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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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nicht so überzeugt. Eine bedeutend einfachere Erklärung könnte sein, dass die Geborgenheit, die mir mein Vater gab, die Erziehung abschwächte und anglich, die meine Mutter für mich bereitgehalten hätte. So war das damals eben, und bekam ich Prügel, so war ich damit jedenfalls nicht allein. Im Unterschied zu vielen Freunden besaß ich außerdem einen Vater, der mich nie schlug. Er schrie oder brüllte mich auch nie an.
    Gleichzeitig fällt es mir schwer, die Frage auf sich beruhen zu lassen. Ich suche die Antwort in einer Fotografie, die meine Eltern von mir machen ließen, als ich drei Jahre alt war. Dieses Foto wurde in einem Fotoatelier von einem richtigen Fotografen aufgenommen. Es wurde von dem Fotografen signiert und mit einer Jahreszahl versehen, 1948. Es stammt mit Sicherheit aus der Zeit vor meinen fünf Erinnerungen, und ob ich drei oder vielleicht sogar schon dreieinhalb Jahre alt bin, spielt kaum eine Rolle.
    Ich bin gekämmt und habe meine schönsten Sachen an. Weißes Hemd und weiße Hose mit Hosenträgern. Ich sehe gesund aus. Weder mager noch zu dick, keine Anzeichen dafür, dass ich vernachlässigt und noch viel weniger dass ich misshandelt worden sein könnte. Meine Eltern haben Geld und Mühe darauf verwendet, mit mir zu einem richtigen Fotografen zu gehen.
    Das Bild, das er gemacht hat, zeigt keinen typischen Lausebengel der damaligen Zeit, nicht einmal einen fröhlichen kleinen Racker, dem man gesagt hat, er solle still sitzen und den Fotografen anlächeln, damit er seine Arbeit verrichten kann, wie seine Kunden es von ihm verlangen dürfen.
    Ich meine eine gewisse Reserviertheit in meinem Lächeln und meinen Augen zu sehen, ohne zu wissen, was ich eigentlich anschaue. Neugierige Augen, eine Neugier, die sich aus Interesse erklärt, aber gleichzeitig von Vorbehalten umgeben ist. Vielleicht ein früher Ausdruck meiner Persönlichkeit, ein Ausdruck desjenigen, der ich bin und zu dem ich geboren wurde. Etwas, das mir wahrscheinlich mitgegeben wurde und das nicht anerzogen ist. Ein zukünftiger Betrachter, der bereits beginnt, eine gewisse Distanz zum Gegenstand seiner Aufmerksamkeit zu wahren, und der bei Bedarf abrücken und sich mit Hilfe seiner eigenen Gedanken schützen kann. Der sich mit dem verteidigen kann, das sich ausschließlich in seinem eigenen Kopf vollzieht.
    Wahr oder falsch? Ich weiß es in der Tat nicht. Eine Sache weiß ich jedoch mit Sicherheit. Dass ich auf diese Art den größten Teil meines erwachsenen Lebens gelebt habe. Ich bin mir auch bewusst, dass diese Verhaltensweise meiner Umwelt gegenüber sowohl von Vorteil als auch von Nachteil war, dass ich oft schlecht mit ihr umgehen konnte, wenn ich in Konflikte geriet oder auch nur wenn es zu einem normalen Wortwechsel kam. Das hat für mich und die Menschen, die mir am nächsten standen, zu Problemen geführt. Wie auch immer, es war für mich notwendig. Damit ich funktionieren, ja sogar überleben konnte in dem, was meinen Alltag darstellte.
    Dass mich das nicht glücklich gemacht hat, ist etwas anderes und auch vollkommen irrelevant, da mir keine andere Wahl blieb, und wahrscheinlich meine ich es deswegen in meinen eigenen Augen zu lesen, als ich erst drei Jahre alt bin.

5.

Das Gelobte Land
    Während der ersten elf Jahre meines Lebens wohne ich im Tegeluddsvägen im Stadtteil Gärdet in der Nachbarschaft der Gleise für den Güterverkehr und des Frihamnen. Für einen kleinen Jungen wie mich ein Gelobtes Land zum Aufwachsen. Das Haus, in dem wir leben, ist ein siebengeschossiges Hochhaus im schwedischen Funktionalismus der 1930er Jahre. Fast schon ein Wolkenkratzer nach dem schwedischen Modell, das in den Tagen des Ministerpräsidenten Per Albin Hansson galt. Eines von sieben identischen Häusern im selben Viertel, und es ist kein Zufall, dass dieses Viertel, das wie alle Blocks in Stockholm einen Namen trägt, New York heißt. Papa, Mama und ich in zwei Zimmern mit Küche auf gut fünfzig Quadratmetern. Bad mit richtiger Badewanne. Besser als so wohnt niemand. Nicht in meiner Welt zu dieser Zeit, und für jemanden, der so klein ist wie ich, ist das sehr viel Platz.
    Als ich eingeschult werde und die Lehrerin mich fragt, wo ich wohne, erzähle ich nicht ohne Stolz, dass ich im Viertel Näw Jorkk bei der Bahn und dem Freihafen mit allen Dampfern wohne.
    »Njuuu Joork«, sagt die Lehrerin und spitzt ihre schmalen Lippen. »Es heißt Njuuu Joork«, wiederholt sie, und da noch einige Jahre vergehen, bis ich am Realgymnasium

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