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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vollständig erfüllt ist. Die Schale der Winde gehört Euch erst, wenn das Wetter reguliert ist.« Das stimmte nicht ganz, es sei denn, man verdrehte den Wortlaut des Vertrages ein wenig, und Renaile öffnete den Mund, aber Elayne sprach weiter. »Und weil Ihr einen Handel mit Matrim Cauthon, meinem Untertan, eingegangen seid. Ihr geht bereitwillig dorthin, wo ich Euch hinschicke, oder Ihr werdet auf einen Packsattel gebunden. Diese Wahlmöglichkeiten habt Ihr akzeptiert. Also verlaßt jetzt diesen Hügel, Renaile din Calon Blauer Stern, bevor die Seanchaner mit einem Heer und einigen hundert Frauen, welche die Macht lenken können und nichts mehr wollen, als uns gekoppelt neben ihnen zu sehen, auf uns herniederstürzen. Lauft jetzt los!«
    Zu ihrem Erstaunen lief sie tatsächlich los.

KAPITEL 6
    Stränge
    Elayne lief ebenfalls mit gerafften Röcken los und übernahm auf dem gut ausgetretenen Pfad schnell die Führung. Nur Aviendha blieb dicht bei ihr, obwohl sie keine Ahnung zu haben schien, wie man in einem, wenn auch geteilten, Kleid rannte. Sonst hätte sie Elayne, müde wie sie war, gewiß überholt. Alle anderen schlängelten sich den schmalen, gewundenen Pfad hinter ihnen entlang. Keine der Atha'an Miere würde an Renaile vorübereilen, und sie konnte sich trotz ihrer Seidenhose nicht sehr schnell vorwärts bewegen, da sie die Schale an ihre Brust gepreßt trug. Nynaeve plagten keine solchen Gewissensbisse. Sie kämpfte sich mit Ellbogen eilig voran und schrie die Frauen an, ihr aus dem Weg zu gehen, wenn sie gegen sie stolperte, gleichgültig ob es Windsucherinnen, Frauen der Schwesternschaft oder Aes Sedai waren.
    Elayne verspürte trotz der Dringlichkeit und der Gefahr das Bedürfnis zu lachen, während sie den Hügel hinabeilte, stolperte und sich wieder fing. Lini und ihre Mutter hatten ihre Besessenheit gefürchtet, über Wiesen zu laufen und auf Bäume zu klettern, seit sie zwölf Jahre alt gewesen war, aber es war nicht nur das pure Vergnügen daran, wieder zu laufen, was tief in ihr Freude aufkommen ließ. Sie hatte sich so verhalten, wie sich eine Königin verhalten sollte, und es hatte genauso funktioniert, wie es funktionieren sollte! Sie hatte die Verantwortung übernommen, Menschen aus der Gefahr zu führen, und sie folgten ihr! Ihr ganzes bisheriges Leben war die Ausbildung für diesen Augenblick gewesen. Es war Zufriedenheit, die sie lachen ließ, und die heiße Glut des Stolzes schien in ihr zu pulsieren wie die Wogen Saidars.
    Sie umrundete die letzte Kurve und rannte an einer der großen, weiß getünchten Scheunen entlang. Ihr Zeh verfing sich an einem verdeckten Stein. Sie stürzte schwer vornüber, ruderte mit den Armen und schlug plötzlich kopfüber Purzelbäume durch die Luft. Sie hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Sie landete mit einem harten Schlag, der ihr alle Luft aus den Lungen preßte, am Fuß des Pfades - unmittelbar vor Birgitte. Einen Moment lang konnte sie nicht einmal nachdenken, und als sie sich wieder gefaßt hatte, war wenig von ihrer Zufriedenheit geblieben. Soviel zu königlicher Würde. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und versuchte den Atem anzuhalten, während sie auf Birgittes schneidende Bemerkung wartete. Dies war eine Gelegenheit für die andere Frau, gehörig die ältere und weisere Schwester zu spielen, und sie ließ selten eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen.
    Zu Elaynes Überraschung half Birgitte ihr auf die Beine, noch bevor Aviendha sie mit unbewegtem Gesicht erreicht hatte. Elayne konnte von ihrer Behüterin nur ein Gefühl der ... Konzentration spüren. Sie dachte, daß sich vielleicht ein Pfeil auf einer gespannten Bogensehne so anfühlte. »Laufen wir davon oder kämpfen wir?« fragte Birgitte. »Ich habe diese seanchanischen Flugwesen von Falme wiedererkannt, und um ganz ehrlich zu sein, schlage ich vor davonzulaufen. Mein Bogen ist einem solchen Gegner nicht gewachsen.« Aviendha sah sie mit gerunzelter Stirn an, und Elayne seufzte. Birgitte mußte lernen, ihre Zunge zu hüten, wenn sie wirklich verbergen wollte, wer sie war.
    »Natürlich laufen wir davon«, keuchte Nynaeve, während sie sich die restliche Strecke hinabmühte. »Kämpfen oder davonlaufen! Welch törichte Frage! Glaubt Ihr, wir wären vollkommen...? Licht! Was tun sie?« Ihre Stimme wurde schrill, als sie weitersprach. »Alise! Alise, wo seid Ihr? Alise! Alise!«
    Elayne erkannte bestürzt daß auf dem Bauernhof wieder eine ebenso große Aufregung herrschte wie in

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