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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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Hawkwood zu Jago.
    Der Exsergeant nickte. »Und Sie kannten ihn«, sagte er mit einem Seitenblick auf James Read.
    James Read schürzte die Lippen, ehe er das Wort ergriff.
    »Wir mussten diese Operation mit etwas krönen, Hawkwood. Im wahrsten Sinn des Wortes. Wir hatten das Schiff, die Flaggen und die königliche Standarte. Da wir nicht wussten, wie gut Lee vom französischen Geheimdienst informiert worden war, brauchten wir etwas, das ihn davon überzeugen würde, das richtige Ziel im Visier zu haben. Wir mussten ihm den Prinzen von Wales präsentieren.«
    Hawkwood wollte sich empört aufrichten, doch der rasende Schmerz in seiner Schulter hinderte ihn daran. Sofort ließ er sich wieder in die Kissen sinken. »Der Prinz war an Bord?«, fragte er dann fassungslos.
    James Read schüttelte den Kopf. »Nein. Ein Ersatzmann. Ein Köder aus Fleisch und Blut, wenn man so will, den man aus der Ferne mit dem Prinzen verwechseln konnte. Jemand mit der richtigen Figur.«
    »Und ich habe den Mann gekannt?«
    »Na ja, nicht gerade gekannt«, sagte der Richter lächelnd.
    »Da hat der Sergeant etwas übertrieben. Es sollte wohl ein Scherz sein.« Nach einer Pause fügte James Read hinzu: »Aber zu seiner Mutter hatten Sie flüchtig näheren Kontakt. Eli Gant hat diese Rolle gespielt.«
    »Gant!«, rief Hawkwood entgeistert und zuckte wieder vor Schmerz zusammen. Diese Enthüllungen trugen gewiss nicht zu seiner schnellen Genesung bei.
    »Mir ist eingefallen, dass die Witwe und ihr Sohn auf einem der Transportschiffe in Dudman’s Yark darauf warteten, zur Verbüßung ihrer Strafe mit Schicksalsgefährten in die Kolonien gebracht zu werden. Wir haben der Witwe nicht verraten, wofür wir ihren Sohn brauchen, als wir ihn abholen ließen. Eli war von der Idee begeistert. Das Kostüm hat ihm gefallen.« In ernstem Ton fügte der Richter hinzu: »Ich werde veranlassen, dass er darin beerdigt wird. Das scheint mir angemessen zu sein.«
    Eine Weile herrschte Schweigen im Zimmer.
    »Warum dieses ganze Täuschungsmanöver?«, wollte Hawkwood schließlich wissen. »Warum haben Sie keine Abfangnetze ausgelegt? Warum haben Sie Lee nicht einfach aufgehalten? Warum wollten Sie, dass er das Schiff zerstört?«
    Als der Richter verlegen schwieg, merkte Hawkwood, dass er einen wunden Punkt berührt hatte.
    »Weil wir herausfinden mussten, ob das Unterseeboot funktioniert und der Torpedo tatsächlich sein Ziel trifft.«
    Trotz des warmen Sonnenlichts, das durch die Fenster leuchtete, überlief Hawkwood ein eiskalter Schauder.
    James Read spürte, was in Hawkwood vor sich ging. Er warf Jago einen bedeutungsvollen Blick zu. »Sie brauchen jetzt Ruhe«, sagte er, »damit Sie wieder zu Kräften kommen. Wir treffen uns bald wieder und reden dann weiter. Alles wird sich aufklären. Begleiten Sie mich, Sergeant?«
    Jago nickte, beugte sich jedoch kurz über Hawkwood und flüsterte ihm ins Ohr: »Habe ich’s Ihnen nicht gesagt, Cap’n. Diese verdammten Generäle. Nie rücken sie mit der ganzen Wahrheit raus. Und dann steckt man in der Scheiße. Ganz gleich, was passiert ist: Es kommt nur auf Sie und auf mich an.«
    Dann berührte er leicht Hawkwoods Arm und folgte dem Obersten Richter nach draußen.
    Ezra Twigg blickte auf, als Hawkwood ins Vorzimmer trat.
    »Oh, Mr. Hawkwood! Was für eine Freude, Sie wieder zu sehen, Sir! Und Sie scheinen ja wieder in Form zu sein, wenn ich das so formulieren darf.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits, Ezra. Er ist doch da, oder?«
    Der Sekretär deutete mit dem Kopf zur Tür des Amtszimmers. »Ja. Und der Richter erwartet Sie schon.«
    Als Hawkwood das Büro des Richters betrat, fand er drei Männer in ein Gespräch vertieft von James Read, Colonel William Congreve und ein Fremder. Die drei verstummten sofort.
    Dann stand der Oberste Richter von seinem Schreibtisch auf und ging auf Hawkwood zu.
    »Da sind Sie ja endlich, Hawkwood«, sagte er.
    Der Colonel begrüßte ihn lächelnd. »Captain! Wie schön, Sie wieder zu sehen! Haben Sie sich von Ihren Abenteuern gut erholt? Ja? Ausgezeichnet!«
    »Colonel«, sagte Hawkwood und schüttelte die ihm entgegengestreckte Hand.
    Der Fremde musterte Hawkwood neugierig. Er war groß, hatte ein kräftiges, sonnengebräuntes Gesicht und durchdringende blaue Augen.
    »Officer Hawkwood, Captain Johnstone«, stellte James Read die beiden einander vor.
    Johnstone nickte nur.
    Captain? , dachte Hawkwood.
    Da trat der Richter zur Tür und sagte: »Danke, Captain Johnstone. Das

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