Die Büchse der Pandora - Wer liebt Wen?
Kapitel 1
Tim
und ich beschlossen, das Angebot meiner Eltern anzunehmen und das Wochenende
zusammen mit ihnen in unserem Ferienhaus auf dem Land zu verbringen.
Ich
wusste, was das bedeutete.
Au ß er jeder Menge guten
Essens, frischer Luft und Wiedersehensfreude, auch jede Menge bohrender Fragen.
Die Tasche war schnell gepackt. Junge M ä nner reisten mit wenig Gep ä ck.
Die Sonne
strahlte hell am Himmel.
Perfekter
konnte das Wetter nicht sein und so schwangen wir uns in meinen Smart Cabrio
und fuhren bestens gelaunt los.
Tim,
mein bester Freund, war seit Jahren nicht mehr aus Berlin raus gekommen und
hatte sich ein freies Wochenende redlich verdient. Die Fahrt verlief
problemlos, ohne Staus und Unf ä lle.
Zusammen
hatten wir immer jede Menge Spa ß , sangen jedes Lied im Radio lautstark mit. Meist eher
falsch als richtig.
"Was
meinst du, k ö nnen
deine Eltern mich leiden?" Tim schaute mich unsicher an.
"Ich
w ü sste
nicht, wer dich nicht sofort m ö gen sollte." L ä chelnd versuchte ich, ihm die Angst zu nehmen
und verstrubbelte sein nussbraunes Haar.
"Du
tust ja so, als w ä ren es
deine Schwiegereltern. Du besuchst nur die Erzeuger deines besten Freundes. Du
musst nicht in die Familie einheiraten."
Ich
lachte und Tim stimmte mit ein. Nur gut, dass Tim nicht in meinen Kopf schauen
konnte, denn mir war bei der Vorstellung, wie mein Vater Tim mit Fragen l ö chern w ü rde, auch nicht ganz wohl
zumute.
Da Tim
mein bester Freund war und wir viel Zeit miteinander verbrachten, war es mir
schon wichtig, dass meine Eltern ihn mochten.
Seit
ich vor zweieinhalb Jahren in die Landeshauptstadt gezogen war, um zu
studieren, hatte sich zwischen Tim und mir eine Freundschaft entwickelt, wie
ich sie selbst in Kindertagen nicht gehabt hatte.
Als
Sohn sehr gut situierter Eltern hatte ich es vorgezogen, in Berlin in eine WG
zu ziehen, um sofort Anschluss ans echte Leben zu haben.
Raus
aus dem beh ü teten
Leben, rein in die bunte Welt der pulsierenden Hauptstadt. Mein Vater und auch
meine Mutter hatten ihre Studentenzeit genauso verbracht.
Die
WG, die ich gefunden hatte, war der Hammer und noch nie in meinem Leben hatte
ich mehr Spa ß gehabt wie dort.
F ü nf verschiedene Pers ö nlichkeiten, alle mit
unterschiedlichen Studieng ä ngen, zwei M ä dels und drei Jungs, bewohnten die ger ä umige Altbauwohnung.
Da war
Patrizia - genannt Pat, sie studierte Kunstwissenschaft. Mit ihr wurde es nie
langweilig, da sie sehr chaotisch veranlagt war. Putzen geh ö rte nicht zu den Dingen,
die sie bevorzugt erledigte, aber sie kochte fantastisch.
Das
zweite M ä del
hie ß Daniela - genannt Danni . Auch sie geh ö rte in die Kreativecke,
studierte Medien, war eine absolute Sexbombe, immer auf Achse und sie wechselte
ihre Partner fast so h ä ufig
wie ihre Unterw ä sche. Danni war der Meinung, ihre Figur nur f ü r einen Typen zu halten w ä re Verschwendung. Da sie
oft nur zum Schlafen und Duschen anwesend war, konnte man sie nie wirklich zum
Putzen einteilen.
Dann
war da noch Dennis, ein Computergenie. Er verlie ß die Wohnung so gut wie nie, au ß er um in die Uni zu gehen.
Meist hing er mit dem Kopf ü ber seinem Laptop, auf dem nur Bits und Bytes zu sehen
waren. Er redete selten, war ein Einzelg ä nger. Auch er geh ö rte zu den Chaoten. Sein
Zimmer konnte oft nicht begangen werden, weil alles umherflog. Ich wartete auf
den Tag, an dem das erste Mal Ungeziefer unter der T ü r hervor lief.
Der
Zahlengott in der Runde hie ß Christoph. Er studierte BWL. Obwohl er manchmal etwas
phlegmatisch veranlagt war, konnte man `ne Menge Spa ß mit ihm haben. Wurden
Partys gefeiert, kam er voll aus sich raus. Er konnte saufen wie kein anderer
und das Allerbeste, er war ein Pedant. Er hasste Unordnung und r ä umte st ä ndig hinter uns her.
Womit
wir das Putzproblem elegant gel ö st hatten.
Ja und
dann war da Tim. Tim studierte Jura. Ein aufgeschlossener Typ, mit munteren gr ü nen Augen, nussbraunen,
immer leicht verwuschelten Haaren. Er hielt sich zwar
meist im Hintergrund, beobachtete aber sehr genau und hatte eine hervorragende
Menschenkenntnis. Als ich mich damals in der WG vorstellte, hing alles von
seinem Urteil ab, denn auch die anderen vertrauten ihm in dieser Hinsicht voll
und ganz.
Au ß er mir hatten sich noch um
die zwanzig Personen f ü r das
eine Zimmer beworben. Jede halbe Stunde wurde ein Bewerber hineingebeten. Wir
anderen, die nicht dran waren,
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