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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sein, das mitzuerleben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich für meine Person«, sagte der Sathuli, »freue mich darauf. Ich habe oft Raffirs Geistesstimme gelauscht und ihn gefragt. Aber den Vorzug zu haben, solche Freunde zusammenzubringen . nun, das erfüllt mich mit Stolz.«
    »Sprich gerade heraus, Sathuli!« sagte Steiger. »Ich bin nicht in der Stimmung für kindische Spielchen.«
    »Ich bitte tausendmal um Vergebung, edler Gast. Ich wollte lediglich sagen, daß Raffirs geistiger Führer niemand anders ist als dein Freund, der große Joacim. Ich werde eurer Unterhaltung voller Faszination lauschen.«
    »Sei nicht so nervös!« sagte Pagan, als Steiger im Zimmer auf- und ablief. Sie hatten die Diener fortgeschickt, und Belder, entsetzt über die jüngsten Entwicklungen, ging im Garten spazieren.
    »Ich habe allen Grund, nervös zu sein«, erwiderte Steiger gereizt.
    »Bist du sicher, daß der alte Mann wirklich ein Seher ist?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Wenn er ein Betrüger ist, wird der Fürst ihm befohlen haben, mich zu verleugnen. Wenn er ein Seher ist, wird Joacims Geist mich verleugnen. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Du könntest den alten Mann als Betrüger entlarven«, meinte Pagan ohne rechte Überzeugung.
    »Ihren Heiligen in ihrem eigenen Tempel verunglimpfen? Das hieße, die Gastfreundschaft übermäßig zu strapazieren.«
    »Ich hasse es, wie Belder zu reden, aber es war deine Idee. Du hättest es vorher durchdenken müssen.«
    »Ich hasse es, wenn du wie Belder redest.«
    »Könntest du aufhören, hin- und herzulaufen? Hier, iß ein paar Früchte.« Pagan warf ihm einen Apfel zu, doch Steiger ließ ihn fallen.
    Die Tür wurde geöffnet, und Belder trat ein. »Es ist furchtbar. Furchtbar!« sagte er düster.
    Steiger sank in einen weißen Ledersessel. »Das wird bestimmt eine spannende Nacht.«
    »Ob wir unsere Waffen tragen dürfen?« fragte Pagan.
    »Wahrscheinlich«, sagte Belder, »obwohl ich nicht begreife, wie du mit tausend Sathuli fertig werden willst.«
    »Ich möchte nicht ohne Waffe in der Hand sterben.«
    »Tapfer gesprochen«, sagte Steiger. »Ich nehme den Apfel. Ich möchte nicht ohne ein Stück Obst in der Hand sterben. Könntet ihr bitte mit dem Gerede vom Sterben aufhören? Das ist nicht gerade aufmunternd.«
    Die Unterhaltung plätscherte ziellos weiter, bis ein Diener an die Tür klopfte und sie aufforderte, ihm zu folgen. Steiger bat den Diener, einen Moment zu warten, während er zu dem mannshohen Spiegel an der Wand ging und sich betrachtete. Es erstaunte ihn, daß er lächelte. Er warf sich mit dramatischem Schwung den Mantel um die Schultern und rückte den Opal-Stirnreif zurecht.
    »Bleib an meiner Seite, Rek«, sagte er. »Ich brauche alle Hilfe, die ich bekommen kann.«
    Das Trio folgte dem Diener durch den Palast, bis sie den Eingang zum Tempel erreichten, wo ein Mann sich verbeugte und sie einließ. Steiger ging durch die kühlen Schatten in den eigentlichen Tempel. Die Sitze zu allen Seiten waren mit schweigenden Stammeskriegern besetzt, während der Fürst und Raffir nebeneinander auf einer Empore saßen. Steiger richtete sich auf und marschierte den Gang hinunter; dann nahm er seinen Mantel ab und drapierte ihn sorgfältig über der Stuhllehne.
    Der Fürst erhob sich und verbeugte sich vor Steiger. Steiger meinte, ein boshaftes Funkeln in den dunklen Augen zu sehen.
    »Ich heiße unseren edlen Gast heute Abend hier willkommen. Noch nie hat ein Drenai einen Fuß in diesen Tempel gesetzt. Aber dieser Mann hier behauptet, der Fluch der Nadir zu sein, der lebendige Geist des Bronzegrafen, Blutsbruder des großen Joacim. Daher ziemt es sich, daß er Joacim an diesem heiligen Ort wieder begegnet.
    Friede eurer Seele, Brüder. Öffnet eure Herzen der Musik der Leere. Laßt Raffir mit der Dunkelheit sprechen …«
    Steiger schauderte, als die riesige Versammlung die Köpfe senkte. Raffir lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Augen waren weit geöffnet; dann sah man nur noch das Weiße der Augäpfel. Steiger wurde übel vor Angst.
    »Ich rufe dich, Geisterfreund!« rief Raffir. Seine Stimme war hoch und zittrig. »Komm zu uns an diesen heiligen Ort. Laß uns teilhaben an deiner Weisheit.«
    Die Kerzen im Tempel flackerten plötzlich, als wäre ein Windstoß durch das Gebäude gefahren.
    »Komm zu uns, Geisterfreund! Führe uns!«
    Wieder tanzten die Kerzenflammen - und diesmal verloschen viele. Steiger leckte sich die Lippen; Raffir war kein

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