Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
Göttin hätte sein können, die zu sein sie bestimmt war – um erhaben auf einem Elfenbeinthron zu ruhen, hoch über dieser verachtenswerten Welt mit all ihrem Gewimmel und ihrer Erbärmlichkeit. Aber Omeron war eben nur ein Mensch gewesen. Das Fest musste alles verändern, das beschloss sie. Du-jum und sie würden ihre Macht zeigen. Omeron würde zu Tode gemartert, und dann war endgültig Schluss mit ihm und seiner kleinlichen Gerechtigkeitsliebe. Du-jum würde erfahren, was er sich erhoffte, und dann würden sie beide in Thesrad glücklich sein. Zauberer und Würdenträger würden von überall auf der Welt herbeikommen, und Thesrad würde zur prunkvollen Hauptstadt und zur Stadt der Künste, Wissenschaft und Magie werden. Und sie, Yarise, würde ihr Leben lang als Königin verehrt und angebetet werden. Und nach ihrem Tod würde sie in alle Ewigkeit gepriesen werden, weil es durch sie zu Thesrads Größe gekommen war, und Pilger würden in endlosen Prozessionen ihre Grabstätte besuchen.
     
    Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, und die Schatten wurden länger und dichter über den Wiesen. Ilura, die Schlange – riesig in dem Trugbild, das sie wob – wand sich über die weite Grasebene. Sie hörte und spürte das Rascheln und die feinen Geräusche zu beiden Seiten, während die Schlangen und Echsen sich bemühten, sich an ihre Geschwindigkeit zu halten.
    Die Stadt erhob sich vor ihr, mit ihren Mauern über dem wogenden Gras. Sie erstreckte sich über eine sanfte Erhöhung im Tal und fiel hinab zum Fluss. Die Sonne begann ihre Türme und Banner rot zu färben, und die ersten Lichter leuchteten hinter den Fenstern auf.
    Unermüdlich, ungeduldig und rachedurstig kroch Ilura weiter und mit ihr ihre zahllosen Diener. Ihr Hass war gegen ihren Vater gerichtet. Sie wusste, dass er gewarnt war, doch auch, dass gerade die Warnung finsterste Furcht in ihm erweckt hatte. Die gerechte Strafe würde ihm durch die malmenden Schlangenleiber und die Giftzähne von Sithras Getreuen widerfahren. Die Gefiederten, die ihrem verruchten Vater mit ihren Schnäbeln und Krallen halfen, würden vernichtet werden. Der Tod würde schwelgen, die Geister heulen und die Dämonen lachen. Die Zeit der Vergeltung war gekommen. Zauberei würde mit der Kraft von Stürmen und Blitzschlägen gegen Zauberei kämpfen.
    Langsam, doch unaufhaltsam wuchsen die Mauern von Thesrad im Blickfeld Tausender von Reptilaugen höher.
     
    Es waren fünfundzwanzig Gefangene, einige unterernährt oder verwundet, ein paar dem Wahnsinn nahe, alle waffenlos, doch voll Hass – und nunmehr frei – frei, ihr eigenes Geschick zu entscheiden und das von Thesrad.
    Sie nahmen an Waffen an sich, was sie nur finden konnten, und ließen den toten Wachen nichts, was noch brauchbar war. Dann brachen sie eine kleine Kammer auf, die auch noch einige Waffen zu bieten hatte: zehn Schwerter, ein Dutzend Dolche, ein paar Morgensterne und ein paar Eisenstäbe, die wahrscheinlich von einer Schmiedearbeit übrig geblieben waren.
    Bewaffnet verließen sie den Kerkerkorridor durch eine offenbar lange nicht mehr benutzte, zerbrochene und nicht wieder instand gesetzte alte Tür. Sie stapften ohne viel Worte dahin, im Licht der Fackeln, die die Wachstube erhellt hatten. Schließlich gelangten sie zu einem L-förmigen Lagerraum, in dem es nach Jahre altem Unrat stank. Als sie dort zu der Biegung kamen, löschten sie bis auf zwei alle Fackeln im Staub am Boden aus.
    Kiros und einige von Omerons Männern zeichneten einen groben Plan des Palasts in den Staub, mit allen bekannten Treppen, Korridoren, Eingängen, Gemächern und so weiter.
    »Wir müssen uns aufteilen«, bestimmte Sonja,. »damit wir mehr erkunden und unsere Erfahrungen später austauschen können. Was wäre ein guter Treffpunkt? Einer, an dem wir Du-jum überraschen können?«
    »Sein Schlafgemach«, meinte ein Soldat.
    »Nein.« Elath schüttelte den Kopf. »Das hat er mit Zauberei gut geschützt. Ein größerer Raum im Palast wäre besser, einer, in dem er sich mit ein paar Wächtern um sich sicher fühlt …«
    »Nicht schlecht«, lobte Sonja. »Dort können wir ihn und seine Wachen überfallen, während er gar nicht an Zauberschutz denkt. Wir sind jetzt dreiunddreißig. Möglich, dass wir alle sterben, aber selbst wenn es dazu kommen sollte, können wir zumindest Du-jum mit uns in den Tod nehmen.«
    »Wie wäre es mit dem Thronsaal?« schlug einer vor. »Er ist riesig und hat eine Galerie ringsum, auf die vom ersten Stock

Weitere Kostenlose Bücher