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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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drückte das Messer vollends beiseite, kroch im Schutz der Felsen ein Stückchen auf den See zu und sah dann über die Schulter zurück. Mein Blick tastete über die Schatten, in denen Setchatuatuan und die Wikinger Deckung genommen hatten. Von keinem der Männer war auch nur eine Spur zu sehen. Vielleicht würden sie es wirklich schaffen, sich weit genug an den See und die entsetzlichen Froschkreaturen heranzuschleichen, um sie überraschend angreifen zu können.
    Natürlich war das nicht der einzige Grund, aus dem ich Setchatuatuan diesen Vorschlag unterbreitet hatte. Ich sträubte mich noch immer dagegen, den Gedanken zu akzeptieren, daß Leif Erickson uns alle getäuscht haben sollte.
    Zum Teufel, ich hatte gespürt, daß er es ernst meinte!
    Vorsichtig richtete ich mich auf und begann auf den See zuzugehen. Im ersten Moment geschah nichts. Niemand schien mich zu beachten, doch mein Herz hämmerte so, daß ich meinte, es müsse sogar noch das Gekreisch des rasenden Gezüchts dort am Ufer übertönen.
    Ich hatte Angst.
    Ich hatte mich dem See bis auf zehn Schritte genähert, als Erickson die Arme senkte und sich ganz langsam herumdrehte.
    Trotz des schlechten Lichtes konnte ich genau sehen, daß er mich erkannte. Er lächelte, ganz sacht nur, aber unbeschreiblich triumphierend. Und er schien nicht im mindesten überrascht, mich zu sehen.
    »Ihr habt euch also aus dem Verlies befreit«, stellte er gelassen fest. »Ich muß gestehen, ich habe dich unterschätzt, mein kleiner Zauberlehrling. Bisher ist es noch keinem gelungen, aus dieser Falle zu entkommen.«
    Ich weigerte mich noch immer zu glauben, was Leif Ericksons Worte bedeuteten. »Dann … dann hast du uns belogen?«

    stammelte ich. »Das alles war … war nur Theater?«
    Erickson lächelte kalt. »Nenn es eine Kriegslist, wenn du willst«, sagte er. »Sie hat vorzüglich gewirkt, nicht wahr?«
    »Aber wieso?« murmelte ich. »Niemand kann,«
    »Dich belügen?« Erickson lachte. »Narr! Ich bin ein Zauberer wie du, aber hundertmal mächtiger. Ich habe dich unterschätzt, als ich Quetzalcoatl gegen dich schickte, das gestehe ich. Aber das war auch mein einziger Fehler. Du hättest Lasse Rotbart nicht daran hindern sollen, mich zu töten.«
    »Du hattest nie vor, den Dämon zu vernichten«, sagte ich niedergeschlagen.
    »Vernichten?« Erickson lachte schrill. »Ihn? Wie kann man etwas töten, das nie gelebt hat, du Narr? Er wird euch vernichten, so wie all diese anderen Dummköpfe. Und ja, ehe ich es vergesse, auch diesen hitzköpfigen Olmeken, der glaubt, sich an uns anschleichen zu können, während du mich ablenkst.«
    Und plötzlich riß er die Arme hoch und schrie:
    »Ngaiiiii! Cthulhu fhtagn!! Ngai!!!«
    Schlagartig verstummte der Gesang, und für Augenblicke wurde es still. Entsetzlich still, so als hielte die Wirklichkeit erschrocken den Atem an vor dem, was auf Ericksons Ruf hin kam.
    Mit gemessenen Schritten trat Erickson dicht ans Ufer, ging in die Hocke und schöpfte mit aneinandergelegten Händen Wasser, um es tropfenweise wieder in den See fallen zu lassen. »Cthulhu …!« flüsterte er.
    Der finstere Schatten im See wuchs weiter, nahm Formen und Umrisse an, die sich ständig zu verändern schienen, und näherte sich gleichzeitig dem Ufer. Ein dumpfes Grollen ließ den Boden erzittern.
    Das Wasser war nicht mehr schwarz.
    Ein düsteres, unheimliches grünes Glühen stieg aus seiner Tiefe empor, ein Licht von einer Düsternis und Farbe, wie ich es niemals zuvor erblickt hatte, aus keiner bestimmten Quelle kommend, sondern überall gleichzeitig, als leuchte das Wasser aus sich heraus. Aus den gleichmäßig heranrol-lenden, flachen Wellen wurden kleine, aufgischtende Kräuselungen, dann Kreise, wie von unsichtbaren Steinen, die ins Wasser geworfen worden waren. Etwas Gigantisches, Unförmiges tauchte aus den Tiefen des Sees empor. »Ergreift ihn!« sagte Erickson.
    Zwei der nichtmenschlichen Kreaturen erwachten aus ihrer scheinbaren Starre. Ein unbeschreiblich widerlicher, fauler Geruch schlug mir entgegen, als die beiden Wesen neben mich traten und meine Arme ergriffen. Ihre Berührung war feucht und unangenehm wie die von schleimigen Schwämmen.
    Verzweifelt bäumte ich mich auf, versuchte mich dem Griff der beiden zu entwinden.
    Eine Bogensehne peitschte.
    Das Wesen, das meinen rechten Oberarm gepackt hatte, stieß einen quakenden Schmerzenslaut aus und griff sich an die Brust. Dunkles, zähflüssiges Blut quoll unter den Schwimmhäuten hervor,

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