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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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betrachtete. Sie sahen ihn fragend an. In ihren Blicken lag der Wunsch endlich von hier zu verschwinden. Wurgut stand sogar auf in freudiger Erwartung endlich wieder heimzukehren, um sich dann doch enttäuscht wieder ans Feuer zu setzen. Und was taten die Menschen? Sie beachteten ihn überhaupt nicht. Sie schauten nicht in seine Richtung, und sie schauten nicht zum Pass. Sie schienen die Antwort schon zu kennen.
    »Feuer löschen, wir aufbrechen«, rief Rator seinen Kameraden zu.
    Diesmal war es Briftalon, der zuerst aufsprang.
    »Halt, halt, ihr solltet nichts überstürzen. Es wäre doch dumm, den letzten Wagen wieder ganz durch die Wüste zu ziehen.
    Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr nehmt diesmal nur die drei Wagen, und beim nächsten Mal bekommt ihr einen mehr. Was haltet ihr davon?«
    Rator musste nicht lange überlegen. Der Handel hieß Wagen gegen Wagen, und nur so funktionierte es. Handelsvereinbarungen waren wie Schlachtpläne, sie mussten eingehalten werden. Wenn man davon abwich, verlor man die Kontrolle.
    »Nein, drei gegen drei«, antwortete Rator.
    »Drei gegen drei«, imitierte Briftalon nun Rator. »Wir müssen verrückt gewesen sein, als wir euch das Zählen beigebracht haben.«
    Die Art, wie der Mensch mit ihm sprach, gefiel Rator nicht. Er schien gereizt, mehr als es sich für einen Wagen Marmor gelohnt hätte, wenn es sich überhaupt lohnte, sich über Steine aufzuregen. Aber die Menschen waren in vieler Hinsicht verschroben.
    »Rator schon vorher zählen. Nicht wissen von Menschen«, brummte der Oger, wobei er allerdings verschwieg, dass sein Talent nicht weiter als bis zur Anzahl seiner Finger reichte.
    »Ja, ist ja gut, aber was du nicht weißt, ist, für wen der Marmor bestimmt ist. Wir sind nämlich geschickt worden von Tribert von Sigurt. Und ich glaube nicht, dass du ihn verärgern möchtest.«
    Rator war es vollkommen gleichgültig, ob es irgendwo einen Menschen mit diesem Namen gab, der sich ärgerte. Wichtig war für ihn nur, dass der Handel eingehalten wurde.
    »Nein, drei gegen ...«
    »... gegen drei«, unterbrach in Briftalon. »Du hattest es schon gesagt. Nur leider läuft es diesmal nicht so.«
    Wie durch ein geheimes Zeichen erhoben sich die übrigen Händler von der Feuerstelle. Jeder von ihnen hielt eine gespannte Armbrust in den Händen. Es waren leichte Armbrüste, wie Rator sie bei den Wachen in Städten gesehen hatte, denen er früher zu nahe gekommen war. Aber es waren immerhin Armbrüste. Ihre Bolzen hatten viel Wucht, doch für einen direkten Kampf waren sie wenig geeignet, es dauerte zu lange, bis man sie wieder gespannt hatte. Die übrige Bewaffnung der Händler bestand aus Kurzschwertern, Dolchen und Totschlägern. Sie sahen nicht unbedingt nach den Männern aus, denen er sich sonst gestellt hatte. Im Falle eines Kampfes wären sie hoffnungslos unterlegen.
    »Du wollen kämpfen für Stein?«, fragte Rator verständnislos.
    »Nein, wir wollen nicht kämpfen, wir wollen nur den Marmor mitnehmen. Doch wenn es nicht anders geht, werden wir euch alle töten«, erwiderte Briftalon selbstsicher.
    Auch Hagmu, Wurgut und die übrigen Oger hatten die Auseinandersetzung zwischen Briftalon und Rator bemerkt, genau wie die übrigen Händler, die ihnen nun mit gespannten Armbrüsten gegenüberstanden. Doch die meisten Oger waren kampferfahren und schätzten die Situation ähnlich wie Rator ein.
    »Dnu, ja dnu da«, brüllte Gnunt einen der Händler an. Rator wusste nicht genau, ob er wirklich Gnunt hieß. Er sprach so seltsam, dass es schwierig war, sich überhaupt mit ihm zu verständigen. Aber Gnunt war zum Glück so von Tabal geschaffen worden, dass keiner der anderen Oger es wagte, sich über ihn lustig zu machen. Er war noch gut einen Kopf größer als Rator, und sein Gewicht betrug sicherlich das Anderthalbfache.
    »Dnu höher znielen, snonst Pfneil in Bnein.«
    Briftalon schien verwirrt, genauso wie der Händler, der von Gnunt belehrt wurde. Gnunt trat hervor und ging zielstrebig auf den Händler zu.
    »Sag ihm, er soll zurückbleiben«, brüllte Briftalon Rator an.
    »Sagen selbst, er nicht hören auf mich.«
    Es war schon zu spät, Gnunt hatte bereits die Armbrust an den Wurfarmen gepackt und zeigte mit der Spitze des Bolzens auf verschieden Körperregionen.
    Rator hörte nur ein Stetiges »Hier gnut, da nicht gnut«.
    Die anderen Händler waren einige Schritte zurückgewichen, und sie hatten offenbar ihren Mut mitgenommen. Dann sah Rator, wie Gnunt die Armbrust auf

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