Der Schatz von Blackhope Hall
Yorkshire ansässig waren und seiner Familie hier größere Ländereien gehörten. Wahrscheinlich befand er sich auf der Reise zu seinem Landsitz.
Er und seine Begleiterin hatten das Gespräch mit dem Bediensteten beendet und näherten sich Charles und Annis auf dem Weg zum Haupteingang der Umspannstelle. Als beide mit ihnen auf gleicher Höhe waren, hielten sie zu Annis' Überraschung an, und der Earl verneigte sich leicht.
"Guten Tag, Mr. Lafoy", sagte er kühl und lächelte mokant.
"Guten Tag, Mylord", erwiderte Charles steif.
Sogleich hatte Annis den Eindruck, dass zwischen beiden Männern eine ihr unerklärliche Spannung bestand. Seine Lordschaft war kein besonders gut aussehender Mann, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Er war von hohem, kräftigem Wuchs und hatte ein kantiges, streng wirkendes Gesicht, graue Augen und an den Schläfen leicht ergrautes Haar, wenngleich er wohl höchstens Anfang dreißig war. Er hatte das Flair eines Menschen, der energisch und tatkräftig war, und nicht, wie sie erwartet hätte, die eines ausschweifenden Lebemanns. Mit seiner gebieterischen, selbstbewussten Aura unterschied er sich sehr von Charles, und unwillkürlich fühlte Annis sich von ihm beeindruckt.
Plötzlich richtete er den Blick auf sie. Rasch senkte sie die Lider, weil sie von ihm nicht dabei ertappt werden wollte, dass sie ihn beobachtete.
"Guten Tag, Madam", begrüßte er sie mit einer angedeuteten Verneigung.
"Das ist die Dowager Baroness Wycherley, meine Cousine", stellte Charles sie ihm widerstrebend vor.
Sein unüberhörbar steifer Ton belustigte Annis. Sie sah Seine Lordschaft an und bemerkte, dass auch er amüsiert war. Erheitert zog er, während er Annis anschaute, die rechte Braue hoch. "Guten Tag, Mylord", äußerte sie höflich.
"Ihr Diener, Lady Wycherley", erwiderte er, ergriff ihre Hand und hob sie zum Kuss an die Lippen.
Sie bereute, dass sie ihn in diesem Moment anschaute, da sie seinen prüfenden Blick bemerkte. Zu ihrer Bestürzung verriet der Ausdruck in seinen grauen Augen eindeutig Interesse an ihr, und voller Unbehagen entzog sie ihm ihre Hand.
Aus Verärgerung über die Nichtbeachtung zupfte Margot ihn am Arm, blickte ihn kokett an und äußerte schmollend: "Möchten Sie mich nicht mit den Herrschaften bekannt machen, Ashy?"
Annis biss sich auf die Zunge, um nicht laut aufzulachen. Aus dem Mund dieser Person, die mit französischem Akzent sprach, hatte die Verniedlichung des Titels Seiner Lordschaft einfach lächerlich geklungen.
"Miss Margot Mardyn", stellte Adam sie in gleichgültigem Ton vor. "Mr. Charles Lafoy und Lady Wycherley."
"Sehr erfreut", sagte Margot strahlend. "Ich bin sicher, Sie haben bereits von mir gehört, nicht wahr?"
"Natürlich", antwortete Annis hastig.
Verständnislos schaute Charles Miss Mardyn an.
"Ich weiß, dass wir im Sommer das Vergnügen haben werden, Sie auf der Bühne des Theatre Royal bewundern zu können", fuhr Annis fort. "Charles und ich werden ganz gewiss eine der Vorstellungen besuchen."
"Ich hoffe, Sie nach dem Ballett zu sehen, Mr. Lafoy", wandte Margot sich lächelnd an ihn und drückte auffordernd den Arm des Earl. "Mir ist kalt, Ashy. Ich begreife nicht, warum das Wetter in England immer so miserabel ist!"
Annis sah ihn an und stellte befremdet fest, dass er sie nicht aus den Augen gelassen hatte. Er verneigte sich und lächelte in einer Weise, die sie ziemlich irritierte. Beunruhigt hoffte sie, nicht zu erröten, und fragte sich, wieso sie sich zu ihm, dessen Lebensstil sich stark von ihrem unterschied, hingezogen fühlte.
"Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und freue mich darauf, Madam, Sie wiederzusehen", äußerte Adam höflich, bevor er sich mit Miss Mardyn entfernte.
Verhalten seufzend schaute Charles ihr hinterher und erkundigte sich betont gleichmütig: "Was weißt du über Miss Mardyn, Annis?"
"Sie ist Sängerin und Tänzerin und war zuletzt im Drury Lane Theater engagiert", antwortete Annis. "Kannst du dich endlich von ihrem Anblick losreißen und mir in die Kutsche helfen, Charles?" fügte sie auflachend hinzu.
"Oh, Pardon!" entschuldigte er sich, war ihr behilflich und nahm neben ihr Platz. Sobald Thompson das Gespann angetrieben hatte und der Landauer vom Platz fuhr, wiederholte Charles: "Tänzerin? Sie ist doch höchstens siebzehn Jahre alt."
"Du irrst dich, mein Lieber", widersprach Annis belustigt. "Sie ist mindestens fünfunddreißig. Die Verjüngungskur hat sie bestimmt den Schminkkünsten
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