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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fortzufahren: »Ich bin dein Eiling, und dauernd haust du mich! Du kannst es nur nicht ertragen, dass ich besser bin als du und mehr Spitzohren erschlagen habe!«
    »Das ist mir egal«, antwortete Groxmox, »und außerdem hast du das auch nicht.«
    »Hab ich wohl«, beharrte Muxlux, »und außerdem –« Er riss die Augen auf. »He! Was ist das denn?«
    Groxmox’ Blick folgte der anklagend ausgestreckten Hand, und erst da bemerkte er, dass Muxlux und er nicht allein waren. Unter ihm und von seinem Gewicht halb in den weichen Boden gepresst lag ein winziger Bursche mit verstrubbeltem Haar, aus dem etliche Strähnen herausgerissen waren und außergewöhnlich großen Füßen. Er hatte einen Schuh verloren, sodass man sehen konnte, dass sie nicht nur besonders groß, sondern auch stark genug behaart waren, um eher an struppige Igel am Ende der Beine zu erinnern. Außerdem ragte eine verbogene Pfeilspitze aus seiner Schulter.
    Groxmox erschrak, zog das Gesicht des Halblings mit einem saugenden Geräusch aus dem Morast und drehte ihn hastig auf den Rücken.
    »Samuel?«, fragte er alarmiert. »Lebst du noch?«
    Der Halbling stöhnte, spukte eine Ladung Schlamm und Speichel aus und begann zu würgen – was wohl Ja heißen sollte.
    Neben ihm empörte sich Muxlux: »He! Du kennst diesen Großfuß?«
    »Nein«, behauptete Groxmox, riss einen Streifen aus Muxlux’ Hemd und begann Samuels Gesicht damit sauber zu wischen. Der Halbling rang japsend wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft, aber immerhin atmete er, und Muxlux fuhr in noch viel empörterem Tonfall fort:
    »Doch kennst du ihn! Jetzt verstehe ich!«
    »Du verstehst gar nix«, maulte Groxmox, ohne seinen Eiling auch nur anzusehen. Er war immer noch damit beschäftigt, Samuels Mund und Nase zu säubern, damit der Halbling wieder atmen konnte; eine Aufgabe, die ihm mit seinen groben Fingern unerwartet schwerfiel.
    »Und ob ich verstehn tun tu!«, giftete Muxlux. »Ihr kennt euch! Wahrscheinlich macht ihr gemeinsame Sache! Deshalb hast du immer einen mehr! Du hebst’en dir auf, damit du am Ende immer noch ein’ mehr zum Erschlagen hast! Ich hab immer gewusst, dass du bescheißt!«
    Groxmox wollte antworten, doch ihm war auch klar, dass sein Eiling ihm ohnehin weder zugehört noch eine eventuelle Antwort verstanden hätte, sodass er das Einzige tat, was im Moment sinnvoll war. Er schlug seinem Eiling die geballte Faust hart genug auf den Schädel, um ihm dieses Mal wirklich das Bewusstsein zu rauben. Danach wandte er sich wieder an den Halbling.
    »Geht es dir besser?«, fragte er.
    »Besser?«, krächzte Samuel; eigentlich wimmerte er es. »Ich … ich sterbe gerade, du grüngesichtige … Schuppenfresse. Nur falls es dir bisher noch nicht aufgefallen … sein sollte!«
    »Sterben?« Groxmox war ein wenig verwirrt, doch dann sah er auf Samuels Schulter hinab, gewahrte den abgebrochenen Pfeil darin, nickte, ließ die Bewegung aber auch praktisch sofort in ein Kopfschütteln übergehen. »Aber das ist doch nur eine Schramme.«
    »Für dich vielleicht, du Grobian«, wimmerte der Halbling. »Das wäre … fast schon wieder komisch, wenn es mich nicht … auch das Leben kosten würde. Von meinen eigenen Leuten … erschossen!«
    Groxmox sah den abgebrochenen Pfeil genauer an und stellte mit einem Gefühl leiser Überraschung fest, dass die Wunde immer noch blutete. Kurz entschlossen packte er zu und riss ihn mit einem kräftigen Ruck aus Samuels Fleisch. Der Halbling reagierte mit einem schrillen Kreischen, bäumte sich auf und fiel dann in Ohnmacht. Aus seiner Wunde sprudelte das Blut jetzt, statt zu fließen. Groxmox fühlte sich ein ganz kleines bisschen schuldig. Er hatte Samuel nicht wehtun wollen, es aber ganz offensichtlich getan. Er musste aufpassen. Schließlich wusste er doch, wie zerbrechlich Halblinge waren. Immerhin hatte er genug von ihnen getötet.
    So behutsam, dass es den Halbling nicht einmal einen einzigen Zahn kostete, schlug er Samuel abwechselnd rechts und links auf die Wange, bis der schließlich stöhnend die Augen wieder aufschlug. Sein Blick war verschleiert, doch etwas Dunkles tobte tief darunter, das selbst Groxmox erschreckte.
    »Geht es dir besser?«, fragte er, ehrlich besorgt.
    »Besser?« Samuel hustete ein wenig Blut auf seine Hand. »Ja. Jetzt geht es wenigstens … schneller.«
    Groxmox war schon wieder verwirrt, aber endlich verstand er. Mit schlechtem Gewissen, weil er dem Halbling dadurch erneute Schmerzen zufügen musste, dafür

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