Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
gewesen war, wusste er nicht mehr.
    »Elizabeth lebt jetzt bei ihrer Tante in Sussex«, hatte Mrs. Hobbs ihm gesagt. »Ihr Onkel ist dort Vikar einer kleinen Gemeinde außerhalb von Rottingdean. Sie haben eine gleichaltrige Tochter. Wir hielten es für richtig, Elizabeth der Obhut des Vikars anzuvertrauen, bis die Familie die Angelegenheiten des Masters geregelt hat.« Mr. Hobb hatte traurig genickt und hinzugefügt: »Eine schreckliche Sache, Officer Hawkwood. Eine Tragödie. Die Mörder werden doch ihre gerechte Strafe bekommen, nicht wahr?«
    »Ja«, hatte Hawkwood versprochen. »Dafür sorge ich persönlich.«
    Davon war er zu diesem Zeitpunkt überzeugt gewesen.
    Noch immer in Gedanken versunken, hätte er beinahe überhört, was der Richter sagte.
    »Sie wird ausgetauscht.«
    » Was? «
    »Gabrielle Marceau ist Napoleons beste Agentin in England. Das können wir zu unserem Vorteil nutzen. Wir beabsichten, sie gegen britische Agenten in französischer Gefangenschaft auszutauschen. Erste Sondierungsgespräche finden bereits statt. Die Franzosen werden fünf unserer Männer freilassen, sobald Mademoiselle Marceau an Bord eines Schiffs nach Calais ist. Das ist ein hervorragendes Abkommen.
    Ich weiß, was Sie denken, Hawkwood«, fuhr James Read mit ungewöhnlich ruhiger Stimme fort. »Wir befinden uns im Krieg, und viele gute Männer haben bereits ihr Leben lassen müssen: der Wachmann, Officer Warlock, Master Woodburn … Aber hier gilt es, nationale, das heißt politische, Interessen zu wahren. Um diesen Konflikt beizulegen, müssen beide Seiten Zugeständnisse machen und diplomatische Kanäle offen halten. Doch Napoleons Befehl, die Thetis zu zerstören, stellt eine Grenzüberschreitung dar. Damit hat der Kaiser einen Präzedenzfall geschaffen. Deshalb hatten wir auch keine Skrupel, französische Kriegsgefangene auf dem Schiff zu positionieren. Auge um Auge, Zahn um Zahn, wenn Sie so wollen. Doch ich glaube, dass wir einen Irrweg beschriften haben. Daher haben wir durch die Verhaftung dieser Frau die Möglichkeit, das Amoralische dieser Handlungsweise zu korrigieren. Hier geht es um Wiedergutmachung. Durch den Austausch von Gefangenen können beide Seiten davon ausgehen, dass ein Dialog noch immer möglich ist. Das ist vernünftig, Hawkwood. Und vor allem eine zivilisierte Art, mit dem Feind umzugehen.«
    Hawkwood war außerstande, dem Obersten Richter darauf zu antworten. Er fragte sich, was James Read unter »zivilisiert« verstand. War es zivilisiert, die französischen Gefangenen zu opfern? Oder den schwachsinnigen Eli Gant? Diese Seite an James Read war ihm neu. Unter der kultivierten äußeren Erscheinung des Richters verbarg sich eine Skrupellosigkeit, die besser zu manchem Guerillero gepasst hätte, diesen brutalen Männern, gegen die Hawkwood in den Pyrenäen gekämpft hatte.
    Ihm war jetzt klar, dass zur Verteidigung des Königreichs jede Regel gebrochen werden konnte, jedes Mittel recht war. Dann erinnerte er sich an das von James Read so abrupt beendete Gespräch im Haus des Kommissars und wusste intuitiv, dass noch mehr hinter den Erklärungen des Richters steckte.
    »Die von Lieutenant Ramillies angefertigten Zeichnungen haben uns bewiesen, dass Lee das Unterseeboot entscheidend verbessert hat«, ergriff jetzt Colonel Congreve das Wort. »Wir mussten herausfinden, ob dieses Boot tatsächlich als Kriegsgerät benutzt werden kann. Und Lees erfolgreicher Angriff auf die Thetis hat das bestätigt.«
    »Und wenn ich es geschafft hätte, das Unterseeboot zu zerstören?«, fragte Hawkwood.
    »Wir haben ja noch die Zeichnungen, die Master Woodburn Officer Warlock gegeben hat. Damit und mit den Informationen, die Lieutenant Ramillies uns aus Frankreich hat zukommen lassen, haben wir eine gute Ausgangsbasis für eigene Pläne.«
    »Eigene Pläne wofür?«, fragte Hawkwood, obwohl er bereits ahnte, worauf der Colonel hinauswollte.
    »Für den Bau eines eigenen Unterseeboots natürlich.«
    Hawkwood wurde schwindelig.
    »Und ich muss zugeben«, sagte der Colonel strahlend, »wir waren verdammt beeindruckt. Sagen Sie, Hawkwood, stimmt es, dass Lee ein Gerät konstruiert hat, mit dem man über Wasser sehen kann, wenn das Boot untergetaucht ist?«
    »Er nannte es ›das Auge‹«, sagte Hawkwood hölzern und fragte sich, welcher Wahnsinn da entfesselt wurde.
    »Großartig!«, verkündete der Colonel. »Ich kann es kaum erwarten, mir dieses Gerät bis ins kleinste Detail anzusehen.«
    Hawkwood starrte ihn

Weitere Kostenlose Bücher