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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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noch. Jetzt gehen Sie in die Waagerechte. Gut so. Langsam treiben lassen. Ich zeige Ihnen, wie man die Greifarme bedient. Das ist noch einfacher.«
    Nach fünf Minuten übernahm Roscovitz wieder und steuerte das Boot langsam zurück in die Schleuse. Die Minute zwischen den geschlossenen Schotts verging quälend langsam, dann waren sie frei und tauchten auf. Anawak fühlte sich irgendwie erleichtert. Ungeachtet seiner Begeisterung bereitete ihm der Gedanke an die Orcas, die das Schiff am Morgen umkreist hatten, Unbehagen – ganz zu schweigen von den Überraschungen, die das Meer für unvorsichtige Tauchbootfahrer noch bereithalten mochte.
    Roscovitz öffnete die Kuppeln. Sie stemmten sich aus ihren Röhren und sprangen auf den Pier.
    Floyd Anderson stand vor ihm.
    »Na, wie war's?«, fragte er ohne sonderliches Interesse.
    »Es macht Spaß.«
    »Leider muss ich den Spaß unterbrechen.« Der Erste Offizier sah zu, wie das zweite Boot auftauchte. »Kaum stecken Sie den Kopf unter Wasser, passiert was. Wir haben ein Signal empfangen.«
    »Was?« Crowe trat hinzu. »Ein Signal? Welcher Art?«
    »Schätze, das müssen Sie uns sagen.« Anderson sah gleichgültig an ihr vorbei. »Aber es ist sehr laut. Und ziemlich nahe.«
     
     
    Combat Information Center
    »Es ist ein Signal im niederfrequenten Bereich«, sagte Shankar. »Ein Scratch-Muster.«
    Er und Crowe waren sofort ins CIC geeilt. Inzwischen hatten sie die Bestätigung der Bodenstation erhalten. Den Berechnungen zufolge lag die Quelle tatsächlich im näheren Umfeld der Independence.
    Li kam herein.
    »Können Sie was damit anfangen?«
    »Vorerst nicht.« Crowe schüttelte den Kopf. »Wir müssen den Computer fragen. Er wird es zerpflücken und auf Muster untersuchen.«
    »Dann also bis nächstes Jahr.«
    »Höre ich da Kritik?«, knurrte Shankar verärgert.
    »Nein, aber ich frage mich gerade, wie Sie innerhalb weniger Tage ein Signal entschlüsseln wollen, an dem sich Ihre Leute seit Anfang der Neunziger die Zähne ausbeißen.«
    »Das fragen Sie sich jetzt?«
    »Kein Streit, Kinder.« Crowe fingerte ihre Zigaretten zutage und zündete sich in aller Ruhe eine an. »Ich sagte doch, es ist was anderes, wenn jemand versucht, sich Außerirdischen verständlich zu machen. Wahrscheinlich haben wir den Yrr gestern die erste Botschaft geschickt, die sie entschlüsseln konnten. Sie werden in gleicher Manier antworten.«
    »Sie glauben tatsächlich, die antworten in gleicher Codierung?«
    »Wenn es die Yrr sind, wenn es eine Antwort ist, wenn sie den Code verstanden haben, wenn sie Interesse an einem Dialog haben – ja.«
    »Warum antworten sie mit Infraschall und nicht gleich in unserer Frequenz?«
    »Warum sollten sie?«, fragte Crowe überrascht.
    »Diplomatie.«
    »Warum antworten Sie einem Russen, der Sie in leidlichem Englisch anspricht, nicht auf Russisch?«
    Li zuckte die Achseln. »Gut. Und weiter?«
    »Wir werden unsere Botschaft vorerst aussetzen, um ihnen zu signalisieren, dass wir ihre Antwort erhalten haben. Sollten sie unseren Code benutzen, dürften wir das ziemlich schnell wissen. Sie werden bemüht sein, uns die Entschlüsselung so einfach wie möglich zu machen. – Ob unser Intellekt ausreicht, die Antwort zu verstehen, ist eine andere Frage.«
     
     
    Joint Intelligence Center
    Weaver hatte sich das Unmögliche vorgenommen. Sie versuchte die Erkenntnisse über die Entstehung intelligenten Lebens zu ignorieren und gleichzeitig zu bestätigen.
    Crowe hatte ihr auseinander gesetzt, dass alle Hypothesen über außerirdische Zivilisationen in den immer gleichen Fragen gipfelten. Eine davon lautete: Wie groß oder klein kann ein intelligentes Wesen überhaupt werden? In SETI-Kreisen, wo man auf die Möglichkeiten interstellarer Kommunikation setzte, wurde vorwiegend über Wesen philosophiert, die ihren Blick himmelwärts richteten, sich der Existenz anderer Welten bewusst wurden und irgendwann beschlossen, Kontakt aufzunehmen. Solche Wesen lebten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf festem Boden, was ihrem Größenwachstum klare Grenzen setzte.
    Aktuell gelangten Astronomen und Exobiologen zu dem Schluss, dass ein Planet nicht weniger als 85 Prozent und nicht mehr als 133 Prozent der Erdmasse besitzen durfte, um Oberflächentemperaturen zu entwickeln, innerhalb derer sich im Verlauf von ein bis zwei Milliarden Jahren intelligentes Leben überhaupt entwickeln konnte. Aus den Größen dieser fiktiven Planeten resultierten verschiedene Szenarien

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