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Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King

Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King

Titel: Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Der Geist im Computer
    Vor zehn Jahren an meinem sechsten Geburtstag verschwand mein Vater.
    Nein, er ist nicht abgehauen. Das würde ja bedeuten, dass er seine Koffer gepackt hätte, dass Schubladen plötzlich leer gewesen wären und dass ich von ihm, wenn auch verspätet, Geburtstagskarten mit einem Zehndollarschein darin bekommen hätte. Abhauen würde auch bedeuten, dass er mit Mom und mir nicht mehr glücklich gewesen wäre oder dass er irgendwo anders eine neue Liebe gefunden hätte. So war es aber nicht. Und er ist auch nicht gestorben, denn davon hätten wir gehört. Es gab keinen Autounfall, keine Leiche, keine Polizisten, die am Tatort eines grausamen Mordes herumgestanden hätten.
    Es geschah in aller Stille.
    An meinem sechsten Geburtstag nahm mein Vater mich mit in den Park, was damals einer meiner Lieblingsplätze war. Es war ein verschwiegener kleiner Park mitten im Nirgendwo, mit einem Pfad für Jogger und einem trüben grünen Teich, der von Nadelbäumen umgeben war. Wir standen am Ufer und fütterten die Enten, als plötzlich auf dem Parkplatz hinter dem Hügel die Glocke eines Eiswagens bimmelte. Ich bettelte meinen Dad an, mir ein Eis
zu kaufen. Er lachte, gab mir ein paar Scheine und ließ mich zu dem Wagen laufen.
    Da habe ich ihn das letzte Mal gesehen.
    Als die Polizei später die Gegend absuchte, entdeckten sie am Ufer seine Schuhe, sonst nichts. Sie haben Taucher in den Teich geschickt, aber der war kaum drei Meter tief, und auf dem Grund fanden sie nur Zweige und Schlamm. Mein Vater war spurlos verschwunden.
    Noch Monate später hatte ich immer wieder diesen Alptraum, in dem ich oben auf dem Hügel stand, hinunterschaute und sah, wie mein Vater in den Teich watete. Sobald das Wasser über seinem Kopf zusammenschlug, hörte ich das Lied des Eiswagens im Hintergrund – eine schleppende, unheimliche Melodie mit einem Text, den ich nicht richtig verstehen konnte. Jedes Mal, wenn ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, wachte ich auf.
    Kurz nachdem mein Vater verschwunden war, zog meine Mutter mit mir in ein winziges Nest mitten in den Sümpfen von Louisiana. Mom sagte, sie wolle »ganz neu anfangen«, aber tief in mir drin wusste ich immer, dass sie vor irgendetwas davonlief. Es sollte allerdings noch zehn Jahre dauern, bis ich herausfand, wovor.
     
    Mein Name ist Meghan Chase.
    In weniger als vierundzwanzig Stunden werde ich sechzehn Jahre alt.
    Sweet Sixteen. Das hat etwas Magisches. Mit sechzehn werden Mädchen angeblich zu Prinzessinnen, verlieben sich, gehen auf Bälle und all so was. Unzählige Geschichten, Lieder und Gedichte wurden über dieses wundervolle
Alter geschrieben, in dem ein Mädchen seine wahre Liebe findet, die Sterne nur für sie leuchten und der umwerfend gut aussehende Prinz mit ihr in den Sonnenuntergang reitet.
    Ich glaubte nicht, dass es bei mir so laufen würde.
    Am Tag vor meinem Geburtstag wachte ich auf, stellte mich unter die Dusche und wühlte dann in meinem Kleiderschrank, um etwas zum Anziehen zu finden. Normalerweise hätte ich mir das nächstbeste, halbwegs saubere Teil geschnappt, das auf dem Boden herumlag, aber heute war ein besonderer Tag. Heute war der Tag, an dem Scott Waldron mich endlich bemerken würde. Ich wollte perfekt aussehen.
    Allerdings war die Abteilung für angesagte Klamotten in meinem Schrank hoffnungslos unterbesetzt. Während andere Mädchen stundenlang heulend vor ihrem Kleiderschrank verbrachten, weil sie sich nicht entscheiden konnten, was sie anziehen sollten, gab es in meinem lediglich drei Kategorien: Klamotten von der Wohlfahrt, Sachen aus dem Secondhandladen und Arbeitskleidung.
    Ich wünschte, wir wären nicht so arm. Ich weiß ja, dass Schweinezucht nicht gerade ein glamouröser Job ist, aber man sollte doch meinen, dass Mom es sich leisten könnte, mir wenigstens eine schicke Jeans zu kaufen. Angewidert starrte ich in meinen spärlich bestückten Kleiderschrank. Na ja, ich schätze, ich werde Scott einfach mit meinem natürlichen Charme und meiner Anmut umhauen müssen, vorausgesetzt, ich mache mich vor ihm nicht total zum Idioten.
    Schließlich entschied ich mich für eine Cargohose, ein
neutrales grünes T-Shirt und mein einziges ausgelatschtes Paar Sneakers. Dann zog ich noch schnell die Bürste durch meine weißblonden Haare. Meine Haare waren glatt und sehr fein und gerade mal wieder dabei, dämlich um meinen Kopf zu schweben, sodass ich aussah, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Ich band sie zu einem

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