Der Orkling (German Edition)
nicht wirklich lange an. Sie wurde spätestens in dem Moment zu etwas anderem, in dem Muxlux ihm den Sattel samt Pferd unter dem Leib wegtrat.
Der Krieger schrie vor Überraschung und Furcht auf, kämpfte mit wild rudernden Armen um ein Gleichgewicht, das er schon lange nicht mehr hatte und fiel genau in Muxlux’ ausgestreckte Hände – oder wäre es, hätte Groxmox in diesem Moment nicht den Morgenstern losgelassen, der prompt auf Muxlux ohnehin lädiertem Fuß landete und seinen großen Zeh an den Boden nagelte. Sein Eiling kreischte vor Schmerz und riss den Fuß mit solchem Ungestüm zurück, dass sein Zeh blieb, wo er war. Dann begann er auf einem Bein herumzuhüpfen, und Groxmox konnte den stürzenden Elben mit beiden Armen auffangen, sein Knie in die Höhe reißen und ihm das Rückgrat brechen.
Der Elb heulte vor Schmerz und erschlaffte dann in seinen Armen, und Groxmox ließ ihn fallen. Er machte sich nicht die Mühe, ihn zu töten, sondern bückte sich stattdessen nach dem Morgenstern, hob ihn auf und nestelte mit ungeschickten Bewegungen Muxlux’ abgerissenen Zeh von der rostigen Eisenspitze. Etwas huschte in seinen Augenwinkeln entlang und war verschwunden, bevor er es richtig erkennen konnte, und ein dünner Schmerz biss in seine Wade, als hätte jemand eine Nadel hineingestoßen. Groxmox ignorierte sowohl das eine als auch das andere, fuhr auf dem Absatz herum und war mit einem einzigen großen Schritt bei seinem Eiling, der noch immer auf einem Bein herumhüpfte und dabei schrie, als würde ihm bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen.
»Hier!«, überbrüllte ihn Groxmox, indem er ihm den Zeh hinhielt. Erneut meinte er einen Schatten zu erahnen, der irgendwo zu seinen Füßen herumwuselte, und jetzt spürte er ein heftiges Brennen in der anderen Wade, und gleich darauf einen dritten und nun wirklich üblen Schmerz, der tief in seinen Knöchel biss. Ganz instinktiv trat er aus und meinte auch etwas getroffen zu haben, das mit wirbelnden Gliedmaßen und kreischend davonflog, doch in diesem Moment heulte Muxlux noch lauter auf und schlug mit beiden Fäusten nach ihm. Groxmox wich den ersten zwei oder drei ungestümen Hieben aus, doch als er sich einen üblen Nasenstüber einhandelte, trat er Muxlux das gesunde Bein weg und schubste ihn vorsichtshalber auch noch ganz um, als er auf dem Hinterteil landete.
»Ist das dein Dank?«, polterte er. »Ich bringe dir deinen Zeh zurück, und du schlägst mich?«
Sein Eiling heulte nur noch lauter vor Schmerz und Wut und trat nach ihm; unglückseligerweise tat er dies jedoch mit dem verletzten Fuß, sodass Groxmox zwar zurückstolperte, er selbst aber so schrill aufjaulte, dass man es nun bis zu den Schwarzen Klippen hören musste.
»War ja nur nett gemeint«, sagte Groxmox. »Und du willst ihn wirklich nicht zurück?«
Muxlux kreischte eine hysterische Antwort, die er nicht verstand, und Groxmox betrachtete den abgerissenen Zeh noch einen Herzschlag lang nachdenklich. Da er sich dabei erinnerte, wie sehr er Verschwendung hasste, verschlang er ihn kurzerhand.
»Halbling!«, murmelte Muxlux. »Verdammte Halblinge!«
»Wieso beleidigst du mich?«, beschwerte sich Groxmox. »Du wolltest ihn nicht, und es ist gutes Fleisch!«
»Halbling«, grummelte Muxlux nur noch einmal. Er knetete seinen verstümmelten Fuß, rollte sich auf die Seite und gestikulierte mit einer blutigen Hand auf einen Punkt irgendwo hinter Groxmox. Ihm war nicht sonderlich wohl bei der Vorstellung seinem dermaßen wütenden Eiling den ungeschützten Rücken zuzudrehen. Er blickte sich dennoch um und sah, was Muxlux gemeint hatte.
Es war keine Beschimpfung gewesen. Das Töten hielt mit unverminderter Wut an, doch etwas hatte sich geändert: Zwischen den kämpfenden Elben und Orks wuselten plötzlich zahlreiche kleine Gestalten herum. Kaum halb so groß wie die weißgerüsteten Krieger und geradezu lächerlich klein gegen seine eigenen Eilinge und Brüder, schwangen die in winzige Rüstungen und Helme gekleideten Neuankömmlinge drollige Spielzeugschwerter und -äxte.
Da war eine Erinnerung, die sich rühren wollte, aber prompt verschwand, als er danach griff, doch er sah auch so, wovon Muxlux sprach. Es waren tatsächlich Halblinge, Hunderte, wenn nicht gar Tausende der großfüßigen Zwerge, die sich mit dem Mut der Verzweiflung in das Töten warfen, obwohl sie rein gar nichts erreichen konnten, außer eben den eigenen sicheren Tod.
Groxmox machte einen Schritt und blieb mit einem
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