich vor, intern zu regeln. Ich erzähle Euch das nur, weil es Euch betrifft. Ihr versteht?«
    Moiraine nickte. Natürlich. Keine Bank konnte es sich erlauben, dass bekannt wurde, dass einer ihrer Angestellten Bestechungsgelder annahm. Vermutlich war der junge Mann nur deshalb so leicht davongekommen, weil er der Sohn oder Neffe von jemandem war, sonst hätte es genauso gut sein können, dass er flussabwärts getrieben wäre. Ohne Schiff. Bankiers waren harte Leute.
    Frau Dormaile fragte nicht, was Moiraine wusste oder von der Sache hielt. Das ging sie nichts an. Ihre Miene verriet nicht einmal Neugier. Diese Diskretion war einer der Gründe, warum Moiraine in der Burg nie viel Geld aufbewahrt hatte. Als Novizin, die nicht in die Stadt durfte, war es unnötig gewesen, aber ihr Bedürfnis für Privatsphäre ließ sie dieses Verhalten auch als Aufgenommene fortführen. Das Burggesetz verlangte, dass jede Ajah zu gleichen Teilen in der Bank der Burg repräsentiert wurde, und jetzt, da sie die Stola trug, wollte sie nicht, dass andere Blaue über ihre Geschäfte Bescheid wussten, von den anderen Ajahs ganz zu schweigen, und vor allem nicht nach dem, was man ihr gerade mitgeteilt hatte.
    Der einzige Grund, aus dem die Burg Frau Dormailes Brief zurückhalten würde, bestand darin, dass der Saal hoffte, sie zu der Annahme zu verleiten, dass sie sich dagegen entschieden hatten, sie auf den Sonnenthron zu setzen. Aber sie hatten den ersten Zug gemacht, beziehungsweise, da sie so vorsichtig sein mussten wie Diebe, die den gut bewachten Geldbeutel einer Lady abschneiden wollten, schon viel mehr als den ersten. Genug, dass jemand ihre Beweggründe in Erfahrung bringen wollte. Nichts anderes erklärte, warum ein Cairhiener herausfinden sollte, wofür sie ihr Geld ausgab. O beim Licht, sie würden es tun, bevor sie wusste, wie ihr geschah, falls sie keinen Ausweg fand.
    Natürlich ließ sie sich nichts anmerken, sondern trank mit kleinen Schlucken den Wein, ließ die warme Süße die Kehle hinunterrinnen, nach außen hin die personifizierte heitere Ruhe. »Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen, Frau Dormaile, zum Schaden Eures Hauses. Bitte transferiert eine angemessene Entschädigung von meinen Konten auf das Eure.« Die Bankiersfrau protestierte zweimal, wie es sich gehörte, und senkte den Kopf, bevor sie es mit einem Zögern annahm, das Moiraine kaum bemerkte. Beim Licht, sie musste einen Ausweg finden!
    Sie musste anfangen, Pläne zu schmieden. Nicht, um wegzulaufen, sondern um bereit zu sein. Sie übertrug den Geldbrief und gab Instruktionen, die bei Frau Dormaile nicht das geringste Anzeichen von Überraschung entlockten. Vielleicht, weil sie ebenfalls Cairhienerin und an Daes Dae'mar gewöhnt war, vielleicht waren auch alle Bankiers so stoisch. Vielleicht hatte sie auch andere Aes Sedai als Kunden. Falls es sich so verhielt, würde Moiraine das nur erfahren, wenn es die Schwestern ihr erzählten. Ein Grab war weniger verschwiegen als Ilain Dormaile.
    Zurück in der Burg stellte sie Erkundigungen an, bis sie sich für eine Schneiderin entschieden hatte. Nicht weniger als fünf Blaue bezeichneten Tamore Alkohima als die Beste in Tar Valon, und selbst die, die andere empfahlen, gaben zu, dass Tamore sehr gut war, also nahmen sie und Siuan am folgenden Nachmittag Sänften zu Frau Alkohimas Geschäft, wobei Siuan über das Fahrgeld murrte. Es war nur ein Silberpfennig. Es hatte beträchtliche Mühe gekostet, Siuan dazu zu überreden, sie zu begleiten. Wie konnte diese Frau nur auf die Idee kommen, dass vier Kleider reichten? Sie würde lernen müssen, nicht so knauserig zu sein.
    Frau Alkohimas Betrieb gehörte zu einer Anzahl großer Läden, die das Erdgeschoss eines Gebäudes einnahmen, das nur aus Kurven zu bestehen schien; die Wände wurden von hohen Regalen gesäumt, in denen sich Ballen Seide und feine Tuche in jeder vorstellbaren Farbe stapelten. Das Geschäft passte sehr gut zu Tamore Alkohima. Sie war sehr hellhäutig für eine Domani und hätte Gitara fast jungenhaft aussehen lassen. Als sie kam, um sie zu begrüßen – ihre fransenbesetzten Stolen sorgten für eine persönliche Begrüßung –, schien sie nicht zu gehen, sondern anmutig zwischen den kleineren Regalen voller Spitze und Schleifen und den mit halb fertig gestellten Kleidungsstücken behängten Schneiderpuppen vorbeizufließen. Ihr halbes Dutzend Assistentinnen machten alle tiefe Knickse, junge hübsche Frauen in vorzüglich

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