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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Aye, Sir – das stimmt, ich habe zu viel zu tun.«
    »Frecher Kerl, verdammter! Weiß der Teufel, warum ich mir so viel von Ihnen gefallen lasse!« Aber es hatte keinen Zweck, mit Allday zu schimpfen.
    Allday nahm ihm den Degen ab und hängte ihn an den Haken am Schott. »Ich kannte mal einen Mann in Bodmin, Captain« Er blieb stehen und musterte den Degen kritisch. »Der nahm zum Holzspalten immer eine stumpfe Axt. Ich fragte ihn mal, warum er nicht 'ne scharfe nehme, da sagte der Kerl, wenn das Holz sich so glatt spalten ließe, hätte er nichts mehr, woran er seine Wut auslassen könne.«
    Bolitho setzte sich an den Tisch. »Danke. Ich will daran denken, daß ich mir eine bessere Axt besorgen muß.«
    Allday grinste. »Bitte sehr, Captain. War mir 'n Vergnügen.« Dann schritt er hinaus, um die nächste Kiste zu holen.
    Bolitho nahm den vielfach versiegelten Umschlag zur Hand. Hätte Allday eine richtige Erziehung genossen, dann hätte allerhand aus ihm werden können. Er mußte lächeln, als er das Kuvert aufschnitt. Auch ohne Bildung war Allday ein harter Brocken.
    Herrick, den Hut vorschriftsmäßig unterm Arm, trat in die Kajüte. »Sie haben mich rufen lassen, Sir?«
    Bolitho stand an einem der großen Heckfenster. Sein Körper glich automatisch die Schiffsbewegungen aus. Die Tide hatte gewechselt, die Undine schwojte so, daß Herrick jetzt durch die dicken Scheiben die fernen Lichter sehen konnte. Hinter dem Schleier aus Regen und Sprühwasser schienen sie zu schwanken und zu flackern.
    Im Schein der pendelnden Lampen sah die Kajüte gemütlich und einladend aus. Die Sitzbank in der Rundung des Hecks hatte einen Bezug aus feinem grünem Leder; auf dem Fußbodenbelag aus schwarz-weiß gewürfeltem Segeltuch standen Tisch und Stühle aus kastanienbraunem Mahagoni.
    »Setzen Sie sich, Thomas.«
    Langsam wandte Bolitho sich um und sah Herrick an. Inzwischen hatte er die Segelorder mehrmals durchgelesen, um nur ja nichts zu übersehen.
    »Wir lichten morgen nachmittag Anker«, sagte er. »Bei der Segelorder ist ein Berechtigungsschein zur Übernahme von Freiwilligem aus den Gefängnishulken von Portsmouth. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie das so früh wie möglich und gleich nach Tagesanbruch erledigen würden.«
    Herrick nickte. Er sah den Ernst in Bolithos Zügen, die ruhelosen Hände; nebenan in dem abgeteilten Speiseraum stand das sorgfältig bereitete Mahl noch unberührt – der Kapitän hatte Sorgen. Irgend etwas machte ihn nervös.
    »Wir sollen zunächst nach Teneriffa segeln.« Herrick richtete sich voller Spannung auf, und Bolitho sprach in beruhigendem Ton weiter: »Ich weiß schon, Thomas. Sie denken wie ich. Es kommt einem merkwürdig vor, wenn man friedlich einen Hafen anlaufen soll, in dem man noch vor ein paar Monaten einer ganz anderen Begrüßung gewärtig sein mußte.«
    »Mit glühenden Kugeln«, grinste Herrick.
    »Dort werden wir zwei, vielleicht auch drei Passagiere an Bord nehmen. Wenn wir unseren Proviant ergänzt haben, geht es ohne Aufenthalt weiter zu unserem eigentlichen Bestimmungsort: Madras.« Nachdenklich fuhr er wie im Selbstgespräch fort: »Über zwölftausend Meilen. Da haben wir Zeit, einander kennenzulernen. Und unser Schiff. Laut Befehl sollen wir so schnell wie möglich segeln. Deswegen müssen wir dafür sorgen, daß unsere Leute rasch und gut ausgebildet werden. Ich will keine durch schlechte Seemannschaft verursachten Verzögerungen oder Schäden an Segeln ode r Takelage.«
    Herrick rieb sich das Kinn. »Eine lange Reise.«
    »Aye, Thomas. Hundert Tage. In der Zeit will ich es schaffen.«
    Er lächelte, und sofort war aller Ernst aus seinen Zügen gewischt. »Mit Ihrer Hilfe natürlich.«
    Herrick nickte. »Darf ich fragen, welche Aufgaben uns in Madras erwarten?«
    Bolitho blickte auf die zusammengefaltete Segelorder nieder.
    »Ich weiß noch sehr wenig. Aber ich habe eine ganze Menge zwischen den Zeilen gelesen.«
    Er schritt hin und her; sein Schatten glitt schwankend über die Wände der Kajüte.
    »Nach dem Krieg mußten allerlei Konzessionen gemacht werden, Thomas, um das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen. Wir hatten den Holländern Trincomali auf Ceylon weggenommen, den am vorteilhaftesten gelegenen, besten Seehafen im Indischen Ozean. Suffren, der französische Admiral, hat uns Trincomali wieder entrissen und bei Kriegsende den Holländern zurückgegeben. Und wir haben Frankreich viele Westindische Inseln zurückgegeben, ebenso die

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