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Der Schatten von nebenan - Roman

Der Schatten von nebenan - Roman

Titel: Der Schatten von nebenan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Saur
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genoss den Rausch durch die Leere, liebte das Rasen durch die Jahreszeiten und alle möglichen Landschaften. Ich lernte diese Art des Daseins zu schätzen, das Zwischendrin, und für eine Weile träumte ich davon, ein Leben lang auf der Reise zu sein. Ich stellte mir vor, dass so eine Existenz all die Dinge vereinen könnte, die ich mochte. Als ich später nach New York kam, machte ich mit dieser Art von Leben weiter, zog durch die ganze Stadt, jeden Monat von Nachbarschaft zu Nachbarschaft, Zimmer oder Studio-Apartments mietend, zu etwas hinreisend, das ich nicht benennen konnte. So ging es weiter, bis ich Claire traf. Die Art, wie mein Leben sich dadurch änderte, ist eigentlich eine typische Geschichte, wie sie in einem Satz erzählt ist. Claire und ich lernten einander kennen und verliebten uns, dann heirateten wir und kauften ein Haus. Aber so einfach war es nicht. Manchmal fragte ich mich sogar, ob wir wirklich in dem Haus lebten, das wir gekauft hatten, oder irgendwo anders, an einem Ort, den wir nicht kannten, jeder von uns für sich allein. Aber diese Überlegung greift zu früh in das Kommende, lehnt sich voreilig gegen das, was ich später Gleichgewicht nennen werde.
    Wir hatten jedenfalls zu viel Geld hinausgeworfen für das Brownstone, Geld, das wir nicht hatten. Der Kredit hatte sich mir wie ein Metallring um den Hals gelegt. Obwohl das Haus ruhig und geräumig genug war für zwei Personen, und obwohl es irgendwie charmant wirkte mit seinem dunklen Holz und den alten Fensterläden, ließ sich nicht leugnen, dass es damit nicht zum Besten stand. Die hölzernen Fußböden enthielten lose Splitter, bereit sich in jeden nackten Fuß zu bohren, der sich näherte. Hier und dort war ein Loch mit etwas gestopft worden, das wie eine platt gedrückte Suppendose aussah. Fenster schlossen nicht mehr richtig. Die Leitungen waren alt und brüchig. Einige der Risse an der Wand im Flur im Erdgeschoss verteilten sich wie Spinnweben und wuchsen mit jeder Woche in die Länge. Ich fürchtete den Tag, an dem ich das Heizungssystem zum ersten Mal anwerfen musste. Das waren die größeren Dinge. Unsere eigene Nachlässigkeit hatte sich langsam ebenfalls gegen das Haus gewandt. In der Küche fehlten an einigen Schränken die Türen, und die Holzscharniere begannen sich um ganze Zentimeter zu verziehen. Im Erdgeschoss liefen überall ungestört Ameisen herum. Fliesen auf dem Badezimmerboden waren lose, und wo das alte Holz moderte, sammelte sich Wasser darunter. Der Haufen dreckigen Geschirrs in der Spüle machte das Ganze nicht besser. Die Möbel waren spärlich, und viele Dinge, einschließlich des Großteils meiner Kleidung, der Bücher meines verstorbenen Vaters und meiner Schachteln mit den handgeschriebenen Kärtchen mit regionalen Ausdrücken und Redensarten waren noch immer nicht ausgepackt. Die Kärtchen waren eine Art Hobby von mir aus der Zeit, als ich mich hinter Worten versteckte und immer nach neuen suchte, als ich mit den Worten die Landschaften meiner Kindheit zu verstehen versuchte, indem ich Dialekte lernte, um einen Rhythmus für mich zu finden, bevor ich weiterziehen würde. Ich konnte damals selbst nicht beurteilen, was ich da begonnen hatte, aber mein Hobby verwandelte sich mit den Jahren mehr in ein Spiel als in ein wahres Verlangen dazuzugehören, da ich bald verstanden hatte, dass meine Tage letztlich überall gezählt waren, egal wie viel ich lernte, egal wie viele eigenwillige Wörter ich kannte.
    Die Karten wuchsen stattdessen zu einem Repertoire, einer bunten Palette für später. Ich hatte früh beschlossen, Schriftsteller zu werden. Egal wie ungewöhnlich so ein Berufswunsch auch für ein Kind sein mag, es klang charmant, ähnlich wie die Idee, Astronaut oder Rodeoreiter werden zu wollen. Ich hatte das Glück, ein paar Mal schöne Füller zum Geburtstag zu bekommen. Dazu erhielt ich Schreibhefte. Aber als Junge habe ich nur einmal mit einem der Füller geschrieben, und da nur meinen Namen auf die erste Seite eines Heftes. Tatsache war, dass ich trotz meiner zweiunddreißig Jahre und trotz meines Traumes bis jetzt nur eine Kurzgeschichte geschrieben hatte, die in einem obskuren Literaturjournal in Wisconsin veröffentlich worden war, und das war nahezu ein Jahrzehnt her. Es gab einige Anfänge eines Romans, aus dem nie etwas geworden war. Es gab sogar einige Enden. Was fehlte, war der Mittelteil. Nüchtern betrachtet hatte ich nicht viel vorzuzeigen.
    So hatte ich beim Kauf des Hauses meinen Reisen

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