Der Regenmoerder
sein Auto einzusteigen.
Sie hatte sich auf den Boden des Wagens legen müssen, damit sie nicht gesehen werden konnte. Als sie an seiner Wohnung in Whitechapel ankamen, war es schon spät in der Nacht, und alles war finster. Er ließ sie aussteigen und führte sie vor sich her nach oben in seine winzige Bleibe.
Die Wohnung war vollgepfropft mit Zeitungen, die Artikel über die Taten und Opfer des Würgers enthielten. Der Mann ist wahnsinnig, dachte Akiko. Ich muß ihm entkommen.
Doch dazu ließ er ihr nicht die kleinste Gelegenheit. Er stellte
einen Stuhl in den Wandschrank und zwang Akiko dorthinein.
„Setzen Sie sich hin", befahl er.
„Bitte, ich ..."
Er versetzte ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht. „Du sollst dich hinsetzen, habe ich gesagt." Er hatte nach wie vor sein Messer in der Hand.
Akiko setzte sich auf den Stuhl, an dem er sie so festband, daß die Schnur schmerzhaft in ihre Handgelenke schnitt.
„Das tut weh", sagte sie.
Er ohrfeigte sie noch einmal. „Ich habe doch gesagt, Sie sollen den Mund halten!"
Als er sicher war, daß sie sich nicht befreien konnte, schloß er die Wandschranktür und ließ sie darin im Dunkeln. Dann machte er das Radio an, um den Wetterbericht zu hören. Und endlich kam auch, worauf er wartete: „... sehr große Wahrscheinlichkeit, daß es heute nacht noch schauerartige Regenfälle gibt. Und nun noch weitere Nachrichten..." Er schaltete aus. Er wollte dies hier schnellstmöglich hinter sich bringen. Eine gefangene Frau in seiner Wohnung zu haben war gefährlich. Noch heute nacht wollte er sie töten. Er würde sie hinaus in den Regen führen, in eine dunkle Straße, und sie dort erwürgen. Er versuchte sich vorzustellen, wie diesem Polizisten zumute sein würde, wenn er Akiko tot daliegen sah.
Sekio Yamada klopfte bei Akiko an, aber nichts rührte sich. Es war inzwischen zwölf Uhr mittags.
„Wahrscheinlich ist sie gerade zum Essen weggegangen", vermutete Detective Blake.
„Das glaube ich weniger", meinte Yamada. „Sie weiß genau; wie dringend ich diesen Kopf benötige. Wäre sie damit fertig, hätte sie mich angerufen. Und wenn sie noch nicht fertig damit ist, dann würde sie auch nicht einfach zum Essen gehen." Die Sache kam ihm immer seltsamer vor. „Sehen wir mal nach, ob die Nachbarn etwas wissen, ob sie fort ist."
Sie gingen nach unten, und Yamada klopfte bei Mrs. Goodman an. „Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin Sergeant Yamada. Ich suche Miß Kanomori."
„Ich habe sie heute noch nicht gesehen", sagte Mrs. Goodman. „Meistens kommt sie bei mir auf eine Tasse Kaffee vorbei. Aber soviel ich weiß, ist sie mit einer Arbeit sehr beschäftigt." „Haben Sie sie fortgehen hören?"
„Nein, aber das will nichts heißen", meinte Mrs. Goodman, doch dann fiel ihr etwas ein. „Ich weiß, wo sie sein könnte." „Wo?"
„Sie stellt in einer Galerie hier in der Nähe aus. Da könnte sie sein." Und sie gab den beiden Polizeibeamten die Adresse der Galerie.
„Haben Sie vielen Dank.. Das ist sehr hilfreich."
Nach fünf Minuten waren sie in der Galerie. Sekio Yamada besah sich Akikos Foto auf dem Plakat im Schaufenster und war entsetzt. Wenn der Mörder dieses Plakat gesehen hat, dachte er, dann weiß er, wer sie ist!
Mr. Yohiro begrüßte sie an der Tür. „Bitte sehr, meine Herren, kann ich behilflich sein?"
„Ich bin ein Freund von Miß Kanomori", sagte Yamada. „Ist sie vielleicht zufällig hier?"
Mr. Yohiro verneinte kopfschüttelnd. „Nein. Gestern war sie hier. Wir haben zusammen gegessen und über ihre nächste Ausstellung hier bei mir gesprochen. Das wird ein großer Erfolg werden." .
„Aber heute haben Sie sie noch nicht gesehen?" „Nein."
„Wie lange haben Sie dieses Plakat mit ihrem Foto schon in
ihrer Auslage hängen?"
„Erst seit gestern."
Sekio Yamada sank der Mut. Da konnte es der Würger schon gesehen haben.
„Sagen Sie, Mr. Yohiro", fragte er, „war vielleicht irgend jemand hier, der Sie wegen dieses Plakats angesprochen hat?" „Nein." Dann dachte er kurz nach. „Doch! Ja, doch, es war jemand da." ´ „Wer ?"
„Ein Reporter: Er wollte ein Interview mit Akiko machen und fragte nach ihrer Adresse."
„Und Sie haben sie ihm gegeben?"
„Ja. Er sah anständig aus, und die Publicity wird der Ausstellung nur nützen."
Yamada und Blake wechselten einen schnellen Blick. „Hat sich
dieser Reporter", fragte Sekio Yamada, „irgendwie
ausgewiesen?"
„Nein, natürlich nicht. Wozu sollte er?"
Yamada sagte nur ein
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