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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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stehe in deiner Schuld. Für immer“ , sagte der Fremde und zog seinen Mantel wieder zu.
    „Na . So schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte Lil. „Vergiss es einfach.“
    Der Fremde sah ihn mit seinen hellblauen Augen an, dann blickte er zum Himmel, als würde er nach den Sternen suchen.
    „Ich muss nun weiterziehen. Vergiss nicht. Ich stehe für immer in deiner Schuld. Vergiss es niemals“, sagte der Fremde betont, dann marschierte er in die Dunkelheit und Lil sah ihm verwirrt nach. Wenige Minuten später sah er ihn um die Ecke verschwi n den und auch Lil drehte sich um und machte sich auf den Hei m weg.
    „ Ich muss nun weiterziehen “, echote Lil scherzhaft in einer mis s lu n genen Parodie des Fremden. Er war bereits auf dem Rückweg und dachte über den seltsamen Fremden nach. Seine absonderl i che Au s drucksweise, sein possierliches Outfit, sein seltsames Verhalten, als würde er etwas Wichtiges suchen, was er zuvor verloren hätte. Kom i scher Kauz , dachte Lil.

Erster Teil
    * LIL *
1

    Lil blickte wieder in das Schaufenster des Elektrogeschäftes, e r spä h te die digitale Kamera in der Auslage und begann erneut zu schwärmen. Eine himmelblaue Olympus µ 700 mit 7.1 Megap i xel und einer speziellen, extra für diese Kamera entwickelten Technik, die dieser Kamera den Vorteil gab, dass sie nur wenig, um nicht zu sagen , kaum Licht abforderte. Mit diesem Gerät könnte man hervorragende Bilder selbst bei Kerzenlicht schießen.
    Wieder fiel ihm seine Freundin ein. Ex-Freundin . Der einzige Grund, eine Kamera dieser Klasse zu besitzen, wäre seine Freu n din gewesen. Aber sie war nicht da. Nicht mehr. Er hatte sie ve r loren, verloren wegen seiner egoistischen Einstellung, und vor allem, wegen der nicht gerade diplomatischen Art, ihr das beiz u bringen. Er war ein Idiot gewesen. Ein Vollidiot. Verflucht noch eins. Der größte Idiot dieses Planeten. Er erinne r te sich wieder genau an den Abend, als er e r mattet von der Arbeit nach Hause kam. Seine kleine Wohnung, in der er jetzt bereits seit sechs M o naten alleine schmachtete , war nicht besonders l u xuriös, doch sie wussten beide, dass es sich hier lediglich um eine Übergangsl ö sung handelte und sie gab sich alle Mühe, das Beste da r aus zu machen. Liebevoll brachte sie die jämmerliche Wo h nung zum glänzen, brachte Pflanzen und Pa l men mit und schmückte die Fenster mit süßen Vorhängen... die gesamte Fei n arbeit ließ dieses erbärmliche Heim zu einem Paradies aufblühen. Ja . Das konnte sie gut. Das Beste aus den Dingen herau s holen, so schlecht sie auch waren. Seine Carmen . Sie war einfach einmalig, sie war das Beste, was ihm je passiert war. Sie hatten sich im Frühling ke n nen gelernt, also genau zum richtigen Zeitpunkt, als die ersten frühjährlichen Gefühle auszubrechen versuchten und die Flu g zeuge im Bauch Hochverkehr zeigten, da waren sie in diese Wohnung gezogen. Zwei Zimmer , Küche , Bad . Ein kleiner A n fang, wie immer im Leben, aber der Anfang aller Dinge. Der B e ginn eines gemeinsamen Lebens, das die nächsten siebzig Jahre in Anspruch nehmen sollte. Sie hatten sich wirklich geliebt, mehr als das und mehr als nur inniglich, falls man diesen Au s druck überhaupt noch steigern kann oder darf. Jedenfalls w a ren sie sehr stark verliebt. Es juckte in allen Gliedern und sie waren schier unzertrennlich. Lils Karriere als Computerexperte schien auf e i nen Schlag von einer unbekannten Macht angetrieben wo r den zu sein, denn er erhielt einen Auftrag seiner Firma, der eine Beförd e rung zur Folge hatte, weil er ihn so br a vourös gemeistert hatte. Alles eine Abfolge des Glücklichseins , glaubte Lil. Es schien i m mer nur aufwärts zu gehen. Die Karriere lief hervorragend, oder besser gesagt, die Aufträge fi e len ihm direkt in den Schoß. Er war so beschäftigt, dass er kaum Zeit zum Leben hatte. Seine Carmen war natürlich nicht gerade b e geistert, welche Frau ist das schon, aber für Lil lief alles ausge z eichnet . Wenn er oft erst des Nachts von seinem letzten Auftrag nach Hause kam, schlief Carmen b e reits tief und fest und hatte sich in die Federn ihres Kissens ve r graben. Lil schlich sich dann immer ins Schlafzi m mer und kroch so leise er konnte zu ihr ins Bett um sie nicht zu wecken, genoss ihre Wärme, schlief nach wenigen Minuten zufrieden ein und träumte von seinem nächsten Auftrag, der ihn am folgenden Morgen erwartete. Im letzten Drittel seiner Bezi e hung zu Carmen verließ er das Haus, noch

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