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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Zweck, sie davonlaufen zu lassen. Sie würden die Neuigkeiten, die sie und Nynaeve mitgebracht hatten, alle hören wollen.
    Alise machte keine Anstalten, davonzulaufen oder sich auch nur von der Furcht anstecken zu lassen, statt dessen sah sie Reanne mit stetem Blick an. Mit festem Blick. »Warum?« flüsterte sie. »Warum, Reanne? Ich hätte niemals geglaubt, daß Ihr so etwas tut! Haben sie Euch bestochen? Haben sie Euch Vergünstigungen angeboten? Werden sie Euch laufenlassen, während wir den Preis bezahlen? Sie werden es wahrscheinlich nicht gestatten, aber ich schwöre, daß ich sie bitten werde, Euch anklagen zu dürfen. Ja, Euch! Die Regeln gelten auch für Euch, Älteste! Wenn ich eine Möglichkeit finden kann, schwöre ich, daß Ihr nicht lächelnd hier herausgelangt!« Ein sehr fester Blick. In der Tat stahlhart.
    »Es ist nicht so, wie Ihr denkt«, sagte Reanne hastig, stieg ab und ließ die Zügel los. Sie umfaßte Alises Hände, obwohl die andere Frau sich zu befreien versuchte. »Oh, ich wollte nicht, daß es so kommt. Sie wissen Bescheid, Alise. Über die Schwesternschaft. Die Burg hat schon immer darüber Bescheid gewußt. Alles. Fast alles. Aber das ist jetzt nicht wichtig.« Alise wölbte bei diesen Worten stark die Augenbrauen, aber Reanne fuhr eilig fort und strahlte unter ihrem großen Strohhut regelrecht vor Eifer. »Wir dürfen zurückgehen, Alise. Wir können es erneut versuchen. Sie sagten, wir könnten es.« Die Gebäude des Bauernhofs leerten sich anscheinend ebenfalls, da Frauen herauseilten, um nachzusehen, was den Aufruhr verursacht hatte, um sich dann mit gerafften Röcken der allgemeinen Flucht anzuschließen. Schreie aus den Olivenhainen verkündeten, daß die Behüter an der Arbeit waren, aber nicht, wieviel sie erreichten. Vielleicht gar nicht viel. Elayne spürte von Birgitte zunehmende Enttäuschung und Verärgerung. Reanne beobachtete den Tumult und seufzte. »Wir müssen sie zurückholen, Alise. Die Burg nimmt uns wieder auf.«
    »Das ist für Euch und einige der übrigen alles schön und gut«, erwiderte Alise zweifelnd. »Wenn es stimmt. Aber was ist mit uns anderen? Die Burg hätte mich nicht so lange bleiben lassen, wenn ich schneller gelernt hätte.« Sie warf einen finsteren Blick zu den jetzt gut verhüllten Schwestern, und als sie Reannes Blick erwiderte, lag nicht wenig Zorn darin. »Wofür sollten wir zurückgehen? Um erneut gesagt zu bekommen, wir seien nicht ausreichend stark, und dann fortgeschickt zu werden? Oder werden sie uns einfach unser restliches Leben lang als Novizinnen behalten? Einige wären damit vielleicht einverstanden, aber ich nicht. Wofür, Reanne? Wofür?«
    Nynaeve stieg ab und zog ihre Stute an den Zügeln vorwärts. Elayne tat es ihr gleich, obwohl sie Löwin leichter führen konnte. »Um Teil der Burg zu sein, wenn Ihr das wollt«, sagte Nynaeve ungeduldig, bevor sie die beiden Frauen der Schwesternschaft auch nur erreicht hatte. »Und vielleicht, um eine Aes Sedai zu sein. Oder geht nicht zurück. Lauft davon - mir ist es gleich. Wenn ich hier fertig bin, ohnehin.« Sie pflanzte die Beine auf den Boden, nahm ihren Hut ab und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Es ist Zeitverschwendung, Reanne, und wir haben hier eine Aufgabe zu erledigen. Seid Ihr sicher, daß es hier jemand Nützliches gibt? Redet. Wenn Ihr nicht sicher seid, dann können wir genausogut weiterziehen. Wir brauchen uns vielleicht nicht mehr zu beeilen, aber jetzt, da wir die Schale haben, wäre es mir lieber, wenn wir unsere Aufgabe bald erfüllen würden.«
    Als sie und Elayne als Aes Sedai vorgestellt wurden, die Aes Sedai, welche die Zusagen gegeben hatten, stieß Alise einen erstickten Laut aus und begann ihre wollenen Röcke zu glatten, als hätten ihre Hände andernfalls Reannes Kehle umfassen wollen. Sie öffnete verärgert den Mund - und schloß ihn abrupt wieder, als Merilille sich ihnen zugesellte. Der feste Blick schwand nicht völlig, aber er war jetzt mit Verwunderung gemischt. Und mit erheblicher Wachsamkeit.
    »Nynaeve Sedai«, sagte Merilille ruhig, »die Atha'an Miere sind ... voller Ungeduld ... absteigen zu dürfen. Ich denke, einige möchten vielleicht um Heilung bitten.« Ein Lächeln umspielte kurz ihre Lippen.
    Das klärte die Frage, obwohl Nynaeve übertrieben verärgert äußerte, was sie dem nächsten Menschen antun würde, der ihre Worte in Zweifel zog. Elayne hätte vielleicht auch einiges zu sagen gehabt, aber Nynaeve benahm sich tatsächlich ein

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