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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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    Prolog

Einunddreißig Tote.
    Dies ist die Geschichte, die von dem heftigsten Sturm erzählt, dessen Ausläufer die Stadt Brighton Lake seit ihrer Gründung im Jahr 1879 gestreift haben. Die Chroniken der Stadt berichten von nur einem Sturm, der ein ähnliches Ausmaß erreicht hatte und das war im Jahr 1945 gewesen - diejenigen, die wissen, was geschah, wenden sich ab, wenn sie gefragt werden.
    Wir müssen uns wohl alle glücklich schätzen, dass dieser Sturm, obwohl (und hauptsächlich, weil) er so heftig war, die Stadt nur am Rande gestreift hat, sagte Bill Langdon, Chief des Brighton Lake Police Departments. Wie gut, dass dort oben, wo er am schrecklichsten wütete, nur wenige Menschen unterwegs waren. Und welch ein Unglück, dass ein Leck zu dieser bedauerlichen Explosion im Hotel geführt hat.
    Einunddreißig Menschen verschwanden in diesem Sturm, allesamt Gäste und auswärtige Mitarbeiter jenes Hotels, das dort oben in den Wäldern lag. Verirrte Wanderer, schlecht angezogen, keine Planung, Touristen eben, die zu weit hinausgegangen waren und vom Sturm überrascht wurden. Hinterfragt wurde nichts. Wieso auch, es waren Unbekannte, die verschwanden. In Brighton Lake hielt man nicht viel von ihnen. Nach einigen Monaten legte der Chief den Fall zu den Akten und nach ein paar Jahren wusste niemand mehr, dass dort oben einmal Menschen spurlos verschwunden waren.
    Einunddreißig.
    Das Vergessen kam schnell in Brighton Lake.
    Seltsam war nur, dass sich sämtliche Gäste des Hotels gleichzeitig in jenem Sturm verirrt haben mussten, seltsam war nur, dass niemand auch nur die geringste Spur von ihnen gefunden hatte.
    Als hätten sie sich alle gleichzeitig in Luft aufgelöst.
    Der Platz dort oben wurde gemieden, aber niemand in der Stadt sprach darüber. Dort, wo der Sturm sein Auge geöffnet hatte, stand jetzt nur noch eine ausgebrannte Ruine jenes Hotels, das einst prächtig gewesen war.
    Sie fragen sich, was dort geschah?
    Lieber Leser, ich will Ihnen erzählen, was geschah.

 
1
     
    22. November, 8.23 Uhr
     
    Sie erreichen die Stadt Brighton Lake, Whatcom County, Staat Washington.
    Diese Schrift auf einem erdig braunen Schild lugte frech zwischen all dem Schnee hervor, als hätte sie nur darauf gewartet, ihn zu ärgern. Jack Carver lenkte den Lieferwagen jene steile Straße hinauf, die er bei sich gerne die Rampe nannte - die Scheiß-Rampe, und fragte sich, warum er um alles in der Welt ausgerechnet hier war.
    Er könnte gute tausend Kilometer entfernt sein, an einem weißen Strand mit Mädchen in knappen Bikinis und bunten Blumenschmuck, Cocktails und der warmen Sonne auf seiner Haut - stattdessen saß er nun hier.
    Dieses Hier lag auf den verschneiten Straßen der Kleinstadt Brighton Lake im hintersten Norden des Bundesstaates Washington, gleich vor der kanadischen Grenze, hinter dem Steuer eines Lieferwagens, dessen Frachtraum mit Lebensmitteln vollgestopft war. Er drehte am Knopf des Radios, hörte die letzten Takte von James Blunt's »You're Beautiful« (Blödsinn, dachte Jack), bevor der Sprecher dazwischenquatschte. Ein riesiges Tiefdruckgebiet ziehe über den Norden der USA hinweg, über Washington, Washingtons Norden und damit über Brighton Lake, sagte er, und Jack stellte das Radio aus. Das weiß ich schon. Schließlich muss ich nur einen Blick aus dem Fenster werfen.
    Draußen war der Himmel ein tiefes, dunkles Grau. Es schneite nicht, aber der Wind heulte über die wetterschiefen Dachfirste und erzählte davon, dass der Abend lang, schneereich und düster werden würde. Zu beiden Seiten der Straße waren Schneehaufen aufgeschaufelt, die der letzte Schneepflug beiseitegeschoben hatte. Die Straße glänzte silbrig, was am sich langsam bildenden Glatteis lag, und Jack wusste, dass der Pflug in den nächsten Stunden nicht mehr fahren würde. Vielleicht sogar nicht mehr vor dem nächsten Morgen.
    Aber es störte ihn nicht. Er würde die Waren abliefern und dann wieder verschwinden, und das, noch bevor der Nachmittag anbrach. Alles eine Sache des perfekten Timings.
    Doch zuvor würde er Kaffee brauchen, und zwar äußerst starken. Der übermüdete Blick, den ihm der Mann aus dem Spiegel zuwarf, zeugte nicht von Erholung und Gesundheit. Jack lenkte den Wagen auf den Parkplatz des letzten Restaurants (»Brighton Inn«, die mit den besten Pfannkuchen, die sie in ihrem Leben essen werden - Jack hatte welche gegessen und war eher froh, dass er überhaupt noch am Leben war) vor dem Ende der Stadt. Der Kaffee

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