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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Elayne und schien den mürrischen Blick nicht zu bemerken, den diese ihr zuwarf. »Lan, bitte bring Reanne hierher. Es wird wohl am besten sein, wenn man auf dem Hof als erstes ein vertrautes Gesicht sieht.« Lan riß sein Pferd herum, und Nynaeve wandte sich kurz im Sattel um und sah die Schwestern festen Blickes an. »Ich möchte nicht, daß Ihr sie erschreckt. Haltet den Mund, bis wir eine Gelegenheit bekommen, unser Kommen zu erläutern. Und verbergt Eure Gesichter. Zieht die Kapuzen Eurer Umhänge über den Kopf.« Sie drehte sich wieder um, ohne auf eine Antwort zu warten, und nickte zufrieden. »So. Alles ist geregelt und in bester Ordnung. Ich schwöre dir, Elayne, ich weiß nicht, worüber du so stöhnst. Jedermann tut genau das, was er tun soll, soweit ich es erkennen kann.«
    Elayne knirschte mit den Zähnen. Sie wünschte, sie wären bereits in Caemlyn, wo sie hinwollten, wenn dies hier vorüber war. Sie hatte dort schon lange überfällige Pflichten zu erfüllen. Hauptsächlich mußte sie sich darum kümmern, die stärkeren Häuser davon zu überzeugen, daß der Löwenthron trotz ihrer langen Abwesenheit ihr gehörte - das und einen oder zwei Mitbewerber aus dem Feld zu schlagen. Es hätte vielleicht keine Mitbewerber gegeben, wenn sie dagewesen wäre, als ihre Mutter verschwand, als sie starb, aber die Geschichte Andors besagte, daß es inzwischen welche gäbe. Irgendwie erschien diese Aufgabe soviel leichter als dies hier.

KAPITEL 4
    Ein stiller Ort
    Der Bauernhof der Schwesternschaft lag in einer breiten, von drei niedrigen Hügeln umgebenen Mulde, eine Ansammlung von mehr als einem Dutzend großer, weiß getünchter Gebäude mit Flachdächern, die in der Sonne leuchteten. Vier große Scheunen waren an den Hang des höchsten Hügels gebaut, der oben abgeflacht war und auf der Seite jenseits der Scheunen in steilen Klippen abfiel. Einige wenige hohe Baume, die nicht ihr ganzes Laub verloren hatten, spendeten im Hof etwas Schatten. Nördlich und östlich führten Olivenhaine von dem Hof fort und sogar die Hänge der Hügel hinauf. Eine gemächliche Geschäftigkeit umgab den Bauernhof, auf dem trotz der Nachmittagshitze weit über hundert Menschen zu sehen waren, welche die alltäglichen Aufgaben ausführten, wenn auch in aller Ruhe.
    Die Örtlichkeit hätte fast als kleines Dorf denn als Bauernhof gelten können, nur daß keine Männer oder Kinder zu sehen waren. Das hatte Elayne auch nicht erwartet. Dies war eine Zwischenstation für Frauen der Schwesternschaft, die Ebou Dar verlassen wollten, damit sich nicht zu viele gleichzeitig in der Stadt aufhielten, was aber geheim war, so geheim wie die Schwesternschaft selbst. In der Öffentlichkeit war dieser Bauernhof im Umkreis von zweihundert oder mehr Meilen als Zufluchtsort für Frauen bekannt, als ein Ort der Besinnung und für eine gewisse Zeit -wenige Tage, eine Woche, manchmal länger -, als Zufluchtsstätte vor den Sorgen der Welt. Elayne konnte die Heiterkeit in der Luft fast spüren. Sie hätte vielleicht bedauert so viele Fremde an diesen ruhigen Ort gebracht zu haben, wenn sie nicht auch neue Hoffnung gebracht hätte.
    Das erste Erscheinen der Pferde, als sie um den geneigten Hügel herumritten, bewirkte weitaus weniger Aufsehen, als sie erwartet hatte. Einige der Frauen hielten inne, um sie zu beobachten, aber mehr nicht. Ihre Kleidung war sehr unterschiedlich - Elayne sah sogar hier und dort Seide schimmern -, einige trugen Körbe und andere Eimer oder große weiße Bündel mit Wäsche. Eine Frau hielt zwei gebundene Enten an den Füßen in jeder Hand. Adlige und Handwerkerinnen, Bäuerinnen und Bettlerinnen waren hier alle gleichermaßen willkommen, und jede leistete während ihres Aufenthalts ihren Anteil an der anfallenden Arbeit. Aviendha berührte Elaynes Arm und deutete auf die Kuppe eines der Hügel, die wie ein sich zu einer Seite neigender, umgekehrter Trichter aussah. Elayne beschattete ihre Augen mit einer Hand und sah kurz darauf eine Bewegung. Kein Wunder, daß niemand überrascht war. Wächter konnten von dort oben aus jedermann, der sich näherte, schon auf weite Entfernung sehen.
    Eine Frau kam ihnen kurz vor den Gebäuden des Hofes entgegen. Sie war im Stil einer Ebou Dari gekleidet, mit tiefem Halsausschnitt, und ihre dunklen Röcke und die bunten Unterröcke waren ausreichend kurz, daß sie diese wegen des Staubs nicht raffen mußte. Sie trug keinen Hochzeitsdolch. Die Regeln der Schwesternschaft verboten eine Heirat, da

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