Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bauer
Vom Netzwerk:
durch die Stadt, überschritten die eine oder andere Straße, bewegten sich im Schutz einiger abgelegener Gassen und stürmten dann wieder menschenleere Bürgersteige entlang. Immer wieder blieb Teng an Häuserecken stehen und spähte die Lage aus, ehe er sich mit Buliko weiterwagte. Ihm selbst würde man außer angeekelten Schreien nicht viel Beachtung schenken. Ein Wesen wie Buliko würde aber zweifelsohne große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Deshalb war Teng heilfroh, als sie die Stadt endlich hinter sich ließen und nun das Hafenviertel erreichten. Hier herrschte reges Treiben. Kräne beluden die mächtigen Frachter und Passagierschiffe bekamen den letzten Schliff vor der Abfahrt. Sogar ein Marineschiff lag heute vor Anker. Auf dem Deck traten gerade Soldaten zum Appell an.
    „Unsere größte Schwierigkeit wird sein, dich auf das Schiff meines Vetters zu bekommen. Du wirst ja schlecht die Taue hochklettern können. Hej, Junge! Hörst du mir überhaupt zu?“
    Ein Biss in seinen Fuß riss Buliko aus seinen Gedanken. „Aua! Warum tust du das?“
    „Hör mir zu, Mann!“, schimpfte Teng.
    „Entschuldige, ich habe so etwas nur noch nie zuvor gesehen. Die Boote, die auf unseren Seen fahren, sind so winzig gegen diese hier.“
    Teng verdrehte die Augen und fauchte genervt: „Das sind Schiffe, Junge. Du kannst ja mal versuchen, mit einem Boot den großen Ozean zu befahren.“ Er wandte sich ab und schüttelte den Kopf. „Hast du jetzt genug gesehen? Würdest du nun die Güte besitzen, mir zuzuhören?“, brüllte Teng.
    „Ich höre dir ja zu“, schrie Buliko zurück.
    „Die Schanghai liegt gleich hier vor Anker.“ Teng deutete mit seiner Pfote auf einen Stapel Säcke und Kisten. „Versteck dich zwischen diesen Frachtgütern. Ich werde inzwischen Vetter Tom um Rat bitten. Du kommst nicht da raus, bevor ich zurück bin, verstanden?“
    „Kein Problem“, nickte Buliko. „Wann bist du zurück?“
    „Hoffentlich bevor du irgendeinen Unfug angestellt hast. Die Gegend hier ist sehr gefährlich, hörst du? Sieh dich bloß vor“, sprach Teng und war mit wenigen Sprüngen verschwunden. Buliko beobachtete im Halbdunkel der Morgendämmerung, wie sich die Ratte auf die Anlegeleinen eines großen Frachters schwang und in Richtung Reling emporkletterte. Dann folgte er Tengs Anweisungen und versteckte sich zwischen dem Frachtgut.
     
    Teng blieb nicht lange weg. Bei seiner Rückkehr befand sich in seiner Begleitung eine andere Ratte, die Teng wie ein Ei dem anderen glich, nur das Fell war etwas heller.
    „Hier ist er“, erklärte Teng.
    Die Ratte war beeindruckt. „Oh, wonderful! Dachte ich doch wirklich, diese absurde Geschichte wäre wieder ein Trick, um mich in deine Straßengang zu locken.“
    „Du irrst, wie du siehst.“ Teng nickte Buliko zu. „Das ist mein Vetter Tom. Tom, das ist Buliko.“
    „Schön, deine Bekanntschaft zu machen“, lächelte Buliko.
    Tom stellte sich auf die Hinterfüße und machte eine Verbeugung. „Die Freude ist ganz meinerseits“, sagte er höflich. Er wandte sich von Buliko ab und richtete seine Worte an Teng: „Du hättest mir sagen müssen, dass er so groß ist“, zischte er. „Eine Ratte zu verstecken ist eine Sache, ein Wesen in der Größe eines Menschenkindes eine andere. Ich werde ihn nicht einmal aufs Schiff bekommen!“
    „Ich habe nicht behauptet, dass er eine Ratte ist“, erwiderte Teng leise.
    „Wie sollte ich ahnen, dass du so große Freunde hast?“, fauchte Tom.
    Teng legte eine Hand an sein Kinn. „Lass mich überlegen ... wie hattest du dich noch vor wenigen Minuten ausgedrückt? Bei mir müsse man mit allem rechnen?“
    „Damit meinte ich dein plötzliches Auftauchen!“ , empörte sich Tom.
    Buliko räusperte sich. „Ich möchte wirklich keine Unannehmlichkeiten machen ...“
    „Blödsinn! Ich habe nur die Unannehmlichkeit, dass ich einen Vetter habe, der sich nie Gedanken macht, bevor er handelt. Aber ich werde schon eine Lösung finden, keine Sorge, Buliko. Teng erzählte mir, dass du dringend nach Amerika musst. Die Schanghai läuft noch heute aus, du hast also Glück. Aber wir müssen sehen, wie wir dich während der Reise unbemerkt auf dem Schiff unterbringen, und vor allem, wie wir dich auf das Schiff bekommen.“
    „Das Schiff wird doch noch beladen“, überlegte Teng. Er kaute auf einem Strohhalm, den er auf dem Boden gefunden hatte, und lehnte lässig an einem Stapel Frachtgut. „Wir packen Buliko einfach in eine Kiste.“
    „Und wie

Weitere Kostenlose Bücher