Der Schwarm
besteht aus Bakterien! Wollen Sie die Mikroorganismen ausrotten? Wie größenwahnsinnig sind Sie eigentlich? Wenn Ihnen das gelänge, würden Sie das Leben auf der Erde zum Tode verurteilen. Sie wären es, die den Planeten vernichtet, nicht die Yrr. Sämtliche Tierarten in den Meeren würden sterben, und danach ...«
»Dann sterben sie eben«, schrie Vanderbilt. »Sie blöder Ignorant, Sie eierköpfiges Wissenschaftsarschloch! Wenn ein paar Fische sterben und wir dafür überleben ...«
»Wir werden nicht überleben!«, schrie Johanson zurück. »Begreifen Sie das nicht? Alles ist miteinander verflochten. Wir können die Yrr nicht bekämpfen. Sie sind uns überlegen. Wir können nichts tun gegen Mikroorganismen, wir können ja nicht mal was gegen eine normale Virusinfektion tun, aber darum geht es auch nicht. Der Mensch lebt einzig, weil die Erde von Mikroben beherrscht wird.«
»Sigur ...«, sagte Li beschwörend.
Johanson drehte sich um. »Machen Sie die Tür auf«, sagte er. »Ich habe keine Lust, dieses Gespräch länger fortzusetzen.«
»Na schön.« Li nickte mit zusammengekniffenen Lippen. »Dann gefallen Sie sich weiter in Ihrer Selbstgerechtigkeit. Sal, öffnen Sie Dr. Johanson die Tür.«
Peak zögerte.
»Sal, haben Sie nicht gehört? Dr. Johanson wünscht zu gehen.«
»Können wir Sie nicht überzeugen?«, fragte Peak. Es klang hilflos und gequält. »Davon, dass wir das Richtige tun?«
»Türe öffnen, Sal«, sagte Johanson.
Widerwillig setzte sich Peak in Bewegung und drückte auf einen Schalter in der Wand. Die Tür glitt auf.
»Die weiter hinten auch, wenn ich bitten darf.«
»Selbstverständlich.«
Johanson ging nach draußen.
»Sigur!«
Er blieb stehen. »Was wollen Sie, Jude?«
»Sie haben mir vorgeworfen, dass ich meine Verantwortung nicht einzuschätzen weiß. Vielleicht haben Sie Recht. Schätzen Sie Ihre ein. Wenn Sie jetzt zu den anderen gehen und sie aufklären, werfen Sie dieArbeit auf diesem Schiff dramatisch zurück. Das wissen Sie. Wir hatten vielleicht nicht das Recht, Sie zu belügen, aber denken Sie sehr genau darüber nach, ob Sie das Recht haben, uns bloßzustellen.«
Johanson drehte sich langsam um. Li stand im Türrahmen des Kontrollraums.
»Ich werde sehr genau darüber nachdenken«, sagte er.
»Dann lassen Sie uns einen Kompromiss finden. Geben Sie mir Zeit, einen Weg zu finden, und lassen Sie bis dahin alles sacken. Heute Abend reden wir miteinander. Bis dahin unternimmt keiner von uns etwas, das den anderen in Verlegenheit bringen könnte. – Sehen Sie sich in der Lage, diesem Vorschlag zuzustimmen?«
Johansons Kiefer mahlten.
Was würde passieren, wenn er die Bombe platzen ließ? Was würde mit ihm passieren, wenn er jetzt und hier ablehnte?
»In Ordnung«, sagte er.
Li lächelte. »Danke, Sigur.«
Weaver
Am liebsten wäre sie im Welldeck geblieben. Anawak tat sein Bestes, um Greywolf aufzuheitern. Sie wollte bei dem einen bleiben, weil sie sich zu ihm hingezogen fühlte, und den anderen nicht im Stich lassen, dessen Traurigkeit mit Händen greifbar war. Sie fand es schrecklich, diesen riesigen, kraftstrotzenden Mann derart traurig zu sehen. Aber noch schrecklicher fand sie, was Johanson ihr erzählt hatte. Je mehr sie darüber nachdachte, desto ungeheuerlicher erschien ihr, was an Bord der Independence vorging. Etwas sagte ihr unmissverständlich, dass sie alle in großer Gefahr schwebten.
Vielleicht war Rubin inzwischen eingetroffen.
»Bis später«, sagte sie. »Bin was erledigen.«
Im selben Moment merkte sie, dass es gekünstelt klang, übertrieben gelassen. Anawak runzelte die Stirn.
»Was ist los?«, fragte er.
»Nichts Besonderes.«
Sie war einfach nicht gut in so was! Schnell ging sie die Rampe hoch und den dahinter liegenden Flur entlang. Die Tür zum Labor stand offen. Als sie eintrat, sah sie Oliviera mit Rubin im Gespräch. Sie standen an einem der Labortische. Rubin drehte sich zu ihr um.
»Hi. Du wolltest mich was fragen?«
Weaver drückte den Schalter am Innenrahmen, sodass sich das Schott hinter ihr schloss.
»Ja. Du könntest mir was erklären.«
»Im Erklären bin ich ganz groß«, grinste Rubin.
»Tatsächlich?«
Sie gesellte sich zu den beiden. Ihr Blick suchte den Labortisch ab. Alles Mögliche lag dort herum. In einer Halterung steckten Seziermesser verschiedener Größen. Sie sagte:
»Du könntest mir erklären, wozu das Labor über uns dient, was du dort treibst und warum du Sigur vorletzte Nacht
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