Der Rächer von Antares
Shanks, und während seine Klinge ihre Reihen lichtete, fiel mir auf, daß ihre Verteidigung ins Wanken geriet. Wir siegten!
»Die Risshamal-Inseln dicht an Backbord, Prinz!« rief Insur keuchend.
Das war keine gute Nachricht. Der Wind würde beide Schiffe, die fest miteinander verbunden waren, auf die Riffe und Felsen treiben. Wenn wir Glück hatten, liefen wir an einem langen Sandstrand auf, an einer niedrigen Düneninsel. Doch selbst dann war es nur noch eine Sache der Zeit, bis die Schiffe von der Brandung in Stücke geschlagen wurden.
Ich sah Kapitän Ehren, der von mehreren Seiten bedrängt wurde. Die Chuliks kämpften mit großer Disziplin. Wir waren dabei, die Fischmenschen zu besiegen, doch der Kampf war noch lange nicht gewonnen – eher würde er noch heftiger werden, da wir langsam ermüdeten. Gefolgt von einer zerzausten Meute von Seeleuten sprang ich auf das Achterdeck des Shanks. Wir benutzten unsere Clanxer und Speere und hieben die Reihen der Dreizacke beiseite, die sich uns entgegenstellten. Wir drangen bis auf das Achterdeck vor; dahinter ragte das Poopdeck auf, von dem aus mehrere Fischmenschen ihre Pfeile verschossen.
Unsere Bogenschützen blieben die Antwort nicht schuldig. Eigentlich brauchten wir jetzt Schilde, dachte ich sinnloserweise und stürmte weiter. Aber bei den meisten Völkern dieser Welt galt es als feig, sich hinter einem Schild zu verstecken. Hier mußte sich die Kommandozentrale des Schiffes befinden, hier würde sich der Kapitän der Shanks aufhalten.
Und tatsächlich – ich entdeckte das Wesen, das von einer Leibwache flankiert wurde, umhüllt von einem goldschimmernden Panzer. Es schwenkte einen Dreizack in der Hand. Sein Fischgesicht sagte mir nichts. Ich vermochte ein Shankgesicht vom anderen zu unterscheiden – so wie ich eine Forelle und einen Hecht auseinanderhalten kann. Für die Shanks waren das vermutlich bereits rassische Unterschiede. Der Kapitän, dem ich mich gegenübersah, hatte das Gesicht eines Barrakudas.
Herrisch fuchtelte er mit seinem Dreizack. Vom Körperbau her entsprachen die Fischmenschen etwa einem normal großen Mann. Sie tänzelten herum und wanden sich und kämpften verzweifelt, während ich mich durch die Leibwache arbeitete. Der Kapitän äußerte mit hoher, zischender Stimme seine Befehle – und ich verstand jedes Wort.
»Sinotas! Verteidige die Treppe!« Es folgte ein Fluch, der mir nichts bedeutete. Dann: »Der haarige Abschaum kommt näher!«
Aye! sagte ich zu mir und zog meinen Clanxer durch eine vorstehende Makrelenschnauze. Aye, wir Haarigen kommen verdammt dicht heran, du stinkender Fisch-Cramph!
Und wir drängten weiter, und trotz ihrer Kampfstärke wichen die Shanks zurück und gaben schließlich auf. Wenn man überhaupt einmal mit Stolz auf einen Kampf zurückblicken kann – ein zweifelhafter Punkt –, dann taten es sicher die Vallianer in der Erinnerung an den Kampf der Ovvend Barynth gegen das Schiff der Leem-Freunde, das – wie ich später erfuhr – Maskinonge genannte wurde.
Vielleicht wären wir doch noch mit heiler Haut davongekommen. Vielleicht hätten wir etwas erreichen können, das meines Wissens nie zuvor geschafft worden war – wir hätten vielleicht das Schiff als Prise nach Vondium geschafft ...
Wie es sich gehörte, hatte ich nicht in die Führung der Galleone eingegriffen. Der Kapitän war der alleinige Herr an Bord, und ihm oblag das Kommando. Meine Rolle als Prinz Majister lief darauf hinaus, das Oberkommando zu führen. Als ich nun den Sieg zum Greifen nahe sah, begann ich mich der Hoffnung hinzugeben, daß ich an diesem Tage vielleicht nicht versagt hätte. Es war sinnlos, all die guten Männer zu beklagen, die im Kampf gefallen waren – das brachte sie nicht wieder zum Leben, zumal es keine Möglichkeit gegeben hatte, einem Kampf mit der Maskinonge aus dem Wege zu gehen, deren überlegene Segeleigenschaften unser Handeln bestimmten.
Aus den Augenwinkeln warf ich einen Blick auf Kapitän Ehren und Insur ti Fotor, die mit einigen Männern verzweifelt bemüht waren, das Shank-Schiff loszuhacken. Mein Anteil am Kampfgeschehen hatte mich auf das Achterdeck der Fischwesen geführt, wo ich jetzt dem barrakudaähnlichen Kapitän gegenüberstand. Ich wollte dieses Schiff erobern und, sobald es von der Ovvend Barynth frei war, der Gefahr der Klippen entreißen.
Über dem Kampflärm war das Tosen der Brandung immer lauter geworden. Die Felsen waren bereits gefährlich nahe. Die Schiffe ruckten unter
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