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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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1. K APITEL
    Er kannte die Risiken. Und er war ein Mann, der gewillt war, Risiken einzugehen. Ein falscher Handgriff, eine winzige Abweichung, und alles wäre vorbei, noch bevor es richtig begonnen hatte. Aber für ihn war das Leben schon immer ein Spiel gewesen. Oft – wahrscheinlich zu oft – hatte er sich von spontanen Impulsen leiten lassen und sich in potenziell gefährliche Situationen begeben. Doch in diesem speziellen Fall hatte er die Risiken genauestens kalkuliert.
    Zwei Jahre seines Lebens hatte er darauf verwandt, minutiös zu berechnen, zu simulieren, zu konstruieren. Jedes noch so kleine Detail war bearbeitet, aufgelistet, analysiert worden. Er war ein sehr geduldiger Mann – zumindest was seine Arbeit betraf. Er wusste, dass sein Vorhaben möglich war. Jetzt musste er es nur noch in die Tat umsetzen.
    Mehr als nur einige seiner Mitstreiter waren der Überzeugung, er hätte die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn überschritten. Selbst jene, die von seinen Theorien begeistert waren, glaubten, dass er dieses Mal zu weit ging. Allerdings hatte er sich noch nie viel um die Meinung anderer geschert. Nur das Endergebnis interessierte ihn. Und das hier würde die größte Erfahrung seines Lebens werden. Eine sehr persönliche Erfahrung zudem.
    Auf dem Sitz hinter der weiten Frontscheibe glich er eher einem Piratenkapitän auf der Kommandobrücke denn einem Wissenschaftler kurz vor einer sensationellen Entdeckung. Aber er hatte sein gesamtes Leben der Wissenschaft geweiht. Was ihn zu einem wahren Entdecker machte und ihn in eine Reihe stellte mit den Weltumseglern der Neuzeit, Kolumbus, Magellan …
    Er glaubte an Chancen, im ursprünglichen Sinne des Wortes – an die unvorhergesehenen Möglichkeiten des Daseins.
    Und jetzt war er hier, um es zu beweisen. Zusätzlich zu all den Kalkulationen, der Technologie und seinen Berechnungen fehlte ihm nur noch eines, ein unerlässlicher Faktor für jeden Entdecker.
    Glück.
    Er war jetzt allein im endlosen All, weit abseits der Flugrouten, jenseits des letzten auf Karten verzeichneten Quadranten. Hier draußen herrschte absolute Stille. Und eine Übereinstimmung zwischen einem Mann und seinen Träumen, wie sie in einem Labor nie möglich wäre. Zum ersten Mal, seitdem er seine Reise begonnen hatte, lächelte er.
    Er hatte viel zu viel Zeit in seinem Labor verbracht.
    Die Einsamkeit war beruhigend, ja verführerisch. Er hatte ganz vergessen, wie es war, wirklich allein zu sein, nur mit den eigenen Gedanken als Gesellschaft. Er war versucht, die Geschwindigkeit zu drosseln, sich treiben zu lassen, diese Einsamkeit zu genießen, solange es ihm gefiel.
    Hier oben, am Rande des von Menschen erforschten Gebiets, wo er seinen Planeten als leuchtenden Ball schrumpfen sehen konnte, hatte er alle Zeit der Welt.
    Zeit war der Schlüssel.
    Er widerstand jedoch der Versuchung und gab die Koordinaten ein. Geschwindigkeit, Flugbahn, Entfernung. Seine langen, schlanken Finger bewegten sich sicher und flink über Schalter und Knöpfe. Die Kontrollanzeigen strahlten alle grün, warfen ein nahezu gespenstisches Licht auf die scharf gezeichneten Konturen seines Gesichts.
    Angestrengte Konzentration, nicht Angst ließ ihn die Augen zusammenkneifen und die Lippen zusammenpressen, während er auf die Sonne zuhielt. Er war sich klar darüber, was passieren würde, wenn sich auch nur die kleinste unvorhergesehene Fehlermarge in seine Kalkulationen einschlich. Die Gravitation des hellen Sterns würde ihn unweigerlich anziehen. Es würde nicht länger als Sekunden dauern, bevor das Schiff mitsamt seinem Piloten verpuffte.
    Die ultimative Niederlage, dachte er, während er durch die Frontscheibe auf den leuchtenden Himmelskörper starrte. Oder der ultimative Triumph. Eine faszinierende Ansicht, dieser glühende Ball dort. Gleißendes Licht füllte die Kabine, blendete ihn. Selbst in dieser Entfernung hatte die Sonne Macht über Leben und Tod. Wie eine leidenschaftliche, feurige Frau berauschte sie alles in ihrer Umgebung.
    Er aktivierte den Schutzschild und ließ ihn die Frontscheibe hinuntergleiten. Beschleunigte auf die höchste Geschwindigkeit, die das Schiff aushalten würde. Ein Blick auf die Kontrollanzeiger sagte ihm, dass die Außentemperatur gefährlich anstieg. Er wartete, wissend, dass die Helligkeit hinter dem Schutzschild seine Augen verbrannt hätte. Ein Mann, der auf die Sonne zuraste, riskierte Blindheit und Zerstörung. Riskierte es, sein Ziel niemals zu erreichen.
    Er wartete

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