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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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fest, ohne Ersatzteile und Werkzeug, denn alles war in Frankreich zurückgelassen worden. Ihr Staffelführer, Commander »Papa« Gobiel, war schon seit Wochen krank und sollte nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren. Doch die Briten hatten ihnen einen neuen Commander versprochen. Er wurde jeden Augenblick erwartet.
    Ein kleiner Sportwagen mit offenem Verdeck war zwischen den Hangars aufgetaucht und parkte neben den beiden Holzbaracken. Ein Mann kletterte mit sichtlicher Mühe heraus. Niemand trat ins Freie, um ihn zu begrüßen, und er stapfte linkisch in die Baracke A. Nach ein paar Minuten kam er wieder heraus und steuerte auf die Baracke B zu. Die kanadischen Piloten beobachteten ihn durchs Fenster, wunderten sich über seinen breitbeinigen Seemannsgang.
    Die Tür schwang auf, und er erschien in der Öffnung. Seine Schulterklappen wiesen ihn als Staffelführer aus. Niemand stand auf.
    »Wer hat hier das Kommando?«, fragte er ärgerlich.
    Ein bulliger Kanadier stemmte sich in die Höhe, ein paar Schritte neben ihm rekelte sich Steve Edmond auf seinem Stuhl und musterte den Neuankömmling durch blauen Dunst.

    »Ich vermutlich«, antwortete Stan Turner. Obwohl der Krieg noch jung war, hatte er bereits zwei bestätigte Abschüsse auf seinem Konto. Er sollte es auf insgesamt vierzehn und zu einer ganzen Reihe Orden bringen.
    Der britische Offizier mit den zornigen blauen Augen machte auf den Hacken kehrt und stakste zu einer der geparkten Hurricanes. Die Kanadier traten neugierig aus den Baracken.
    »Ich glaub’s nicht«, raunte Johnny Latta Steve Edmond zu. »Scheiße, die Arschlöcher haben uns einen Commander geschickt, der keine Beine mehr hat.«
    Er hatte Recht. Der Neue stelzte auf zwei Prothesen durch die Gegend. Er hievte sich in die Pilotenkanzel der Hurricane, warf den Merlin-Motor von Rolls-Royce an, drehte in den Wind und hob ab. Eine halbe Stunde lang vollführte er mit dem Jagdflugzeug jedes bekannte akrobatische Manöver und noch ein paar unbekannte dazu.
    Er war deshalb so gut, weil er schon vor dem Krieg, und lange bevor er durch einen Unfall beide Beine verloren hatte, ein Fliegerass gewesen war, auch und gerade weil er keine Beine mehr hatte. Wenn ein Jagdflieger eine enge Kurve fliegt oder die Maschine nach einem Sturzflug wieder hochzieht - und beide Manöver sind im Luftkampf lebenswichtig -, ist sein Körper enormen Fliehkräften ausgesetzt. Das Blut schießt vom Oberkörper nach unten, was eine Ohnmacht zur Folge haben kann. Da dieser Pilot keine Beine hatte, blieb das Blut notgedrungen im Oberkörper und somit näher am Gehirn. Seine Leute sollten erfahren, dass er engere Kurven fliegen konnte als jeder andere. Schließlich landete er die Hurricane, kletterte heraus und ging auf die sprachlosen Kanadier zu.
    »Mein Name ist Douglas Bader«, sagte er, »und wir werden verflucht noch mal das beste Geschwader der gesamten Air Force.«
    Er hielt Wort. Auch wenn der Kampf um Frankreich verloren und es bei Dünkirchen verdammt eng geworden war, stand die
Entscheidungsschlacht erst noch bevor. Göring, der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, hatte Hitler die Luftherrschaft versprochen, die Voraussetzung war für eine erfolgreiche Invasion in England. Um diese Lufthoheit ging es beim Kampf um England. Als sie endete, konnten die Kanadier von der Squadron 242, die stets von ihrem beinamputierten Commander in den Kampf geführt worden war, das beste Abschuss-Verlust-Verhältnis vorweisen.
    Im Spätherbst hatte die deutsche Luftwaffe genug und zog sich nach Frankreich zurück. Hitler ließ seine Wut an Göring aus und richtete sein Augenmerk auf den Osten, auf Russland.
    In den drei Schlachten um Frankreich, Dünkirchen und England, die sich nur über sechs Monate des Jahres 1940 erstreckten, hatte das kanadische Geschwader achtundachtzig bestätigte Abschüsse erzielt, davon allein siebenundsechzig im Kampf um England. Doch sie hatten dabei siebzehn Piloten verloren, und alle bis auf drei waren Kanadier gewesen.
    Fünfundfünfzig Jahre später stand Steve Edmond von seinem Schreibtisch auf und trat, wie schon so oft in den Jahren zuvor, zu dem Foto an der Wand. Nicht alle seiner Fliegerkameraden waren darauf zu sehen. Einige waren bereits gefallen, andere erst später dazugekommen. Aber es zeigte die siebzehn Kanadier in Duxford an einem heißen und wolkenlosen Tag im späten August, als die Schlacht ihren Höhepunkt erreicht hatte.
    Fast alle waren inzwischen tot, die meisten im Krieg

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