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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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französischen Stützpunkte in Indien. Und Spanien hat Menorca zurückbekommen.« Er hob die Schultern. »Auf beiden Seiten sind viele Menschen anscheinend umsonst gestorben.«
    »Aber wo bleibt England, Sir?« fragte Herrick verwirrt.
    »Haben wir denn gar nichts herausgeholt?«
    Bolitho lächelte. »Darum geht es jetzt. Daher diese außerordentliche Geheimhaltung und unsere vage Beorderung nach Teneriffa.«
    Er hielt inne und blickte auf den untersetzten Leutnant herab.
    »Ohne Trincomali sind wir in derselben Lage wie vor dem Krieg: wir haben auf Ceylon keinen guten Hafen für unsere Schiffe, keine Basis, von der aus wir dieses weite Gebiet kontrollieren könnten, kein Sprungbrett für die Ausdehnung des Handels mit Indien.«
    »Ich dachte, die East India Company hat alles, was sie braucht«, brummte Herrick.
    Bolitho mußte wieder an die beiden Kaufleute in der Postkutsche denken. Und an andere, die er in London kennengelernt hatte. »Verschiedene Leute, die bei uns etwas zu sagen haben, halten Macht für die Grundlage internationaler Überlegenheit. Und hohe Handelsprofite für ein Mittel, um solche Macht zu erlangen.« Er warf einen kurzen Blick auf den Zwölfpfünder an der Kajütenwand, dessen kraftvolle Umrisse dezent von einer Chintzdecke verhüllt waren. »Und Krieg für den Weg zu diesen dreien.«
    Herrick biß sich auf die Lippe. »Und wir sollen sozusagen sondieren?«
    »Vielleicht sehe ich das auch ganz falsch, Thomas. Aber Sie müssen wissen, wie ich denke – nur für den Fall, daß etwas entscheidend schiefgeht.« Er dachte wieder an das, was Winslade in der Admiralität zu ihm gesagt hatte: »...Ihr Auftrag müßte eigentlich von einem ganzen Geschwader ausgeführt werden...« Winslade brauchte jemanden, dem er vertrauen konnte. Oder brauchte er nur einen Sündenbock für den Fall, daß es schiefging? Es hatte Bolitho immer geärgert, wenn er zu fest an der Leine seiner Vorgesetzten hing. Aber seine jetzige Order war so unbestimmt, daß er sich beinahe noch gehemmter fühlte. Nur eins war klar: Er sollte in Teneriffa einen gewissen Mr. James Raymond an Bord nehmen und sich zu dessen Verfügung halten. Raymond war Geheimkurier der Regierung und sollte die neuesten Depeschen nach Madras bringen.
    Herrick warf ein: »Es wird nicht ganz leicht sein, sich daran zu gewöhnen. Aber wenn man wieder auf See ist, noch dazu mit einem Schiff wie der Undine, dann ist alles andere mehr oder weniger gleichgültig.«
    Bolitho nickte. »Wir mü ssen unbedingt dafür sorgen, daß unsere Mannschaft allen Eventualitäten gewachsen ist, ob in Frieden oder Krieg. Und zwar bald. Dort, wo wir hinfahren, sind die Menschen vielleicht nicht sonderlich geneigt, unsere Ansichten zu akzeptieren.« Er setzte sich auf die Bank und starrte durch das bespritzte Fenster. »Ich werde mit den anderen Offizieren morgen früh um acht Glasen sprechen, während Sie auf den Gefängnishulken sind.« Herrick machte eine unwillige Kopfbewegung, aber Bolitho lächelte nur. »Ich schicke Sie, weil Sie Verständnis haben. Sie werden den armen Kerlen keine Todesängste einjagen.« Er stand auf. »Und jetzt, Thomas, trinken wir ein Glas Wein zusammen.«
    Herrick beugte sich vor. »Sie haben sich gewiß eine feine Sorte aus London schicken lassen, Sir.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Die Marke werden wir uns für andere Gelegenheiten aufheben.« Er nahm eine Karaffe von ihrem Ständer. »Der hier paßt besser zu uns.«
    In behaglichem Schweigen tranken sie ihren Rotwein. Bolitho überlegte sich, wie merkwürdig es war, daß man so ruhig zusammensaß, obwohl die Reise, die sie vor sich hatten, so große Anforderungen an alle stellte. Aber es war sinnlos, jetzt an Deck herumzulaufen oder im Proviant- und Rumvorrat herumzustöbern. Die Undine war seeklar, bereit bis auf den letzten Tampen. Er dachte an sein Offizierskorps, den verlängerten Arm seiner Autorität und seiner Ideen. Er wußte noch nicht viel von seinen Offizieren. Soames war ein tüchtiger Leutnant, neigte aber zur Grobheit, wenn etwas nicht gleich klappte. Der nächsthöhere, Davy, war schwerer zu beurteilen. Äußerlich kühl und beherrscht, besaß er wie viele seinesgleichen einen Hang zu rücksichtsloser Härte. Der Segelmeister und Steuermann hieß Ezekiel Mudge, ein klobiger Mann, der so alt aussah, daß er sein eigener Großvater hätte sein können. Tatsächlich war er sechzig, bestimmt der älteste Segelmeister, dem Bolitho je begegnet war. Der alte Mudge würde einer der

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