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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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gebildete Leute das klassische Beispiel. Ich war sicher zwanzig Jahre alt, als ich meine erste Madeleine aß, und der »Mandelkubb«, das Mandelgebäck, das ich schon viel früher verspeiste, löste jedenfalls keine Erinnerungen an die frühe Kindheit aus. Bei mir geht es nicht um irgendwelche Mandeldüfte, sondern um den scharfen, durchdringenden Geruch von Kreosot.
    Ich bin in Estland auf der Jagd. Späte 1980er Jahre, Frühsommer, frühe Morgendämmerung, ich schleiche durch einen Graben auf der Jagd nach Wildschwein und Rehbock. Als ich auf ein paar Brettern einen Bach überquere, habe ich plötzlich den Geruch von Kreosot in der Nase und werde unverzüglich vierzig Jahre zurück und tausend Kilometer weit weg versetzt. Die Bilder, die in meinem Kopf auftauchen, sind so deutlich, dass ich einen Augenblick lang nicht weiß, wo ich mich befinde.
    In Schweden ist Sommer, späte 40er Jahre. Ich war mit meiner Großmutter mütterlicherseits im Stall, während sie die Kühe gemolken hat. Ich halte Großmutter an der Hand, in der anderen Hand trägt sie den Milchkrug. Da ich quengele und nach Hause will, nehmen wir die Abkürzung und gehen über den Bahndamm zu dem Haus, in dem wir wohnen. Die Schwellen unter den Schienen sind mit Kreosot imprägniert, ein scharfer Geruch in der Nase. Das macht nichts. Bald sind wir zu Hause, wo ich Essen bekommen soll.
    Papa und ich besuchen eine Baustelle, auf der er im Augenblick arbeitet. Es ist Sonntag, und die Baustelle liegt auf Lidingö. Aus welchem Grund ich mich daran erinnern kann, weiß ich nicht. Ich weiß, dass wir in Papas Auto dorthin gefahren sind und dass er sofort seine blaue Arbeitshose und Stiefel aus dem Kofferraum nimmt, als wir dort eintreffen. Er zieht die Schuhe und die gute Hose aus und Stiefel und seine Arbeitshose an. Vielleicht ist es ja deswegen. Vielleicht habe ich meine Erinnerung ergänzt, damit sie eine bessere Form erhält. Eine kürzere Autofahrt, Papa, der die gute Hose gegen eine blaue Arbeitshose eintauscht, Lidingö, Sonntag, das Bedürfnis des Erwachsenen, das Wo und Wann näher zu bestimmen.
    Papa und seine Arbeitskollegen haben ein großes Loch in die Erde gegraben, auf dessen Grund matschiges Wasser steht. Jemand hat ein breites Brett über das Loch gelegt, auf dem man gehen kann. Ich laufe vor Papa her, und als er mir folgt, schwankt das Brett. Ich schaue nach unten und begreife plötzlich, dass ich hinunterfallen und ertrinken werde. Ich werde stocksteif und wage es nicht einmal zu schreien, aber im gleichen Augenblick streckt Papa die Hand aus und hebt mich hoch, und alles ist wieder wie immer. Ebenso gut wie stets, wenn ich Papa zu seiner Arbeit begleiten darf.
    Papa nimmt mich oft zu seiner Arbeit mit. Mama ist oft krank. Sie hat nicht die Kraft, sich um mich zu kümmern, und darüber beklage ich mich wirklich nicht. Ich darf auf Papas Schoß sitzen, wenn er mit der Straßenwalze fährt, ich bin sein Handlanger und reiche ihm, sobald nötig, Nägel und Werkzeuge, ohne ein einziges Mal etwas falsch zu machen. Wenn wir Pause haben, sitzen wir in der Baustellenbaracke. Ich habe einen eigenen Henkelmann, und ich kann mir die Geschichten Papas und der anderen Männer anhören. Einmal höre ich, wie Papa eine Frage gestellt wird, die nicht für meine Ohren bestimmt ist. Die Art, wie sie vorgetragen wird, ist mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ist das deine Frau, die den Kleinen prügelt«, sagt er. »Ich habe ihn zufällig beim Pinkeln gesehen. Er hat ja einen vollkommen gestreiften Po.«
    Papa seufzt. Er wirkt alles andere als froh.
    »Margit geht es nicht gut«, antwortet er. »Sie hat was am Magen. Ihr wird es zu viel, wenn er zu Hause ist.«
    »Wir können nur hoffen, dass es kein Krebs ist«, meint Papa noch und seufzt erneut.
    Das Seltsame an dieser Geschichte ist, dass ich nicht die geringste Erinnerung daran habe, dass meine Mutter mich geschlagen haben soll. Noch viel weniger, dass sie mich geprügelt haben soll, bis ich voller Streifen war, weil sie es mit mir nicht aushielt. Ich bin mir im Gegenteil sogar sicher, dass sie nie eine Hand gegen mich erhoben hat, sie hat mich nicht mal geschüttelt oder geschubst, nachdem ich fünf Jahre alt war, und was vorher war, daran erinnere ich mich nicht.
    Ich bin klein. Ich schlafe immer noch im Schlafzimmer meiner Eltern. Mein Bett steht an der Querwand gegenüber vom Kleiderschrank. Meine Mutter putzt. Sie hält ihren neuen Pullover in die Höhe, der vorne und an den Ärmeln große

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