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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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so zu tun als ob. Ich glaube, ich werde jetzt schlafen. Bei den Göttern, bin ich müde … und ich schäme mich so furchtbar.«
    »Du hast keinen Grund, dich zu schämen. Aber sag mir eins. Wer sind die Cheiam?«
    »Die Söhne Joacims. Ich glaube, es ist ein Kult. Ich bin mir aber nicht sicher. Laß mich jetzt schlafen.«
    »Schlaf gut, Rek, du hast es dir verdient.«
    »Es ist nicht nötig, mich auch unter vier Augen bei diesem Namen zu nennen.«
    »O doch. Wir alle müssen von nun an mit deiner Rolle leben. Ich weiß gar nichts über deinen Ahnherrn. Aber ich glaube, er wäre stolz auf dich gewesen. Man braucht eiserne Nerven, um so etwas durchzustehen.« Doch Steiger bekam das Lob nicht mehr mit, denn er war bereits eingeschlafen.
    Pagan ging in den Vorraum hinaus.
    »Wie geht es ihm?« fragte Belder.
    »Es geht ihm gut. Aber ich gebe dir einen Rat, alter Mann: keine bissigen Bemerkungen mehr! Von nun an ist er der Bronzegraf und wird auch so behandelt.«
    »Wie wenig du doch weißt, schwarzer Mann!« fauchte Belder. »Er spielt keine Rolle. Er ist der Bronzegraf! Von Rechts und von Blutes wegen. Er glaubt nur, daß er eine Rolle spielt. Nun, laß ihn. Was du jetzt siehst, ist die Wirklichkeit! Es war immer da - ich wußte es. Das hat mich ja so bitter gemacht. Bissige Bemerkungen? Ich bin stolz auf den Jungen, so stolz, daß ich singen könnte!«
    »Laß es«, sagte Pagan grinsend. »Du hast eine Stimme wie eine kranke Hyäne!«
    Steiger erwachte, als eine rauhe Hand sich auf seinen Mund legte. Es war kein schönes Erwachen. Der Mond schickte einen silbernen Strahl durch das offene Fenster, und der Wind blähte die Seidenvorhänge. Aber der Mann, der sich über Steigers Bett beugte, war nur eine Silhouette.
    »Keinen Laut«, warnte eine Stimme. »Du bist in großer Gefahr!« Er nahm die Hand weg und setzte sich aufs Bett.
    Steiger richtete sich langsam auf. »In Gefahr?« flüsterte er.
    »Der Fürst hat befohlen, dich zu töten.«
    »Wie aufmerksam!«
    »Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    »Freut mich, das zu hören.«
    »Das ist kein Scherz, Graf. Ich bin Magir, der Führer der Cheiam, und wenn du dich nicht sofort bewegst, wirst du dich erneut in den Hallen der Toten finden.«
    »Wohin bewegen?«
    »Aus der Stadt. Heute Nacht. Wir haben hoch in den Bergen ein Lager, wo du in Sicherheit bist.« Ein leicht schabendes Geräusch kam vom Fenster, als ob ein Seil über Stein scheuerte. »Zu spät!« flüsterte Magir. »Sie sind schon da. Hol dein Schwert.«
    Steiger krabbelte über das Bett und zerrte sein Schwert aus der Scheide. Ein dunkler Schatten sprang durchs Fenster, doch Magir hielt ihn auf. Sein Krummdolch blitzte, und ein schrecklicher Schrei zerriß die Stille der Nacht. Als zwei weitere Attentäter ins Zimmer kletterten, schrie Steiger so laut er konnte und stürzte vor, sein Schwert schwingend. Es drang in Fleisch, und der Mann fiel ohne einen Laut. Steiger stolperte gerade in dem Moment über den Toten, als ein Dolch über seinen Kopf hinwegsauste. Er rollte sich auf den Rücken und stieß dem Gegner die Klinge in den Bauch. Stöhnend vor Schmerzen taumelte der Mann zurück und stürzte aus dem Fenster.
    »Phantastisch!« sagte Magir. »Ich habe noch nie eine so hervorragend ausgeführte Rolle gesehen. Du könntest selbst ein Cheiam sein.«
    Steiger lehnte sich gegen die Wand; das Schwert entglitt seinen kraftlosen Fingern.
    Pagan riß die Tür auf. »Alles in Ordnung, Rek?« fragte er. Steiger wandte sich um und sah den schwarzen Riesen wie eine Ebenholzstatue den Türrahmen auffüllen, während die Tür an zerborstenen Angeln leise schaukelte.
    »Du hättest die Tür doch aufmachen können«, seufzte Steiger. »Himmel, das ganze Theater hier bringt mich um!«
    »Wo wir gerade davon sprechen«, sagte Pagan, »ich habe in meinem Zimmer vorhin zwei Männer getötet. Belder ist tot - sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    Steiger erhob sich mühsam. »Sie haben ihn getötet? Warum?«
    »Du hast den Fürsten beleidigt«, erklärte Magir. »Er muß dich töten, er hat keine andere Wahl.«
    »Und was ist mit Joacims Geist? Was war der Sinn, ihn zurückzuholen?«
    »Das kann ich nicht beantworten, Graf. Aber ihr müßt jetzt gehen.«
    »Jetzt? Er hat meinen Freund getötet - wahrscheinlich den einzigen, den ich je hatte. Er war wie ein Vater für mich. Geht und laßt mich allein -alle beide.«
    »Mach keine Dummheiten«, warnte Pagan.
    »Dummheiten! Es ist alles so dumm. Das Leben ist eine Farce -

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