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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber auch sehr schnell, riss er Samuels Hemd auf, begutachtete die Wunde (sie sah wirklich übel aus, wenn man bedachte, wie klein und empfindlich diese Wichte waren) einen Moment und presste dann seinen verletzten Arm darauf. Der Biss, den Muxlux ihm zugefügt hatte, war noch immer nicht ganz verheilt, sodass sich sein Blut zischend und unter heftigem Qualm und Gestank mit dem des Halblings vermischte. Samuel kreischte schon wieder und begann sich so heftig hin und her zu werfen, dass Groxmox sich gezwungen sah, ihn mit der freien Hand auf den Boden zu pressen. Muxlux wimmerte im Schlaf, und auch an den benachbarten Lagern hob sich das eine oder andere geschuppte Gesicht und sah verstört in ihre Richtung.
    »Nicht so laut!«, sagte Groxmox erschrocken. »Wenn sie dich sehen, bist du tot.« Und er vermutlich auch.
    Plötzlich war da etwas Seltsames. Ein Empfinden, das Groxmox so fremd war, dass es ihn allein deshalb schon fast zu Tode erschreckte: das Gefühl, aus unsichtbaren Augen angestarrt und belauert zu werden. Der Panik eindeutig näher, als er zugeben wollte, richtete sich Groxmox kerzengerade auf und blickte sich um. Aber da war nichts. Sie waren allein – soweit man in einem Lager voller Orks allein sein konnte, hieß das – doch das Gefühl des Belauertwerdens war eher noch stärker geworden; als befände er sich unversehens im Fokus einer Aufmerksamkeit, die alles überstieg, was er jemals erlebt hatte.
    Das Gefühl war unheimlich und wühlte ihn auf eine Art auf, die er überhaupt nicht verstand. Doch bei aller Fremdartigkeit hatte diese Ahnung, unter feindseliger Beobachtung zu stehen, zugleich etwas auf beinahe noch unheimlichere Weise Vertrautes. Und er wusste wieso: Heute Nachmittag während des Tötens war es ihm nicht aufgefallen, doch nun und im Nachhinein erinnerte er sich dafür umso besser. Als er das Zelt und die unheimlichen Schatten am anderen Flussufer gesehen hatte, war es genauso gewesen, nur hatte er das Gefühl in seinem orkischen Blutrausch nicht an sich herangelassen. Aber jetzt? Was geschah hier?
    Natürlich fand er keine Antwort auf diese Frage, doch wenigstens hatte Samuel aufgehört zu kreischen. Wenn man es genau nahm, dann hatte er mit allem aufgehört. Er warf sich auch nicht mehr verzweifelt hin und her, sondern zuckte und röchelte nur noch ein ganz kleines bisschen. Groxmox sah einen Moment lang verwirrt auf ihn herab, dann zog er hastig die Hand zurück und wurde mit einem leisen Knacken und einem pfeifenden Atemzug belohnt, als sich Samuels Rippen wieder geradebogen und er atmen konnte.
    »Entschuldige«, sagte er verlegen. »Geht es wieder?«
    Samuel starrte ihn aus tränennassen Augen an, als wäre das die dümmste Frage, die er jemals gehört hatte, hustete eine Antwort, die er nicht einmal selbst verstand und setzte sich dann mit einem Ruck auf. Seine Augen quollen vor Unglauben schier aus den Höhlen, während er seine durchbohrte Schulter anstarrte. Oder um genauer zu sein: Seine nicht mehr durchbohrte Schulter. Die Wunde war zu einer gerade einmal daumennagelgroßen Narbe geschrumpft, und selbst diese verblasste so schnell, dass man dabei zusehen konnte.
    »Aber, aber wie … aber das … Wie hast du das gemacht?«, stammelte er.
    »Na, so wie man das eben macht«, erwiderte Groxmox, was zugleich die einzige Antwort war, die er dem Halbling überhaupt geben konnte. Tatsächlich wunderte er sich, hatte er doch noch nie über diese Frage nachgedacht. Es war ebenso, wie es war. Basta!
    »Dann könnt ihr … zaubern?«, staunte Samuel. »Es tut nicht einmal mehr weh!«
    Groxmox schüttelte nur den Kopf und deutete aus derselben Bewegung heraus auf sein angefressenes Handgelenk. »Das Blut.«
    »Orkblut?« Samuel riss die Augen noch weiter auf. »Orkblut heilt Wunden?«
    »Hmm«, machte Groxmox. Samuel sprach eine Selbstverständlichkeit aus, über die der Ork bisher ebenfalls noch nie nachgedacht hatte. Aber er hatte auch bisher noch nicht geahnt, dass sein Blut dieselbe Wirkung auf Halblinge haben könnte. Allmählich bekam er Kopfschmerzen von all dem Neuen und Verwirrenden.
    »Eure Wunden heilen … einfach so?«, stammelte Samuel. »Und so schnell?«
    Groxmox nickte, und nun sah Samuel regelrecht entsetzt aus. »Dann … dann seid ihr unsterblich«, hauchte der Halbling. »Kein Wunder, dass wir euch nicht besiegen können! Das ist nicht fair!«
    »Oh, man kann uns schon töten«, antwortete Groxmox rasch. »Fast alle meine Eilinge sind schon gefallen. Aber es ist

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