Der Rächer von Antares
Sicherheit anzunehmen, daß es zwischen Hamal und Vallia zum Krieg kommt«, schaltete ich mich in die Diskussion ein. »Die Hamaler leben mit einem verrückten politischen Ehrgeiz. Dies verschafft uns den Vorwand, das Boot zu beschlagnahmen. Die hamalischen Gesetze sind in diesem Punkt sehr genau.«
Von den hamalischen Gesetzen hat ein Vallianer von vornherein die Nase voll. In Hamal ist alles geordnet, numeriert, mit einem Etikett versehen, alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Noch immer klammerte man sich an viele alte starre Vorschriften, die eine Stärke des Reiches gewesen waren. Inzwischen machte sich überall eine neue Ära bemerkbar, nicht zuletzt in der Machtergreifung von Königin Thyllis, die nur noch die günstige Gelegenheit eines großen Sieges über Hamals Gegner abwartete, um sich zur göttlichen Herrscherin über den ganzen Kontinent und die umliegenden Inselreiche krönen zu lassen. Ich war sicher, daß sie das enge Netz der hamalischen Gesetze lockern würde, um selbst einen größeren Bewegungsspielraum zu gewinnen – und dadurch konnte ihre Nation erheblich geschwächt werden. Diesen Tag sehnte ich herbei.
Ein unangenehmer Duft stieg mir in die Nase, und ich wandte mich um. Die Seeleute waren damit beschäftigt, Fisch zu braten. Doch der Geruch kam nicht von den toten Tieren.
»Bei Vox, Wersting! Was für ein übles Zeug verbrennt ihr denn da?«
Ich hätte es wissen müssen.
»Wir haben uns Planken des corgverdammten Shanks genommen, Prinz. Sein Holz verursacht den Gestank.«
»Von dem verdammten Fischgestank durchdrungen«, sagte Kapitän Ehren.
Ich untersuchte ein paar Stücke, die von den Seeleuten eingesammelt worden waren. Das Holz war außerordentlich fest und besaß einen fettigen grünlichen Schimmer, fühlte sich dennoch schwammig an und war überraschenderweise gar nicht schwer. Von unseren Männern hatte noch niemand dieses Material gesehen.
»Das Holz stinkt von innen heraus«, stellte ich fest. »Ein großartiger Grundstoff für den Schiffbau!«
»Aye!« sagte Kapitän Ehren. »Großartig für die Fischmenschen! Aber mir war die Ovvend Barynth tausendmal lieber!«
»Wenn ich mich nicht irre, wird der Gestank die Leute aus der Gegend anlocken«, sagte ich.
Ich merkte mir, wer in diesem Augenblick instinktiv zu den Waffen griff, wer sich überzeugte, ob das Schwert griffbereit hing, der Speer zur Hand war, das Messer im Gürtel steckte ...
Wir aßen den Fisch – eine wirklich bescheidene Mahlzeit. Dann begannen wir unseren Marsch nach Süden, auf der Suche nach Wasser.
Der beißende Gestank unseres Feuers begleitete uns ein gutes Stück.
Das brennende Shankschiff hatte wahrscheinlich die auf der Insel wohnenden Menschen alarmiert. Wir hielten die Augen offen.
Wie es sich herausstellte, hatten die Bewohner der Gegend viel mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Wir bekamen sie zu Gesicht, als sie landeinwärts vorsichtig die Köpfe über einige Sanddünen steckten, auf denen magere Büsche und trockenes Gras wuchsen. Ihre Gesichter wirkten verängstigt und schienen nur aus Augen und Mündern zu bestehen, bis sie kehrtmachten und die Beine unter die Arme nahmen. Es handelte sich um Yuccamots, eine schlanke, otternähnliche Rasse mit langem, breit auslaufendem Schwanz. Der Ursprung ihrer Rasse lag im Meer, wo sie einzeln herumgeschwommen waren und Fische gefangen hatten. Jetzt befuhren sie mit offenen Booten das Wasser und schleppten halbkreisförmige Netze, deren Ertrag für ein ganzes Dorf bestimmt war. Die Finger des Yuccamots sind nicht mehr durch Schwimmhäute verbunden, während die Füße noch die alte Flossenform besitzen.
Nicht ohne Mühe nahmen wir mit den Yuccamots Kontakt auf und vermochten sie schließlich davon zu überzeugen, daß wir keine bösen Absichten hegten. Daß wir ihnen vielleicht ein Boot stehlen mußten, war eine Frage, die zunächst noch nicht zur Sprache gebracht wurde. Die Boote der Yuccamots schwangen sich an Bug und Heck empor, wie es sie vor zweitausend Jahren im Mittelmeer gegeben hatte. Sie besaßen einen flachen Boden und waren breit gebaut und ohne Segel. Sie wurden durch sechs massive Ruder bewegt, an denen jeweils mindestens acht Ruderer saßen. Die hellgestrichenen Boote mit den Otternaugen am Bug erinnerten mich stark an Xavegas . Die Xavega ist ein portugiesisches Boot und wird auf dem Atlantik zum Sardinenfischen verwendet; leider findet man diesen Bootstyp auf der Erde nur noch sehr selten.
Kapitän Ehren brachte
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