Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
sind wir von ihnen abhängig und begreifen nicht, dass wir damit einen Großsturm heraufbeschwören, der nur darauf wartet loszubrechen. Die Berichte von der Zerbrochenen Ebene besagen,
dass diese Parschendi die Fähigkeit haben, auch dann miteinander in Verbindung zu treten und sogar gemeinsam zu singen, wenn sie weit voneinander entfernt sind. Ihre Gedanken sind wie die Spannfedern miteinander verbunden. Begreifst du, was das bedeutet?«
Schallan nickte. Was würde geschehen, wenn sich jeder Parscher in Roschar plötzlich gegen seinen Meister richtete? Wenn er die Freiheit haben – oder, schlimmer noch, Rache nehmen wollte? »Wir wären vernichtet. Die Zivilisation, so wie wir sie kennen, würde zusammenbrechen. Wir müssen also etwas tun !«
»Wir tun doch bereits etwas«, sagte Jasnah. »Wir sammeln Fakten und vergewissern uns, dass das, was wir vermuten, auch tatsächlich stimmt.«
»Und wie viele Fakten brauchen wir?«
»Mehr. Noch viel mehr.« Jasnah warf einen Blick auf die Bücher. »Es gibt einiges in den Geschichten, das ich noch nicht verstehe: Berichte über Kreaturen, die zusammen mit den Parschern kämpfen, Bestien aus Stein, die vielleicht so etwas wie Großschalentiere sind, und noch andere Seltsamkeiten, die möglicherweise der Wahrheit entsprechen. Aber wir haben das, was Kharbranth uns geben kann, erschöpft. Willst du noch immer weitere Nachforschungen anstellen? Wir werden eine schwere Bürde tragen. Du wirst für einige Zeit nicht in deine Heimat zurückkehren können.«
Schallan biss sich auf die Lippe, als sie an ihre Brüder dachte. »Ihr würdet mich nach alldem, was ich jetzt weiß, gehen lassen?«
»Ich will nicht, dass du mir hilfst und zur gleichen Zeit nach Fluchtmöglichkeiten suchst.« Jasnah klang erschöpft.
»Ich kann meine Brüder nicht im Stich lassen.« Schallans Innerstes verkrampfte sich wieder. »Aber das hier ist wichtiger als sie. Verdammt – es ist auch wichtiger als ich oder Ihr oder als jeder Einzelne von uns. Ich muss helfen, Jasnah. Ich kann
mich nicht einfach davonstehlen. Ich muss einen anderen Weg finden, wie ich meiner Familie beistehen kann.«
»Gut. Dann geh und pack unsere Sachen. Wir werden morgen auf dem Schiff abreisen, das ich für dich angemietet habe.«
»Reisen wir nach Jah Keved?«
»Nein. Wir müssen uns zum Mittelpunkt des Ganzen begeben. « Sie sah Schallan an. »Wir werden uns zur Zerbrochenen Ebene begeben. Wir müssen herausfinden, ob die Parschendi jemals gewöhnliche Parscher gewesen sind, und wenn es so war, dann müssen wir erfahren, was sie so verändert hat. Vielleicht irre ich mich, aber wenn ich Recht haben sollte, verfügen die Parschendi über die Möglichkeit, jeden gewöhnlichen Parscher in einen Soldaten zu verwandeln.« Dann fuhr sie grimmig fort: »Und vor allem: Wir müssen es tun, bevor es jemand anders tut und sie gegen uns einsetzt.«
»Jemand anders?«, fragte Schallan und spürte eine plötzliche Panik. »Gibt es denn noch andere, die nach diesem Geheimnis suchen?«
»Natürlich. Wer wird es wohl sein, der sich so große Mühe macht, mich aus dem Weg zu schaffen?« Sie griff in einen Papierstapel auf ihrem Tisch. »Ich weiß nicht viel über sie. Vermutlich suchen viele Gruppen danach. Eines weiß ich allerdings mit Gewissheit. Sie nennen sich die Geisterblüter.« Sie zog ein Blatt hervor. »Dein Freund Kabsal gehörte zu ihnen. Wir haben ihr Symbol an der Innenseite seines Arms eintätowiert gefunden.«
Sie legte das Blatt vor sich hin. Darauf befand sich ein Symbol aus drei einander überlappenden Rauten.
Es war dasselbe Symbol, das Nan Balat ihr vor vielen Wochen gezeigt hatte – jenes Symbol, das auch Luesch, der Haushofmeister ihres Vaters, getragen hatte. Er war derjenige gewesen, der gewusst hatte, wie ein Seelengießer arbeitete. Und die Männer, die ihre Familie bedrängt hatten, das Fabrial zurückzugeben,
hatten dieses Symbol genauso getragen – die Männer, die Schallans Vater Geld gegeben hatten, damit er Großprinz werden konnte.
»Allmächtiger im Himmel«, flüsterte Schallan und hob den Blick. »Jasnah, ich glaube … ich glaube, mein Vater könnte zu dieser Gruppe gehört haben.«
39
IM OBERSTEN ZIMMER
D er Großsturm blies gegen Dalinars Gebäude und war so heftig, dass die Steine ächzten. Navani kauerte sich eng an Dalinar und hielt ihn fest. Sie roch wundervoll. Es war ein demütigendes Gefühl, dass sie so große Angst um ihn hatte.
Ihre Freude darüber, ihn wiederbekommen zu
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