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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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vermochte Olivia nicht zu rechtfertigen. Doch sie redete sich ein, sie könne erst nach London fahren, wenn Stephen wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. Aber selbst diesen fadenscheinigen Vorwand durfte sie nicht mehr lange benutzen. Sicher wunderte sich Lady St. Leger schon, warum ihr Gast keine Reisevorbereitungen traf, war aber zu höflich, um Fragen zu stellen. Der Gedanke, Blackhope – und Stephen – zu verlassen, lag bleischwer auf Olivias Seele. Wenn sie in den Wagen stieg und davonfuhr, würde ein Teil von ihr in diesem Haus zurückbleiben.
    Eines Tages saß sie mit Stephen im Wintergarten, von frischen Grünpflanzen umgeben, und blickte in den Park hinaus. Wie so oft während seiner Rekonvaleszenz hatte sie ihm etwas vorgelesen. Nun schwiegen sie und beobachteten, wie die Spätnachmittagssonne die Büsche und Bäume vergoldete.
    Schließlich sagte Olivia leise: "An jenem Tag, als wir den Rosenkranz festhielten – und das alles sahen …"
    Unsicher verstummte sie, und Stephen wandte sich ihr zu. "Sprich doch weiter."
    "Da fiel mir etwas auf …"
    "Was?"
    "Lady Alys zog einen Ring unter ihrem Kleid hervor und steckte ihn an ihren Finger."
    "Ja, ich habe es gesehen."
    "Diesen Ring hatte ihr John geschenkt."
    "Oh, das wusste ich nicht."
    "Ich schon – denn ich spürte Lady Alys' Gefühle."
    "Und ich Johns Gefühle. Warum erwähnst du den Ring?"
    "Weil ich ihn wiedererkannte."
    "Tatsächlich?" Stephen kniff die Augen zusammen.
    "Das Muster dieser Gravur hatte ich oft gesehen."
    "Wie meinst du das?"
    "Der Ring ist ein Familienerbstück der Morelands. Auf welche Weise er in unseren Besitz gelangt ist, weiß ich nicht. Großonkel Bellard kann die Frage vielleicht beantworten. Jedenfalls gehört uns der Ring schon sehr lange. Und deshalb glaube ich, dass Lady Alys meine Vorfahrin war. Nach ihrer erfolgreichen Flucht mit John müssen sich die beiden irgendwo niedergelassen und eine Familie gegründet haben. Ich stamme von ihnen ab. Aus diesem Grund fühlte ich mich den beiden so eng verbunden – und du, weil die St. Legers auf Blackhope wohnen."
    Eine Zeit lang schwieg er nachdenklich, dann ergriff er Olivias Hand. "Meine Liebste, uns vereint noch viel mehr."
    Das Kosewort beschleunigte ihren Herzschlag. Doch sie ermahnte sich, vernünftig zu bleiben. Sie schaute ihn nicht an. Das wagte sie nicht. Sonst würde er in ihrem Blick lesen, was sie empfand. "Was willst du damit sagen?" flüsterte sie und starrte durch das große Fenster des Wintergartens.
    "Reine Liebe hat uns zusammengeführt, so wie damals Alys und John."
    Jetzt guckte sie ihn verwirrt an. "Ah … ich …"
    "Olivia, ich liebe dich. Und ich möchte mein Leben mit dir verbringen."
    "Was?" hauchte sie und blinzelte verblüfft.
    "Hiermit bitte ich dich, mich zu heiraten", erwiderte er lächelnd.
    Heiße Freude erfüllte ihr Herz. Vor lauter Glück glaubte sie zu bersten. Aber – durfte sie Stephens Antrag ernst nehmen?
    Da sie keine Worte fand, fuhr er fort: "Falls du dich um die Schicklichkeit sorgst, einer deiner Verwandten, der sich gerade in Blackhope aufhält, hat mir bereits erlaubt, dich zu umwerben."
    "Onkel Bellard? Darüber hast du mit ihm gesprochen? Bevor du an mich herangetreten bist?"
    Verwundert runzelte er die Stirn. "Ich dachte, du wüsstest es. Jene Nacht in deinem Zimmer … Niemals wäre ich zu dir gekommen, hätte ich nicht schon längst beabsichtigt, dich zu heiraten."
    "Bist du dir sicher? Auch wenn du Onkel Bellard bereits kennst, meine restliche Familie ist ziemlich – unkonventionell."
    "Die verrückten Morelands?"
    "Genau."
    "Nach den Ereignissen der letzten Tage halte ich alles, was die Morelands anstellen könnten, für harmlos."
    Nun musste sie kichern. "Damit hast du wahrscheinlich Recht."
    "Wie lange muss ich noch auf eine Antwort warten?" neckte er Olivia. "Bitte, erlöse mich von dieser qualvollen Ungewissheit."
    "Oh Stephen, du musst dir völlig sicher sein. Womöglich bildest du dir nur ein, mich zu lieben – weil du Johns Liebe zu Alys gespürt hast. Wenn wir, ebenso wie Irene, in die Gewalt von Geistern geraten sind …
    Belustigt zog er die Brauen hoch. "Hast du vergessen, dass ich nicht an Geister glaube?" Als sie nichts entgegnete und nur lächelte, umfasste er ihre Hände. "Hast du den Eindruck gewonnen, was du für mich empfindest, ist einfach nur eine Nachwirkung der übergroßen Liebe zwischen Alys und John?"
    "Nein", gab sie leise zu. "Keineswegs."
    "Warum sollte dann etwas anderes in meinem Herzen

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