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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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dich nach einiger Zeit, ob es wirklich möglich ist, dass es mehr Langschiffe als Elfen gibt. Sie erzählen immer dasselbe: Die Schiffe tauchen bei Dunkelheit am Horizont auf und halten auf die Küste zu. Leider ist bis jetzt noch niemand nah genug herangekommen, um wirklich einen Elfen gesehen zu haben, es sei denn, man spendiert ihnen noch eine Flasche Rotwein, dann haben sie alle einen gesehen. Ich verstehe einfach nicht, was dich an den Spitzohren so fasziniert.«
    Cindiel hatte erst zweimal in ihrem Leben einen Elfen getroffen, aber sie hatte gespürt, dass es ganz besondere Wesen waren. Von ihrer Großmutter wusste sie, dass die Elfen eins mit der Natur waren. Ihr Gott Timaschall war der Herr über alles, das wächst und blüht. Die Elfen kannten jede Pflanze und ihre Wirkung. Sie konnten Tränke brauen, die so mancher Zauberer mit seiner arkanen Magie nicht herzustellen vermochte. Zu alledem waren sie selbst sehr magiebegabt. Alles an ihnen war anmutig, und sie besaßen das, wonach die meisten Menschen strebten – die Unsterblichkeit.
    »Was meinst du, ist etwas Wahres an den Geschichten dran?«, fragte sie.
    Hagrim bedachte sie mit einer nachdenklichen Miene.
    »Es ist möglich, dass sie Abgesandte schicken. Vielleicht wollen sie versuchen die Fehde mit den Zwergen zu beenden und neue Kontakte zu den Menschen aufnehmen. Sie täten gut daran, wieder eine Stadt in Nelbor zu errichten. Das Land hier versorgte sie mit allem, was sie benötigten, und es ist wichtig, Kontakte mit anderen Völkern zu bewahren, auch für Wesen, deren Leben so lange währt wie das der Elfen. Ein Volk kann sich nur weiterentwickeln, wenn es neue Eindrücke sammelt.«
    Cindiel merkte, wie ihr Herz vor Aufregung klopfte. Was für Möglichkeiten sich daraus ergeben konnten! Der Austausch von Wissen und Erfahrungen wäre unerschöpflich. All das, was ihre Großmutter ihr nicht mehr beibringen konnte, könnte sie von den Elfen erlernen.
    »Was sie wohl dazu sagen, wenn sie erfahren, dass wir mit den Ogern Handel treiben?«, fragte sie belustigt.
    »So wie ich die Elfen einschätze, sind ihnen die Oger zehn Mal lieber als die Zwerge«, antworte Hagrim.
    Die Auseinandersetzung zwischen Elfen und Zwergen war selbst bei den Menschen wohl bekannt. Kurz nachdem man mit vereinten Kräften den Trollfürsten Grind und seine Armee von Unholden bezwungen hatte, kam es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen Elfen und Zwergen. Überall wo Gesteinsmassive und Wälder aufeinander trafen, bekriegten sich die zwei Völker. Nicht selten wurden dabei auf beiden Seiten viele Krieger getötet. Seit Anbeginn der Geschichte waren sie sich verhasst gewesen, doch so blutig stießen sie noch nie aufeinander. Irgendwann stellten die Zwerge den Menschen ein Ultimatum und wollten sie damit zwingen alle Kontakte zu den Elfen abzubrechen. Bei Nichterfüllung wollten sie die Lieferungen von Materialien einstellen die die Menschen für den Bau von Städten benötigten. Noch bevor die Menschen einen Entschluss fassen konnten, zogen sich die Elfen zurück in die Wälder und waren eines Tages ganz verschwunden. Seeleute berichteten damals, dass sie große Langschiffe gesehen hatten, auf denen die Elfen aufs offene Meer hinausfuhren.

5
Alte Freunde, alte Feinde
    Mogda genoss seine Reise durch das nördliche Nelbor. Hier, in dem Land, das er jahrelang sein Revier genannt hatte und in dem er doch nie erwünscht gewesen war, konnte er sich nun frei bewegen, ohne Angst davor haben zu müssen, gejagt zu werden. Endlich war es ihm gestattet, die Straßen und Wege zu benutzen, bei Tage zu marschieren, und er musste sich nicht ins Unterholz werfen, wenn Menschen seinen Weg kreuzten. Die einzige Ausnahme waren jedoch Händler und andere Reisende mit Gespannen. Die Zugtiere, meist Pferde oder Mulis, hatten sich an den Anblick eines Ogers immer noch nicht gewöhnt. Genau genommen waren es alle Tiere, die nicht darauf abgerichtet waren, eigenständig und ohne Furcht zu ihrem Metzger zu gehen. Irgendwie verdrängten sie, dass auch Menschen sie aßen, oder die Gestalt der Hüttenbauer war es, die sie keine Angst haben ließ.
    Den ganzen Tag war Mogda schon unterwegs, und langsam machten sich seine Füße bemerkbar. Er wollte sich einen geeigneten Schlafplatz suchen, doch dann sah er plötzlich das kleine verwitterte Holzschild am Straßenrand. Das beschriftete Brett war an einen Pfosten eines Weidezaunes angebracht. Die Höhe, auf der der Wegweiser angebracht war, schien allerdings

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