Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
hatte ihm jede Vision die Vergangenheit gezeigt. Sollte dies nun eine Vision der Zukunft sein?
»Ich kann nicht länger gegen ihn kämpfen«, sagte die Stimme.
Dalinar fuhr zusammen und warf einen Blick zur Seite. Dort stand ein Mann. Er hatte dunkle Haut und reines weißes Haar. Er war groß, breitschultrig, aber nicht untersetzt – und trug exotische Kleidung von seltsamem Zuschnitt: eine lose, sich aufbauschende Hose und einen Mantel, der ihm nur bis zur Hüfte reichte. Beides schien aus Gold gewirkt zu sein.
Ja … das war schon einmal geschehen, in seiner ersten Vision. Nun erinnerte sich Dalinar daran. »Wer bist du?«, wollte er wissen. »Warum zeigst du mir diese Visionen?«
»Du kannst es da hinten erkennen«, sagte die Gestalt und streckte den Arm aus. »Wenn du genau hinsiehst. Es beginnt in der Ferne.«
Verärgert blickte Dalinar in die Richtung, in die der Arm wies. Er sah nichts Besonderes. »Sturmverdammt«, sagte Dalinar. »Willst du mir nicht endlich meine Fragen beantworten? Wozu soll es denn gut sein, dass du nur in Rätseln sprichst?«
Der Mann gab keine Antwort. Er deutete bloß weiter in die Ferne. Und … ja, dort geschah wirklich etwas. Dort hing ein Schatten in der Luft. Er kam näher. Es war eine Mauer aus Finsternis. Wie ein Großsturm, nur irgendwie falsch .
»Sag mir wenigstens, in welcher Zeit wir uns befinden«, forderte Dalinar. »Ist das die Vergangenheit, die Zukunft oder etwas vollkommen anderes?«
Die Gestalt neben ihm antwortete nicht sofort. Schließlich sagte sie aber: »Vermutlich fragst du dich, ob dies eine Vision der Zukunft ist.«
Dalinar fuhr zusammen. »Ich habe nur … ich habe nur gefragt …«
Es klang vertraut. Viel zu vertraut.
Genau dasselbe hat er beim letzten Mal auch gesagt, erkannte Dalinar und spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Das alles ist schon einmal geschehen. Ich sehe dieselbe Vision wieder.
Die Gestalt blinzelte in den Horizont. »Ich kann die Zukunft nicht vollständig erkennen. Die Bebauerin ist darin besser als ich. Es scheint so, als wäre die Zukunft ein zersplittertes Fenster. Je länger man hindurchschaut, in desto mehr Splitter zerfällt es. Die nahe Zukunft kann zwar vorhergesagt werden, aber die ferne … ich darf nur Vermutungen anstellen.«
»Du kannst mich nicht hören, nicht wahr?«, fragte Dalinar und verspürte ein ungeheures Entsetzen, als er es allmählich begriff. »Du hast es nie gekonnt.«
Beim Blute meiner Väter … es ist nicht so, dass er mich nicht beachtete. Er kann mich gar nicht sehen! Er spricht nicht in Rätseln. Es erscheint nur so, weil ich seine Worte als verschlüsselte Antworten auf meine Fragen verstanden habe.
Er hat mir gar nicht gesagt, ich solle Sadeas vertrauen. Ich … ich habe es bloß so angenommen …
Alles um Dalinar herum schien zu erbeben. Seine vorgefassten Meinungen, all das, was er zu wissen geglaubt hatte. Und der Boden selbst.
»Das ist das, was geschehen könnte«, sagte die Gestalt und deutete mit dem Kopf in die Ferne. »Das ist das, von dem ich befürchte, dass es geschehen wird. Das ist es, was er will. Die Wahre Wüstwerdung.«
Nein, diese Wand in der Luft war kein Großsturm. Das war kein Regen, der einen gewaltigen Schatten warf, sondern treibender Staub. Jetzt erinnerte er sich an die Vision in ihrer Gesamtheit. An dieser Stelle war sie zu Ende gegangen, als er verwirrt auf die herannahende Mauer aus Staub gestarrt hatte. Doch diesmal lief die Vision weiter.
Die Gestalt drehte sich zu ihm hin. »Es schmerzt mich, dass ich dir das antun muss. Aber jetzt hoffe ich, dass alles, was du gesehen hast, dir die Möglichkeit gibt, die Ereignisse zu verstehen. Allerdings weiß ich es nicht mit Gewissheit. Ich weiß auch nicht, wer du bist oder wie du den Weg hierher gefunden hast.«
»Ich …« Was sollte er sagen? Spielte es überhaupt eine Rolle?
»Das meiste von dem, was ich dir zeige, habe ich selbst gesehen«, fuhr die Gestalt fort. »Aber einiges – dieses hier zum Beispiel – wurde aus meinen Ängsten geboren. Und wenn ich es fürchte, dann sollst auch du es fürchten.«
Das Land erzitterte. Die Staubmauer wurde durch irgendetwas hervorgerufen. Durch irgendetwas, das sich näherte.
Der Boden brach auseinander.
Dalinar keuchte auf. Die Steine vor ihm barsten, zerfielen, wurden zu Staub. Er wich zurück, als alles schwankte. Es war ein gewaltiges Erdbeben, begleitet von dem schrecklichen Kreischen sterbender Steine. Er stürzte zu Boden.
Es war ein
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