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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Michelle trank den letzten Schluck ihres Espressos. Schon hatte sie das Gefühl, viel konzentrierter zu sein. »Also. Longhampton. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, scheint dies ein hübsches Fleckchen für Hundebesitzer und junge Mütter zu sein. Sehe ich das richtig?«
    Anna zuckte zusammen. »Ich bin wahrscheinlich nicht die Richtige, um sowohl das eine als auch das andere beurteilen zu können.«
    Michelle erstarrte und ließ die Espressotasse ein Stück über der Untertasse schweben. War sie etwa in ein Fettnäpfchen getreten? Anna besaß doch einen Hund, oder? Außerdem schien sie genau das richtige Alter zu haben, um Mutter zu sein – zumindest sah die Mütze, die sie trug, so aus, als habe sie diese von einem Teenager ausgeliehen.
    Zu Michelles großem Entsetzen füllten sich Annas kobaltblaue Augen mit dicken Tränen.
    »Tut mir leid«, schniefte Anna und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Wie peinlich. Sie müssen doch denken, Sie hätten es hier mit einer vollkommen Verrückten mit Hund zu tun! Tut mir wirklich leid!«
    »Nein, nein, schon gut, das denke ich nicht.« Michelle griff in ihre Tasche und zog ein gepunktetes Stofftaschentuch hervor, von dem sie jedoch zuerst den Zucker abschütteln musste. Anna stöhnte auf. »Tut mir leid, habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt …?«, erkundigte sich Michelle.
    Anna putzte sich automatisch die Nase und starrte dann skeptisch auf das Taschentuch.
    »Behalten Sie es«, erklärte Michelle. »Ich habe noch viele davon.«
    »Die sollten Sie in Ihrem Laden verkaufen, die sind wirklich hübsch.« Anna blinzelte und setzte ein Lächeln auf. »Sie haben einen wunden Punkt getroffen, das ist alles. Ich bin nur am Wochenende eine Mum. Mein Ehemann, Phil, hat drei Kinder aus erster Ehe, die sind gerade bei uns. Wir haben sie an jedem zweiten Wochenende sowie eine Nacht pro Woche.«
    »Okay.« Der Umgang mit Kindern gehörte nicht zu Michelles Erfahrungsschatz. Sie hatte nichts gegen Kinder, aber ebenso wenig hatte sie etwas gegen Zebras oder Marmite-Würzpaste. »Und Sie … sind jetzt wegen der Kinder hier?«
    »Irgendwie schon. So haben sie ein wenig Zeit mit ihrem Dad allein. Wie von ihrer Mutter gefordert. Wir sind erst seit anderthalb Jahren verheiratet, sodass wir uns alle noch an diese Stiefmutter-Kiste gewöhnen müssen.« Anna presste die Lippen aufeinander. »Es … ist für alle eine Herausforderung, aber wir versuchen, so gut wie möglich damit klarzukommen.«
    »Und der Hund?«
    »Der gehört den Kindern. Ich denke, er war der letzte Strohhalm, an den sich alle geklammert haben.« Sie sah zu Pongo hinunter. »Es ist nicht seine Schuld, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, ihn richtig zu erziehen. Der arme Kerl sieht den Hundesitter, der mit ihm Gassi geht, öfter als die Mädchen. Ich hatte eben vorgeschlagen, einen gemeinsamen Familienspaziergang zu machen, aber als ich dann an der Haustür war, habe ich gemerkt, dass offenbar nur ich Lust dazu hatte.«
    »Ist Ihnen der Hund lieber als die Kinder?« Michelle fragte sich, ob das wohl der Grund für die Tränen gewesen war. Würde man sie vor die Wahl stellen, hätte sie dreimal lieber den Hund genommen als die aufbrausenden Kinder einer anderen Frau.
    »Nein, nein, ich habe sie alle lieb. Ich liebe Kinder«, beharrte Anna, die die Frage offensichtlich überraschte. »Es ist zwar schon einfacher, wenn ich mit Pongo Gassi gehe und die Kinder sich nicht darüber streiten, wer seine Leine halten und wer ihm den Ball werfen darf, aber …« Ihre Stimme verebbte, als Natalie vor ihnen auftauchte und zwei Kaffees sowie ein neues Stück Karottenkuchen servierte.
    Nachdem sie wieder fort war, seufzte Anna. »So hatte ich es mir nur einfach nicht vorgestellt. Aber meistens kommt es ja anders, als man denkt, nicht wahr?«
    »Wie hatten Sie sich denn alles vorgestellt?« Michelle besaß ein Geschick dafür, Fragen zu stellen, um selbst keine Antworten liefern zu müssen. Sie hatte keine Lust darauf, dass sie plötzlich auf ihre eigene Ehe zu sprechen kamen – die definitiv den Erwartungen nicht gerecht geworden war, weder den ihren noch denen der anderen.
    »Irgendetwas zwischen Mary Poppins und der Trapp-Familie aus Meine Lieder – meine Träume ?« Anna musste über sich selbst lachen. »Ich bin Einzelkind gewesen und wollte, seit ich klein war, immer eine Großfamilie haben. Nach der Hochzeit mit Phil habe ich unzählige Erziehungsratgeber gelesen. Ich wollte nicht die böse

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