Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
dem Moment, als Careanes Gesicht erkannt wurde. Vielleicht eine noch größere Aufregung. Einhundertsiebenundvierzig Frauen der Schwesternschaft wohnten zur Zeit auf dem Hof, wie Alise berichtet hatte, einschließlich vierundfünfzig Weise Frauen mit dem roten Gürtel, die vor Tagen ausgeschickt wurden, und eine Anzahl anderer, die durch die Stadt gekommen waren. Jetzt sah es so aus, als liefen alle kreuz und quer Die meisten der Diener des Tarasin-Palasts in ihren grünweißen Livreen liefen mit Lasten hierhin und dorthin. Enten und Hühner schossen mit Flügelflattern und Schreien durch den Tumult und trugen noch zu der allgemeinen Verwirrung bei. Elayne sah auch einen Behüter, Vandenes bereits ergrauenden Jaem, vorbeilaufen, die drahtigen Arme um einen großen Jutesack geschlungen!
    Alise wirkte trotz des Schweißes auf ihrem Gesicht ausgeglichen und gefaßt. Jede ihrer Haarsträhnen war an ihrem Platz, und ihr Gewand sah noch so aus, als mache sie nur einen Spaziergang. »Es hat keinen Sinn zu schreien«, sagte sie ruhig und stemmte die Hände in die Hüften. »Birgitte hat mir erzählt, was es mit diesen großen Vögeln auf sich hat, und ich dachte, wir würden vielleicht besser früher als später aufbrechen, besonders als Ihr alle den Hügel herabranntet, als sei der Dunkle König selbst hinter Euch her. Ich habe allen befohlen, ein sauberes Gewand pro Person, dreimal Wäsche zum Wechseln sowie Strümpfe, Seife, Nähkörbe und alles Geld, das sie besitzen, einzupacken. Nur das. Die zehn Frauen, die als letzte fertig werden, übernehmen den Abwasch, bis wir an unserem Ziel angelangt sind. Das wird sie zur Eile antreiben. Ich habe den Dienern befohlen, für alle Fälle auch alle verfügbaren Essensvorräte zusammenzutragen. Und Euren Behütern. Die meisten sind vernünftige Burschen. Überraschend vernünftig für Männer. Verändert sie ihr Behüter-Dasein?«
    Nynaeve stand mit offenem Mund da, bereit. Befehle zu erteilen, die es nicht mehr zu erteilen gab. Ihre Empfindungen spiegelten sich zu rasch auf ihrem Gesicht, um sie zurückzuhalten. »Sehr gut«, murmelte sie schließlich verärgert. Aber plötzlich strahlte sie. »Die Frauen, die nicht zur Schwesternschaft gehören. Ja! Sie müssen...«
    »Beruhigt Euch«, fiel Alise ihr ins Wort. »Die meisten sind bereits gegangen. Hauptsächlich jene, die Ehemänner oder Familien haben, um die sie sich sorgen. Ich hätte sie nicht zurückhalten können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Aber gut dreißig von ihnen halten jene Vögel tatsächlich für Schattengezücht und wollen so nahe wie möglich bei den Aes Sedai bleiben.« Ein scharfes Schnauben unterstrich, wie sie darüber dachte. »Nun faßt Euch wieder. Trinkt etwas kühles Wasser. Nur nicht zu hastig. Und spritzt Euch auch etwas ins Gesicht. Ich muß ein Auge auf alles haben.« Sie ließ ihren Blick über die hastige Geschäftigkeit gleiten und schüttelte den Kopf. »Einige würden sich sogar Zeit lassen, wenn Trollocs über den Hügel kämen, und die meisten adligen Frauen gewöhnen sich niemals richtig an unsere Regeln. Ich muß zwei oder drei von ihnen vor unserem Aufbruch noch einmal daran erinnern.« Mit diesen Worten schritt sie heiter in das Gedränge auf dem Hof und ließ Nynaeve mit offenem Mund zurück.
    »Nun«, sagte Elayne und strich über ihre Röcke, »du sagtest sie sei sehr fähig.«
    »Das habe ich niemals gesagt«, fauchte Nynaeve. »Ich habe niemals ›sehr‹ gesagt. Pah! Wo ist mein Hut hingeraten? Sie glaubt, sie wüßte alles. Ich wette, daß sie das nicht weiß!« Sie stürmte in eine andere Richtung als Alise davon.
    Elayne sah ihr verwundert nach. Ihr Hut? Sie hätte auch gern gewußt, wo ihr eigener Hut hingeraten war - es war ein wunderschöner Hut -, aber wirklich! Vielleicht war Nynaeves Geist dadurch, daß sie in einem Kreis von Mächtigen gewesen war und dabei ein Angreal benutzt hatte, zeitweilig erschüttert worden. Sie fühlte sich auch selbst ein wenig seltsam, als könnte sie kleine Stücke Saidar aus der Luft um sich herum pflücken. Aber im Moment mußte sie sich um andere Dinge kümmern. Wie zum Beispiel, sich zum Aufbruch bereitzumachen, bevor die Seanchaner kamen. Nach allem, was sie in Falme gesehen hatte, könnten sie tatsächlich hundert oder mehr Damane heranbringen, und ausgehend von dem wenigen, was Egwene über ihre Gefangenschaft verlauten ließ, wären die meisten dieser Frauen tatsächlich bereit, andere Frauen koppeln zu helfen. Sie hatte erzählt,

Weitere Kostenlose Bücher