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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Der kleine, enge Raum war zum Laboratorium bestimmt worden, weil er von den Wohnräumen weit genug entfernt lag. Der frühere Besitzer von Weald Lodge hatte ihn als Billardzimmer anbauen lassen, aber John Minute, der augenblickliche Eigentümer, hatte weder Zeit noch Ruhe zum Billardspiel. Er überließ das Zimmer daher bereitwillig seinem Sekretär, der darin experimentierte und allerlei wissenschaftliche Untersuchungen anstellte.
    An einer der Längswände lief ein einfaches Brettergestell entlang, auf dem Glaskolben und Reagenzgläser aufbewahrt wurden. Auf einem Tisch in der Mitte standen ein Mikroskop unter einer Glasglocke und ein offener Kasten mit verschiedenen Instrumenten. Auch mehrere Bücher lagen umher, und die bläuliche Flamme eines Bunsenbrenners züngelte unter einer Schale, die mit einer zähen, dunklen Flüssigkeit gefüllt war.
    Eine Gummimaske bedeckte das Gesicht des Mannes, der am Tisch saß. Die Öffnungen für die Augen waren durch Gläser geschützt. Eifrig beobachtete er die brodelnde Masse, aus der beißende, übelriechende Dämpfe aufstiegen. Der Raum lag fast im Dunkeln; nur eine Leselampe mit grünem Schirm verbreitete etwas Licht, wenn man von der Flamme des Bunsenbrenners als Lichtquelle absah.
    Ab und zu nahm Jasper Cole einen kleinen Glasstab, tauchte ihn in die Flüssigkeit, zog ihn wieder heraus und ließ die Tropfen auf einen Streifen Lackmuspapier fallen. Schließlich mußte er mit dem Resultat zufrieden sein, denn er löschte die Flamme unter der Schale, öffnete das Fenster und schaltete einen Ventilator ein, um die Lüftung des Raumes zu beschleunigen.
    Als er die Maske abnahm, kam ein sympathisches, jugendliches Gesicht zum Vorschein. Jasper Cole sah allerdings etwas bleich aus, aber die blasse Hautfarbe machte sich gut zu dem dunklen Schnurrbart und den schwarzen Haaren. Nach einiger Zeit schloß er das Fenster wieder, füllte seine Pfeife aus einem vielbenutzten Tabaksbeutel und machte sich daran, das Resultat seines Experiments schriftlich niederzulegen. Dann und wann schlug er dabei ein Buch auf, um bestimmte Formeln nachzuprüfen.
    Nach einer halben Stunde hatte er seine Arbeit beendet. Er trocknete die letzte Seite mit einem Löschblatt und verwahrte das Manuskript in einer Schreibmappe. Dann lehnte er sich bequem in seinen Stuhl zurück und gab sich seinen Gedanken hin. Sein Gesichtsausdruck verriet jedoch, daß sie nicht allzu angenehm waren. Eine Weile später nahm er eine Fotografie aus seiner Brieftasche. Sie zeigte ein sechzehnjähriges Mädchen mit hübschem Gesicht und feinen Zügen, die jedoch von einer leisen Melancholie überschattet waren. Lange sah er darauf und schüttelte dann den Kopf.
    Als es leise an der Tür klopfte, schob er das Bild schnell in die Tasche zurück und erhob sich, um aufzuschließen.
    John Minute trat ins Zimmer und zog argwöhnisch die Luft ein.
    »Es stinkt hier, Jasper«, sagte er brummig. »Warum müssen nur alle chemischen Verbindungen so häßlich riechen?«
    Jasper Cole lachte vor sich hin. »Die Natur hat das nun einmal so eingerichtet. Dagegen läßt sich nichts machen.«
    »Sind Sie fertig mit dem Experiment?«
    John Minute sah nach der noch heißen Schale hinüber, in der sich die dunkelbraune Flüssigkeit allmählich abkühlte.
    »Ja, Sie können ganz unbesorgt sein. Die Substanz scheidet nur dann schädliche Dämpfe aus, wenn sie auf mehr als hundert Grad erhitzt ist. Deshalb hielt ich auch die Tür verschlossen.« »Was haben Sie denn eigentlich gemacht?« fragte der ältere Mann und betrachtete den Inhalt der Schale eingehend.
    »Ich habe verschiedene Präparate miteinander gemischt. Das Gefäß enthält ein oder zwei Elemente, die sich nur bei einer gewissen Temperatur mit den anderen verbinden. Das Experiment ist geglückt. Die Verbindung ist während des Prozesses nicht zerfallen.«
    »Hoffentlich kommen Sie nun bald zum Essen. Es ist schon alles kalt geworden«, erwiderte John Minute vorwurfsvoll.
    »Entschuldigen Sie - ich muß den Gong überhört haben. Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen.«
    Sie gingen ins Speisezimmer, einen großen, etwas frostigen Raum, der um so ungemütlicher wirkte, als sie ihre Mahlzeit allein darin einnahmen. Wie gewöhnlich wurde während des Essens nicht viel gesprochen. John Minute las seine Zeitungen, besonders die Börsenberichte.
    »Irgend jemand muß Gwelo-Aktien gekauft haben«, sagte er ärgerlich.
    Jasper schaute auf.
    »Aber das sind doch die Aktien, die -«
    »Ja,

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