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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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für die Schwerkraft, die wiederum Rückschlüsse auf den Körperbau dort lebender Spezies zuließen. Theoretisch konnte ein Lebewesen auf einem erdähnlichen Planeten ins Uferlose wachsen. Praktisch endete sein Wachstum dort, wo es zu schwer wurde, um sein eigenes Gewicht zu tragen. Natürlich hatten Dinosaurier überproportional große Knochen besessen, aber irgendwie war dabei das Gehirn zu kurz gekommen -der ganze Organismus schien einzig darauf ausgerichtet, sich durch die Gegend zu schleppen und zu fressen. Für bewegliche, intelligente Wesen galt darum die Faustregel, dass sie vermutlich nicht größer als zehn Meter wurden.
    Spannender gestaltete sich die Frage nach der Untergrenze des Wachstums. Konnten Ameisen Intelligenz entwickeln? Bakterien? Viren?
    SETI-Leute und Exobiologen hatten eine ganze Reihe von Gründen, sich damit auseinander zu setzen. Es war so gut wie sicher, dass im heimischen galaktischen Sektor keine menschenähnlichen Zivilisationen vorkamen, zumindest nicht im eigenen Sonnensystem. Umso mehr hoffte man, auf dem Mars oder auf einem der Jupitermonde wenigstens ein paar Sporen und vielleicht sogar Einzeller zu entdecken. Alsosuchte man nach der kleinsten funktionstüchtigen Einheit, die sich als Leben bezeichnen ließ, womit man zwangsläufig bei einem komplexen organischen Molekül landete, der winzigsten vorstellbaren Informations- und Speichereinheit mit eigener Infrastruktur – und bei der Frage, ob ein Molekül Intelligenz entwickeln konnte.
    Eindeutig konnte ein Molekül so etwas nicht.
    Aber intelligent war auch nicht die einzelne Nervenzelle in einem menschlichen Gehirn. Um einen Menschen im Verhältnis zu seiner Körpergröße intelligent zu machen, musste es sich aus etwa 100 Milliarden Zellen aufbauen. Ein kleineres intelligentes Wesen als der Mensch würde vielleicht weniger Zellen brauchen, aber die Größe der Moleküle, aus denen die Zellen aufgebaut waren, blieb gleich, und unterhalb einer gewissen Anzahl Zellen reichte es nicht mehr zum intelligenten Funken. Das war das Problem mit Ameisen, denen man zwar eine unbewusste Intelligenz bescheinigte, deren Hirne aber einfach über eine zu geringe Anzahl von Zellen verfügten, um höhere Intelligenz hervorzubringen. Weil Ameisen zudem nicht durch Lungen atmeten, sondern den Sauerstoff direkt über ihre Köperfläche in die Zellen leiteten, konnten sie nicht wachsen – ab einer gewissen Größe funktionierte die Körperatmung nicht mehr – und keine größeren Hirne entwickeln. So landeten sie samt allen übrigen Insekten in einer Sackgasse der Evolution. Die Wissenschaft schlussfolgerte, dass die körperliche Untergrenze für ein intelligentes Wesen bei zehn Zentimetern liege, womit die Chance, einem krabbelnden Aristoteles zu begegnen, gegen null ging, von einem einzelligen ganz zu schweigen.
    All das war Weaver bewusst, als sie den Computer darauf programmierte, Einzeller und Intelligenz sinnvoll zusammenzureimen.
    Wenige Stunden nach der Entdeckung im Labor herrschte auf der Independence Skepsis vor, ob die Gallerte wirklich intelligent war. Einzeller waren nicht kreativ und entwickelten kein Ich-Bewusstsein. Eine größere Masse aus Einzellern entsprach zwar theoretisch einem Gehirn oder Körper mit Körperzellen. Das Ding vor Vancouver Island, zu dem die Wale geschwommen waren, hatte unzweifelhaft aus Milliarden von Zellen bestanden. Aber konnte es deswegen denken? Und selbst wenn! – Wie lernte es? Wie tauschten sich die Zellen aus? Was führte dazu, dass aus einem Konglomerat von Zellen ein höheres Ganzes entstand?
    Was hatte beim Menschen dazu geführt?
    Entweder war diese Gallerte tatsächlich nur eine dumpfe Masse -oder sie verfügte über einen Trick.
    Sie hatte es fertig gebracht, Wale und Krebse zu steuern.
    Es musste einen Trick geben!
    Kurzweil Technologies hatte Computerprogramme zum Aufbau künstlicher Intelligenz aus Milliarden elektronischer Speichereinheiten entwickelt, die Neuronen und damit ein Gehirn simulierten. Mit künstlicher Intelligenz wurde rund um den Globus bereits in unterschiedlichen Stadien gearbeitet. Sie war lernfähig und in gewisser Weise zu eigener, kreativer Weiterentwicklung fähig. Bis heute nahm keiner der Forscher für sich in Anspruch, so etwas wie Bewusstsein erschaffen zu haben, aber die Frage stand im Raum, ab wann eine Zusammenballung kleinster identischer Einheiten zu Leben wurde. Und ob es überhaupt möglich war, Leben auf diese Weise zu erschaffen.
    Weaver hatte mit Ray

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