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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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vermeiden sollte, die Person zu sehen, die das Mädchen so unüberlegt allein und bei Nacht so weit wegschicken konnte. Und da es nicht unwahrscheinlich war, daß sie mich verabschieden
würde, wenn sie in die Nähe ihres Hauses kam, und mich dadurch der Gelegenheit beraubt hätte, so wählte ich, mit Umgehung der besuchtesten Straßen, die verworrensten Gassen. Und so kam es, daß sie nicht wußte, wo sie war, bevor wir ihre Gasse erreicht hatten. Sie schlug freudig ihre Hände zusammen, eilte mir eine Strecke voraus und blieb vor einer Tür stehen, ohne jedoch früher zu klopfen, als bis ich ihr nachgekommen war.
    Ein Teil dieser Tür bestand aus Glasscheiben, die durch keinen Holzladen geschützt waren. Ich bemerkte dies anfangs nicht, denn es war innen sehr dunkel und still, und ich sah etwas ängstlich – bei dem Kinde war es der gleiche Fall – einer Antwort auf unser Klopfen entgegen. Als sie ihr Pochen einige Male wiederholt hatte, vernahm ich ein Geräusch, wie wenn sich jemand innen bewegte, und endlich blinkte ein schwaches Licht durch die Glasscheiben, in dessen Scheine – es kam nämlich sehr langsam näher, da der Träger des Lichtes sich durch viele umherliegende Gegenstände durcharbeiten mußte – ich sowohl die Art des Wesens erkennen konnte, das sich näherte, als auch den Raum, durch den es kam.
    Es war ein kleiner alter Mann mit langen grauen Haaren, dessen Gesicht und Gestalt ich deutlich unterscheiden konnte, da er das Licht über dem Haupte emporhielt und im Näherkommen geradeaus vor sich hinsah. Obgleich er durch das Alter sehr verändert sein mochte, glaubte ich doch in seinem schmalen und schlanken Äußern etwas von der zarten Form zu bemerken, die mir an dem Kinde aufgefallen war. Die glänzenden blauen Augen waren sicherlich dieselben, aber sein Antlitz zeigte so tiefe Furchen und Spuren von Kummer, daß hier alle Ähnlichkeit aufhörte.
    Der Raum, durch den er sich ganz gemächlich seinen Weg bahnte, war einer jener Aufbewahrungsschlupfe alter, merk
würdiger Gegenstände, die sich in die verborgensten Winkel dieser Stadt zu verkriechen und ihre dumpfigen Schätze mißtrauisch und eifersüchtig vor dem Auge der Öffentlichkeit zu verstecken scheinen. Reihen von Panzern standen da und dort, wie Gespenster in Waffenrüstungen, phantastisches Schnitzwerk aus Mönchsklöstern, rostige Waffen aller Art, verzerrte Figuren aus Porzellan, Holz, Eisen und Elfenbein, Tapeten und seltsames Möbelwerk, wie man sie nur in Träumen zu sehen vermag. Das schmächtige Äußere des kleinen Mannes stimmte wunderbar mit dem Orte zusammen; es war, als hätte er unter alten Kirchen, Gräbern und verlassenen Häusern umhergewühlt und alle seine Seltenheiten eigenhändig zusammengelesen. In der ganzen Sammlung war nichts, was nicht zu ihm gepaßt hätte, nichts, was älter oder abgenützter aussah als er selbst.
    Während er den Schlüssel im Schloß umdrehte, betrachtete er mich mit einigem Erstaunen, das keineswegs gemindert wurde, als er von mir auf meine kleine Begleitung blickte. Die Tür ging auf; das Kind redete ihn als Großvater an und erzählte ihm die kurze Geschichte unserer Bekanntschaft.
    »Ei du mein Gott, Kind«, sagte der alte Mann, indem er den Kopf des Mädchens tätschelte, »wie konntest du nur deinen Weg verfehlen? Denk doch, wenn ich dich verloren hätte, Nell!«
    »Ich würde meinen Weg wohl zu Ihnen zurückgefunden haben, Großvater«, versetzte das Kind kühn; »haben Sie meinetwegen keine Sorge!«
    Der alte Mann küßte sie, wandte sich dann an mich und bat mich einzutreten, was ich auch tat. Die Tür wurde zugemacht und abgeschlossen. Der Alte ging mit dem Lichte voran und führte mich durch den Raum, den ich bereits von außen gesehen hatte, nach einem kleinen Hinterzimmer, von dem aus eine andere Tür in eine Art Kabinett führte. Dort erblickte
ich ein Bettchen, in dem eine Fee hätte schlafen können – so klein sah es aus und so hübsch war es hergerichtet. Das Kind nahm ein Licht, huschte in das kleine Gemach und ließ den alten Mann bei mir allein.
    »Sie werden wohl müde sein, Sir«, sagte er, indem er einen Stuhl an das Feuer rückte. »Wie kann ich Ihnen meinen Dank bezeigen?«
    »Wenn Sie ein andermal für Ihre Enkelin mehr Sorge tragen, mein guter Freund«, versetzte ich.
    »Mehr Sorge tragen?« entgegnete der alte Mann mit schriller Stimme. »Mehr Sorge tragen für Nelly? Wer hätte wohl je ein Kind mehr geliebt, als ich Nelly liebe?«
    Er sprach dies mit so

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