Der Regenbogenkönig
ab. „Natürlich nicht. Du bist ein Mensch, so wie wir alle!“ , prustete er.
„Ich bin weder ein Mensch noch ein Tier. Ich bin ein Schnuffel!“ , wiederholte Buliko.
„Hej, hej, Junge!“ Die Ratte hob bremsend die Hände. „Bleib auf dem Teppich! Du bist ein Schnuffel, ich eine Ratte. Ich bin ein Tier und du bist ein Tier. Finde dich damit ab, nur ein Mensch ist ein Mensch. So ist das eben. Sie beherrschen diese Welt und wir sind nur die Tiere.“
„Was redest du da? Kein Wesen darf eine Welt alleine beherrschen. Die Erde gehört allen Lebewesen!“
Teng lachte laut und amüsiert. „Du bist ja wirklich der Knall im All!“ Er wandte sich ab, aber nur um sich wirbelnd umzudrehen und Buliko finster anzublicken. „Willst du, dass ich mich totlache?“ , schimpfte er.
Buliko war völlig verdutzt und schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Dann lass solche Scherze, verstanden?“
„Aber ...“, wollte Buliko protestieren.
Teng winkte ab. „Lass es! Mache am besten gar nicht den Mund auf. Jetzt weiß ich jedenfalls, weshalb ich solche Tiere wie dich noch nie gesehen habe. Mit diesen Ansichten überlebt ihr bestimmt nicht lange“ , sagte er streng.
„Hör zu. Alles , was ich tun muss, ist, mit einem Menschen sprechen. Dann kann ich wieder in meine Welt zurück. Dort leben wir, entgegen deinen Vermutungen, sehr lange.“
Teng blieb für einen Augenblick die Sprache weg. Im nächsten Moment fiel er auf seinen Rücken und kugelte sich vor Lachen.
„Ich weiß nicht, was daran so witzig ist“, knirschte Buliko gereizt.
„Du!“ , lachte Teng. „Du!“
„Ich glaube , du gehst am besten wieder dorthin, von wo du gekommen bist“, schnappte Buliko.
„Hej! Damit eins klar ist : Ich wohne hier. Kein Tier kann sich mit Menschen unterhalten. Tiere sprechen mit Tieren und Menschen mit Menschen. Das war schon immer so. Oh, Junge, du musst als Kind ziemlich stark auf den Kopf gefallen sein.“
„Ich bin ein Kind!“ , beschwerte sich Buliko.
„Dann ist dir vielleicht noch zu helfen“, höhnte Teng.
„Mir ist egal, was du sagst. Ich muss und werde mit einem Menschen sprechen.“
„Nun, dann verstehe ich nicht, was du hier in diesem Loch suchst. Dort draußen sind genug Menschen. Unterhalte dich doch.“ Teng zeigte auf den Ausgang.
„Ich traue mich nicht“, gluckste Buliko.
Teng machte eine wegwerfende Handbewegung. „Natürlich. Weißt du, Buliko, eigentlich kann ich auch mit Menschen reden, ich habe mich bisher nur nicht getraut.“ Wieder lachte Teng belustigt.
Buliko sprang empört auf. „Du willst nicht verstehen, habe ich recht? In meiner Welt gibt es nicht so viele Menschen und sie sitzen auch nicht in diesen kleinen, stinkenden Kisten. Vor allem fahren sie nicht mit ihnen herum ...“
Teng sah Buliko mit großen Augen an. Angestrengt presste er die Lippen zusammen, seine Wangen füllten sich mit Luft. „Kleine, stinkende Kisten!“, prustete Teng los. „Kleine, stinkende Kisten!“
Buliko verlor langsam die Geduld . Gerade als er Teng ordentlich die Meinung sagen wollte, lenkte die Ratte plötzlich ein und wurde ernst: „Du scheinst wirklich nicht von dieser Welt zu sein, Buliko. Was auch immer du mit diesem Menschen vorhast, ich werde dir helfen. Warte hier!“
Buliko verstand nicht, was Tengs plötzlichen Sinneswandel bewirkt hatte , doch er war zu überrascht, um danach zu fragen. Still beobachtete Buliko, wie Teng in Richtung Ausgang lief und im Lichtschein der Straßenbeleuchtungen verschwand.
Als Teng Ho zurückkam, brachte er einen seltsamen Gegenstand mit. Es handelte sich um zwei kleine Anhänger, die an einer Kette in seinem Maul hingen. Der eine war silbern, der andere blau.
„Jetzt wirst du gleich deinen Menschen treffen!“ , rief Teng Buliko im Vorbeilaufen zu, ohne die Zähne auseinanderzunehmen.
Buliko verstand weder seine Worte noch, was Teng mit diesem seltsamen Ding in seinem Maul bezwecken wollte. Doch kaum war die Ratte im Schatten der Sackgasse verschwunden, erhob sich eine Stimme über die immerwährenden Geräusche der Straße. Die Stimme kam näher – aber sie klang keinesfalls freundlich. Sie stieß übelste Schimpfwörter aus, von denen Buliko nie geglaubt hätte, dass es sie überhaupt gab. Verunsichert blickte der Schnuffel in die Ecke, in die Teng geflüchtet war.
Im nächsten Augenblick erschien eine Gestalt am Fuße der Sackgasse. Erst rannte sie, dann wurde sie langsamer und blieb schließlich stehen.
„Verflixte Ratte“, stieß sie
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