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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch das zweite Geschoss zerbrach klappernd an seinem Helm. Der nächste Pfeil jedoch traf den Halbling und bohrte sich tief genug in seine Schulter, um den winzigen Körper vollkommen zu durchdringen und erst an Groxmox’ Schuppenpanzer zum Stillstand zu kommen.
    Samuel schrie erneut (und dieses Mal ja auch irgendwie zu Recht) wie ein abgestochenes Schwein am Spieß, bäumte sich in Groxmox’ Armen auf und verlor das Bewusstsein.
    Da war ein ganz kleiner Teil in Groxmox, der ihm zuflüstern wollte, dass er den Halbling nur fallen lassen musste, um genug Schnelligkeit zu gewinnen, dass er dem Rest der Pfeilsalve entkam. Aber das hätte auch bedeutet, ihn dem sicheren Tod zu überlassen, und so presste Groxmox den winzigen Körper schützend an sich und stolperte geduckt weiter.
    Drei, vier, fünf Pfeile prallten von seinem Rücken und den gekrümmten Schultern ab, ohne ihn zu verletzen, doch ihre schiere Wucht brachte ihn ins Stolpern und ließ ihn noch langsamer werden. Dann traf der erste Pfeil seinen ungeschützten Hals und bohrte sich so tief hinein, dass Groxmox vor Qual aufschrie und eine schwarze Fontäne aus Orkblut über den bewusstlosen Halbling spie.
    Es war der erste Pfeil, der seine Schuppen durchschlug, aber nicht der letzte, doch es war die steinerne Kugel des Katapultes, die seinen Schädel schließlich wie ein Hammerschlag traf und ihn bewusstlos über dem sterbenden Halbling zusammenbrechen ließ.
    Ein reißender Schmerz in seinem linken Handgelenk und eine Woge von Übelkeit erregendem Gestank weckten ihn. Groxmox hätte nicht sagen können, was schlimmer war, doch an Schmerz war er gewohnt, und seit wann störten ihn üble Gerüche? Er beschloss, noch einen Moment einfach mit geschlossenen Augen liegen zu bleiben und einfach das Gefühl zu genießen, noch am Leben zu sein.
    Etwas machte Klick hinter seiner Stirn, und dann wurde Groxmox klar, wie ungewöhnlich aber auch alles war, was er da gerade dachte. Schmerzen und üble Gerüche waren das Lebenselixier seiner Art, und Sterben bedeutete nichts. Orks schlüpften, um auf dem Schlachtfeld zu sterben. Abgesehen von Muxlux war er der Einzige aus seinem ganzen Gelege, der noch am Leben war.
    Aber der Schmerz war wirklich schlimm, und der Gestank kaum weniger. Außerdem war da noch irgendetwas, worum er sich kümmern musste, auch wenn er vergessen hatte, was. Also öffnete er widerwillig die Augen und sah den Verursacher sowohl des einen als auch des anderen direkt vor sich. Es war sein Eiling Muxlux, der genüsslich an seinem Handgelenk nagte.
    »He!«, beschwerte sich Groxmox.
    Muxlux blinzelte überrascht, biss aber nur umso fester zu und zerrte an einer Sehne, die sich beharrlich weigerte, den Mundvoll Fleisch freizugeben, den er schon aus Groxmox’ Arm gebissen hatte.
    »Das tut weh!«, sagte Groxmox. »Und ich bin noch nicht tot, falls du das noch nicht gemerkt hast!«
    Muxlux glotzte nur noch dümmlicher, zog nach Kräften, und die Sehne riss mit einem peitschenden Knall und traf ihn so unglücklich im Auge, dass es zu bluten begann; was Groxmox die Mühe abnahm, es ihm aus Rache auszudrücken. »Aber ich bin hungrig!«, sagte der andere mit vollem Mund, schluckte geräuschvoll und starrte die heftig blutende Wunde in Groxmox Arm sabbernd vor Gier an.
    »Denk nicht mal dran«, warnte ihn Groxmox.
    »Aber –«, begann Muxlux, und Groxmox bereitete der ohnehin sinnlosen Diskussion ein Ende, indem er ihn kräftig genug auf die Nase boxte, um sie nicht nur zu brechen, sondern ihn auch halb benommen nach hinten kippen zu lassen.
    »Ich habe dich gewarnt«, murmelte er, während er sich umständlich herum – und in eine halb sitzende Position rollte und den blutenden Arm an die Brust drückte. Die Wunde heilte bereits, aber sie tat wirklich ekelhaft weh, und das war von allen Außergewöhnlichkeiten bisher vielleicht die außergewöhnlichste. Schmerz gehörte zu seinem Leben wie das Töten und die allabendlichen Saufgelage. Schmerz war ihm vertraut, solange er denken konnte. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass ihm jegliche Pein jemals so sehr zugesetzt hatte.
    »Warum hast du das gemacht?«, jammerte Muxlux, der sich in diesem Augenblick ebenfalls wieder aufsetzte und seine zur Seite gebogene Nase in Form zu bringen versuchte. Blut und Schleim liefen aus seinem ausgeschlagenen Auge und über die schief zusammengewachsene Wange. Er leckte beides weg und schmatzte genießerisch, was ihn aber nicht daran hinderte, in weinerlichem Ton

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